Ritterhude. Was war hier los? Was passierte hier gerade? Nicht nur ein Großteil der Zuschauer rieb sich verwundert die Augen, auch Maximilian van Laack kam aus dem Staunen kaum noch heraus. Denn der Headcoach der Ritterhude Badgers sah eine Leistung seiner Mannschaft, die er nach dem Play-off-Finale um den Regionalliga-Aufstieg mit zwei Worten auf den Punkt brachte: "Richtig genial" sei das gewesen, was seine Mannen den favorisierten Elmshorn Fighting Pirates geboten habe. "Am Ende hat es für das Wunder nicht ganz gereicht, aber ich ziehe meinen Hut vor dieser Teamleistung", so van Laack weiter.
Dass die 7:17 (0:3)-Niederlage im Elmshorner Krückaustadion sich anfühlte wie etwas ganz Großes, lag in erster Linie an der im Vorfeld doch sehr eindeutigen Ausgangslage, mit der die Teams in dieses letzte Spiel des Jahres gegangen waren. Da waren zum einen die Badgers, angereist mit lediglich 36 Spielern, darunter einige "Rookies", Akteure also, die ihre erste Football-Saison spielen. Auf der anderen Seite standen die Elmshorner, souveräner Meister der Nord-Staffel ohne einen einzigen Verlustpunkt, dafür ausgestattet mit einem Quarterback und Running Back aus den Vereinigten Staaten und 48 "gestandenen Spielern", wie es Maximilian van Laack umschrieb. Im Schnitt kamen die Elmshorner in ihren acht Ligaspielen auf sagenhafte 55 Punkte pro Partie. Bei allem Respekt für eine starke Saison, die die Ritterhude Badgers in der Oberliga Süd-Staffel gespielt hatten – in Elmshorn hatte niemand den Schwarz-Gelben ernsthaft eine Siegchance eingeräumt.
Badgers-Defense überragt erneut
Und nun stand Maximilian van Laack in der Halbzeitpause des Playoff-Finals beim Stand von 0:3 plötzlich vor seinen Spielern und wusste: Hier geht tatsächlich etwas. "Nach dem ersten Viertel haben wir komplett auf Sieg gespielt", verriet van Laack hinterher, dass auch er einen etwas anderen Verlauf erwartet hatte. Doch sein Team war wieder einmal erstklassig eingestellt und hoch motiviert. Vor allem die Badgers-Defense legte nach zahlreichen starken Leistungen noch einmal eine Schippe drauf – und zog den Elmshornern gleich im ersten Drive einen entscheidenden Zahn. "Die Pirates wollten uns einen frühen Dämpfer verpassen und waren dann offenbar ziemlich beeindruckt, dass unsere Defense diesem Druck sofort standgehalten hat", berichtete der Ritterhuder Headcoach. Das hinterließ Eindruck beim Gegner und setzte beim Underdog zusätzliche Kräfte frei.
Fortan entwickelte sich bei nasskaltem Herbstwetter eine "Abwehrschlacht", wie es Maximilian van Laack nannte. "Auch im zweiten Viertel ging es hin und her, kurz vor Ende der ersten Halbzeit ging der Favorit durch ein Fieldgoal mit 3:0 in Führung. "Ich glaube, wir waren die erste Mannschaft seit drei Jahren, die es geschafft hat, dass Elmshorn im ersten Viertel ohne Punkte geblieben ist", sagte der Headcoach, dem längst aufgefallen war, dass sich in den Reihen des favorisierten Gegners Unmut breitmachte. Und der wurde im dritten Quarter dann sogar noch größer.
Ein Ritterhuder Fieldgoal-Versuch misslang noch, doch kurze Zeit später fing Daniel Velasco Schmidtsdorff dann eine Interception und trug das Spielgerät in die Endzone der Elmshorner. Als Justin Krieb dann auch noch den Point After Touchdown (PAT) verwandelte, führten die Badgers plötzlich mit 7:3 – die große Sensation schien zum Greifen nahe. Doch das intensive und von Elmshorn fair aber extrem hart geführte Spiel forderte nun seinen Tribut von den personell deutlich dünner aufgestellten Hammestädtern.
Mit der schweren Sprunggelenksverletzung von Ivan Zadoia ging es los, es folgte der erste Touchdown der Elmshorner, die das Blatt somit kurz vor Ende des dritten Abschnitts wieder wendeten. Die Kräfte schwanden nun spürbar bei den Ritterhudern. Nach dem nächsten Touchdown der Pirates und einer erfolgreichen Two-Point-Conversion zum 17:7 waren noch drei Minuten auf der Uhr. "Wir haben wirklich alles versucht, haben aber auch gemerkt, dass Elmshorn einfach nicht den Fuß vom Gas nimmt", berichtete Maximilian van Laack. Als sich dann Phil Spille auch noch schwer verletzte (erste Diagnose Innenbandriss), gaben sich die Badgers um den überragenden Quarterback Philipp Kremser schließlich geschlagen.
"Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft", resümierte der Badgers-Headcoach hinterher. "Es fehlte wirklich nicht viel. Wir haben definitiv das Beste rausgeholt, was hier machbar war, und Elmshorn einen fantastischen Fight geliefert."