Es war eine sehr unorthodoxe, geradezu merkwürdige Spielvorbereitung – aber sie war für die Ritterhude Badgers am Ende von Erfolg gekrönt. Nach der bitteren 0:44-Auftaktpleite im Heimspiel gegen Lüneburg, rehabilitierten sich die Oberliga-Footballer aus der Hamme-Gemeinde mit einem knappen 9:7 (9:7) bei den Hannover Stampeders – und hatten im Vorfeld dieser Auswärtspartie ungewöhnliche Pfade beschritten.
Denn da die Hannoveraner noch kein Spiel ausgetragen hatten und auch sonst kein Videomaterial vorlag, analysierten die Ritterhuder kurzerhand: sich selbst. "Wir haben uns das Spiel gegen Lüneburg noch mal angeschaut und uns gefragt: Wenn Hannover das sieht, wie werden sie dann wohl gegen uns spielen?", berichtete Defensive Coordinator Thilo Neubert. Die Spekulationen über das vermeintliche Game-Play des kommenden Gegners bestätigte sich am Ende auf ganzer Linie, sodass Neubert hinterher festhielt: "Wir waren wirklich optimal vorbereitet auf diesen Gegner."
Im Gegensatz zum ersten Saisonauftritt zeigte sich auch die Badgers-Offense um Quarterback Justin Krieb deutlich verbessert. Die zuletzt noch so gescholtene O-Line machte einen viel stärkeren Eindruck, wodurch Krieb viel mehr Zeit hatte als noch gegen Lüneburg. "Dadurch haben wir den Ball deutlich besser bewegt", lobte Headcoach Simon Gelhaus seine Offensive, mit der er unter der Woche intensiv gearbeitet hatte. Running Back Carsten Heinke sorgte für den ersten Touchdown, der anschließende Point After Touchdown (PAT) war ebenfalls gut, sodass die Gäste mit 7:0 in Führung gingen. Diese hatte aber nicht lange Bestand.
Nach einem langen Pass und einem ebenfalls erfolgreichen PAT glich Hannover umgehend aus. Kurios war dann die entscheidende Szene im zweiten Quarter. Kurios deshalb, weil ein Safety nach einem missglückten Snap eher ungewöhnlich ist, vor allem aber auch deshalb, weil diese zwei Punkte das Spiel am Ende zugunsten der Badgers entscheiden sollten.
Nach drei Versuchen wollten die Stampeders kurz vor der eigenen Endzone den vierten Versuch punten, der Snap, also der erste Pass misslang den Hausherren aber komplett und geriet viel zu hoch. Der Punter schmiss sich in der eigenen Endzone auf den Ball, was als Safety und somit mit zwei Punkten für den Gegner gewertet wird. "Absolut unglaublich und natürlich auch etwas glücklich", wusste auch Thilo Neubert um die Kuriosität dieses Vorfalls. Dass es beim 9:7-Halbzeitstand bis zum Ende der Partie bleiben sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt keiner.
Schwere Verletzung im Schlussviertel
Im dritten Quarter ging es dann hin und her. Raumgewinnen waren – wenn überhaupt – nur nach Pässen zu erreichen. Ansonsten dominierten klar die beiden Defense-Reihen das Spielgeschehen. "Es war eine einzige Abwehrschlacht", brachte Neubert das Geschehen auf den Punkt. Die in Bestform agierende Ritterhuder Abwehr gestattete den Hannoveranern kaum Mal neue First Downs, je eine Interception auf beiden Seiten blieb folgenlos. Mit einer schweren Verletzung startete dann das Schlussviertel.
Der Ritterhuder Leif Scharlemann brach sich in einer relativ unspektakulären Szene den Oberarm und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Für den letzten Aufreger sorgte dann aber Patrick Strümpler, der mit einem harten Tackle den vielleicht entscheidenden letzten Angriff der Gastgeber stoppte. Kurz danach knieten die Ritterhuder ab und beendeten so eine intensive Partie. "Natürlich ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, aber es ist natürlich bitter, dass wir den Sieg so teuer erkauft haben", fasste Badgers-Headcoach Gelhaus zusammen. Dennoch stand fest, dass dieser Sieg nach der Lüneburg-Blamage Balsam für die schwarz-gelbe Football-Seele war. "Es gibt die Weisheit, dass im Football alles mit der Line anfängt – und das hat Samstag wieder mal gestimmt", fügte ein zufriedener Cheftrainer hinzu.