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Reaktionen auf die Baustelle Lesumbrücke Spediteur: "Für uns ist das eine Katastrophe"

Die Baustelle Lesumbrücke sorgt nicht nur bei Pendlern für Frust, sondern auch bei Unternehmen. Ein Reiseveranstalter beklagt finanzielle Einbußen, ein Spediteur spricht gar von einer Katastrophe.
12.02.2019, 18:34 Uhr
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Von Imke Molkewehrum

Seit Montag ist die rechte Spur der A-27-Lesumbrücke in Richtung Cuxhaven wegen Schäden im Rinnenbereich gesperrt. Jetzt ist klar: Am Donnerstag werden die Fahrbahnen zwischen 9 und 16 Uhr in Richtung Cuxhaven voll gesperrt. Anschließend wird eine Fahrspur wieder freigegeben. Nach dem Auskühlen des Asphalts soll am Freitag auch die zweite Fahrspur gen Norden wieder befahrbar sein. Nicht nur bei Autofahrern, auch bei Transportunternehmen sorgt die zum verkehrlichen Nadelöhr gewordene Autobahnbrücke für Frust.

"Ein großes Manöver"

„Das ist ein großes Manöver“, betont Martin Stellmann, Sprecher des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV). Weil für die Arbeiten eine Mindesttemperatur von fünf Grad erforderlich sei, muss seinen Worten nach tagsüber gebaut werden. Insgesamt müssen elf schadhafte Gullys instandgesetzt werden.

Durch die Vollsperrung während des Tages sei zudem gewährleistet, „dass die Großraum- und Schwerlasttransporte bis fünf Meter Breite entsprechend ihrer Genehmigung nachts passieren können“, so das ASV. Allein nachts seien auf der Strecke 50 bis 60 dieser Transporter unterwegs. Lediglich ein Asphaltwerk aus Hannover habe eine kurzfristige Lieferzusage für Donnerstag gegeben, so Stellmann. Die Sanierung am Wochenende sei daher nicht möglich.

Dicht an dicht

Staus bestimmen seit Montag den Verkehr diesseits und jenseits der Lesumbrücke. Ein Blick aufs Handy am Dienstag zeigt: schon wieder Stau auf der A 27 vor der Lesumbrücke Richtung Bremerhaven. Angezeigt wird gegen 10 Uhr eine Verzögerung von 17 Minuten. Das geht ja noch, also los! Ausnahmsweise herrscht freie Fahrt über den Zubringer Überseestadt. Auch auf der Autobahn A 27 fließt der Verkehr in beide Richtungen. Richtung Cuxhaven ist dann aber schon vor der Abfahrt Oslebshausen Schluss.

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Warnblinker leuchten auf. Dicht an dicht stehen die Lastwagen auf der rechten Spur. Einige Autofahrer starten waghalsige Manöver zwischen den Trucks, um noch schnell von der Autobahn abzufahren. Auch über durchgezogene Linien. Andere fügen sich in ihr Schicksal und verbringen bis zu zwei Stunden im Stau, bevor bis sie das Nadelöhr, die marode Lesumbrücke, über die einzige verbliebene Spur passieren können.

Reisedienst: "Wir müssen mehr Busfahrer einsetzen"

Hinrich von Rahden, Geschäftsführer des gleichnamigen Schwaneweder Reisedienstes, kommt gerade aus der Bremer Innenstadt zurück. „Ich habe eineinhalb Stunden bis Schwanewede gebraucht. Wegen der Staus bin ich bewusst über Gröpelingen gefahren, aber bei den Stahlwerken war dann Schluss“, sagt der Unternehmer und ergänzt: „Schleichwege braucht man gar nicht zu suchen.“

Das Reiseunternehmen verbucht bereits finanzielle Einbußen wegen der marode Lesumbrücke. „Wir müssen wegen der Staus früher losfahren und mehr Busfahrer einsetzen. Wenn das lange so bleibt, entstehen dem Betrieb erhebliche Kosten, und die werden eingepreist.“ Sollte eine neue Brücke gebaut werden müssen, plädiert Hinrich von Rahden vorab für eine Behelfsbrücke.

Spediteur: "Die Fahrer wollen auch mal Feierabend haben"

„Wegen des Nadelöhrs auf der A 27 können wir unsere Transporte nicht mehr durchführen und müssen den Sand aus weiter entfernt liegenden Gruben holen. Aber das bezahlt uns die Kundschaft natürlich nicht“, erzählt Andreas Albrecht, Prokurist und Betriebsleiter der Firma Siedenburg. Seit mehr als 100 Jahren bietet das Speditionsunternehmen seinen Kunden Entsorgung, Erdarbeiten, Baustellenlogistik, und Transporte. „Für uns ist das ganze Bauvorhaben eine Katastrophe, weil unsere Sandgruben nördlich der Brücke liegen – auch für Baustellen in der Stadtmitte“, sagt der 58-Jährige.

Statt fünf bis sieben Touren zu fahren, schafften die Trucker derzeit nur noch drei bis fünf Fahrten. „Und die Fahrer müssen wegen der Staus auch noch länger arbeiten“, so der Prokurist. „Die Fahrer sind schlecht drauf, wenn sie Stunden im Stau stehen, und sie wollen auch mal Feierabend haben.“ Stattdessen stehen sie nach der Arbeit noch einmal mit ihrem Pkw im Stau. Insgesamt beschäftigt die Firma Siedenburg 120 Mitarbeiter. 70 bis 80 Fahrer lenken die 60 Lkw. Um die Fahrer und das Budget zu entlasten, hat die Unternehmensleitung schon angedacht, „während der verkehrsärmeren Zeiten stadtnah ein Sanddepot anzulegen oder auf Nachtarbeit umzustellen“. Doch das Sanddepot sei kostspielig und die Nachtarbeit wegen der vorgeschriebenen Betriebszeiten für Baustellen und der anderen Gewerke nicht realisierbar. „Wir sind ja nur ein kleines Rad im Getriebe.“

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Die Touren über Bremen-Burg oder Ritterhude abzuwickeln, sei keine Alternative. „Wenn wird durch Ritterhude fahren, gehen die Leute auf die Barrikaden“, ahnt Albrecht. Im Übrigen sei am Montag auch dort „ein wahnsinniger Stau gewesen“. Auch die Strecke durch Burg und über die dortige Brücke sei für die 40-Tonner keine gute Alternative. Über kurz oder lang werde auch diese Brücke durch den Schwerlastverkehr ramponiert. „Und die Bahn ist voll bis obenhin“, betont Andreas Albrecht. Auf Kurzstrecken lasse sich der Umstieg auf die Bahn aber ohnehin nicht realisieren. Bremen sei für Güter der Endpunkt. Von dort werden sie per Lkw weitertransportiert.

„Das Nadelöhr auf der A 27 gefährdet die Existenz unseres Unternehmens“, sagt der Prokurist. Leider würden Firmen im Vorfeld nicht über geplante Maßnahmen informiert. „Eine Sanierung der Brücke wäre ja noch okay, aber der Bau einer neuen Brücke wäre der Supergau.“ Mit dem erforderlichen Planungsverfahren und den Ausschreibungen würden Jahre ins Land gehen. Albrecht: „Ich fürchte, dass ich die Fertigstellung in meinem Berufsleben nicht mehr erleben werde.“

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