Im stockenden Verkehr rund um die Lesumbrücke haben viele Autofahrer für die Situation nur noch ein müdes Lächeln übrig. Auf zwei Spuren ging es auf der Autobahn 27 in Richtung Bremen und auf der anderen Seite Richtung Bremerhaven durch das Nadelöhr im Bremer Norden. Eine Gedulds- und Belastungsprobe für zahlreiche Pendler. Wer dachte, es wird besser, hat sich getäuscht. Denn es kam und kommt schlimmer.
Seit dem vergangenen Montag ist bereits eine Spur der A27-Lesumbrücke zwischen den Anschlussstellen Bremen Industriehäfen und Bremen-Nord geschlossen. Nun steht am Donnerstag eine komplette Sperrung der Fahrbahnen Richtung Cuxhaven und Bremerhaven an. Wie das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) am Dienstag mitteilte, muss von 9 Uhr morgens bis voraussichtlich 16 Uhr am Nachmittag die Strecke zugemacht werden.
Verkehrsbehinderungen auf Ausweichstrecken
Es wird am Donnerstag also nicht beim stockenden Verkehr bleiben. „Wir rechnen in dieser Zeit mit erheblichen Verkehrsbehinderungen auf den Ausweichstrecken“, sagt ASV-Sprecher Martin Stellmann. Vor allem die Heerstraße zwischen Oslebshausen und der Anschlussstelle Bremen-Nord sowie auch die nördliche Ausweichstrecke über die Ritterhuder Heerstraße und das niedersächsische Umland werden voraussichtlich von den Einschränkungen und Staus betroffen sein.
Der Grund für die Vollsperrung sind Reparaturarbeiten an der rechten Spur, teilte das Bremer Straßenbauunternehmen mit. Auf der Brücke musste aufgrund von Schäden im Rinnenbereich am Montagmorgen kurzfristig die Sperrung einer Fahrspur erfolgen. Eine Maßnahme, die der Verkehrssicherheit geschuldet sei, heißt es vom ASV. Nun müssen am Donnerstag die kaputten Bauteile recht kurzfristig wieder instand gesetzt werden.
„Wir haben auch eine Vollsperrung nachts und am Wochenende geprüft“, sagt Martin Stellmann, Sprecher des ASV. Auch eine einspurige Verkehrsführung je Fahrtrichtung als Alternative zu der kompletten Sperrung sei überlegt worden. Aufgrund mehrerer Gegebenheiten musste dieser Ansatz allerdings verworfen werden, so Stellmann.
Für die Bauarbeiten beziehungsweise das Verwenden eines sogenannten Gussasphaltes sei eine Mindesttemperatur von fünf Grad erforderlich, erklärt Stellmann. Aus diesem Grund müsse tagsüber gebaut werden. Insgesamt müssen die Bauarbeiter elf beschädigte Gullys (Abläufe) erneuern und ausbessern.
Sanierung am Wochenende ist nicht möglich
Durch die Vollsperrung während des Tages sei zudem sicher gestellt, „dass die Großraum- und Schwerlasttransporte bis fünf Meter Breite entsprechend ihrer Genehmigung nachts passieren können“, heißt es in einer Mitteilung des ASV. In den vergangenen Tagen haben die Fachleute des Amtes allein nachts auf der Strecke 50 bis 60 Lastwagen gezählt. Nur ein Asphalt-Mischwerk aus Hannover habe am Montag eine kurzfristige Lieferzusage für Donnerstag gegeben, so Stellmann. Die Sanierung am Wochenende sei daher nicht möglich.
Auch weil die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände zum fließenden Verkehr im jetzigen Zustand nicht eingehalten werden können, sei dafür eine Vollsperrung der Fahrbahn in Fahrtrichtung Bremerhaven notwendig. Ab Donnerstagnachmittag, 16 Uhr, soll voraussichtlich wieder eine Fahrspur frei gegeben werden. Nach dem Auskühlen des Asphalts könne dann wohl am Freitag gegen Mittag der Verkehr auch auf der zweiten Fahrspur wieder fließen.
Stahlproben hatten Ende des vergangenen Jahres ergeben, dass das Bauwerk der maroden Lesumbrückenicht mehr ausreichend tragfähig ist. Deswegen musste die Brücke in beiden Richtungen teilweise gesperrt werden. Die Tragfähigkeit wird seitdem von den Brückenbauern des ASV genauer überprüft. Mit einem Ergebnis wird noch Anfang diese Jahres gerechnet.
Pendler und Unternehmen aus Bremen-Nord leiden unter dem Engpass auf der Autobahn 27. Hinrich von Rahden, Geschäftsführer des gleichnamigen Schwaneweder Reisedienstes, verbucht bereits finanzielle Einbußen wegen der maroden Lesumbrücke. Für Andreas Albrecht, Prokurist und Betriebsleiter des Speditionsunternehmens Siedenburg, ist das ganze Bauvorhaben eine Katastrophe, weil seine Fahrer weiter entfernt liegende Sandgruben anfahren müssen. „Das Nadelöhr auf der A27 gefährdet die Existenz unseres Unternehmens“, sagt Albrecht.
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