Schwanewede. Gerade einen Monat ist es her, dass am Deich zwischen Neuenkirchen und Rade 30 Schafe gerissen wurden. Der Wolf soll es gewesen sein, bewiesen ist das noch nicht. Jetzt hat es wieder ein Schaf erwischt. Diesmal in Schwanewede, in Nähe von Wohnsiedlungen und zwei Kindertagesstätten. Und wieder steht der Wolf unter Verdacht.
Tatort: eine private Wiese an der Straße Damm, direkt hinter dem Haus der Besitzer zwischen Eggestedter Straße und dem Bachlauf der Schwaneweder Beeke. Hier weidete das Schaf zusammen mit einer Ziege in der Nacht, als es getötet wurde. Heiko Ehing, einer von drei Wolfsberatern im Landkreis Osterholz, bestätigt auf Nachfrage den Vorfall. Von der Familie, der das Schaf gehörte, war er informiert worden. Ehing nahm vor Ort eine DNA-Probe, die er inzwischen zur Analyse an das Wolfsbüro in Hannover geschickt hat. Das Ergebnis steht nach seinen Worten noch aus.
Blutungen am Hals
"Das tote Schaf wies Blutungen am Hals auf", schildert der Osterholzer Wolfsberater, was er an Ort und Stelle vorfand. Er gehe von einem Tötungsbiss durch ein großes Tier aus, "entweder von einem Wolf oder einem großen Hund". Dass ein Fuchs oder ein anderes kleineres Tier das Schaf getötet habe, sei unwahrscheinlich. "Ein Schaf hat einen dicken Hals, da muss ein großes Maul zugebissen haben." Fraßspuren am Schaf habe es nicht gegeben. Die Ziege kam bei dem Angriff in der vergangenen Woche in der Nacht von Montag auf Dienstag nicht zu Schaden. "Ein Wolf wäre mit Sicherheit auch auf sie losgegangen, sie gehört in sein Beuteschema", sagt Ehing.
Die Wiese, auf der das Schaf gerissen wurde, war nach seinen Worten eingezäunt, aber nicht mit einem sogenannten wolfssicheren Elektrozaun. Er habe der Familie zu einem solchen Zaun geraten, die habe aber abgelehnt. Mit dem Hinweis, dass die Tierhaltung ein Hobby sei, der Aufwand sich nicht lohne. Ehing hingegen meint: "Hat ein Wolf einmal leichten Erfolg bei einem Schafriss gehabt, wird er es immer wieder versuchen. Bekommt er jedoch einen Stromschlag vom Elektrodraht, weiß er, dass Schafe wehtun und geht dort mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr ran. Eine Wölfin gibt eine solche Erfahrung auch an ihre Welpen weiter. Es wäre deshalb ein großer Schritt in die richtige Richtung, wenn auch Hobbytierhalter einen wolfsabweisenden Grundschutz in Form eines Elektrozaunes installieren."
DNA-Probe soll Antworten liefern
Das noch ausstehende Ergebnis der DNA-Probe aus Schwanewede kann laut Ehing nicht nur die Frage beantworten, ob es der Wolf war oder nicht. Sollte der Wolf der Täter sein, erhofft sich Ehing auch Antworten auf weitere Fragen: Ob es sich bei dem Angreifer in Schwanewede um den Wolf handelt, der über den Standort-Übungsplatz in Schwanewede streift; ob dieses Tier ein Einzelgänger ist oder zu dem Rudel der sechs Wölfe im Brundorfer Forst Schmidts Kiefern gehört; ob der mutmaßliche Wolf vom Damm identisch ist mit dem, der in Verdacht steht, Anfang Dezember 30 Schafe am Deich zwischen Neuenkirchen und Rade gerissen zu haben. Damals nahm ein Wolfsberater aus Stade eine DNA-Probe. "Ein Ergebnis liegt noch nicht vor", weiß Heiko Ehing.
Neben den Schafsrissen am 4. Dezember in Neuenkirchen/Rade wurden nach seinen Angaben im Landkreis Osterholz im Jahr 2021 drei weitere Nutztierrisse aufgenommen. Am 26. Juli wurde in Worpswede ein Kalb getötet. Eine DNA-Auswertung war hier nicht möglich, da der Fund zu spät gemeldet wurde. Am 2. November wurde in Meyenburg ein Schaf gerissen, hier konnte der Wolf als Täter nachgewiesen werden. Am 18. November gab es einen Nutztierriss in Holste, hier steht die Bewertung noch aus.