Am Weserdeich in Neuenkirchen arbeiten die Bagger. Der Deichverband Osterstader Marsch erhöht den Schutzdamm zwischen Nedderwarder Weg und Klintweg. Auf einer Länge von einem Kilometer wächst der Deich um einen auf künftig acht Meter.
Tatsächlich wird zu Beginn sogar noch ein bisschen mehr draufgepackt. "Wir rechnen mit Setzungen. Deshalb geben wir zur eigentlichen Erhöhung um einen Meter noch 25 Zentimeter als Setzungsmaß hinzu", erklärt Thomas Ströer. Der Diplom-Ingenieur ist Geschäftsführer des Kreisverbandes der Wasser- und Bodenverände im Altkreis Wesermünde, zu den Mitgliedern gehört der Deichverband Osterstader Marsch. Für die Baumaßnahme in Neuenkirchen sind laut Ströer zwei Jahre vorgesehen: In diesem Jahr wird der Deich aufgeschüttet, 2022 folgt der Straßenbau. Außendeichs wird ein Treibselräumweg gebaut, binnendeichs der vorhandene Deichverteidigungsweg erneuert.
Zwei Millionen Euro werden investiert
Für die eigentliche Deicherhöhung ist das Zeitfenster dabei genau festgelegt: "Im Landkreis Osterholz dürfen wir aus naturschutzfachlichen Gründen erst am 1. Juni anfangen und müssen bis 30. September die Baumaßnahme abschließen." In Ausnahmefällen sei eine Verlängerung bis Mitte Oktober möglich. Der Grund für die Beschränkung: Der Weserdeich zwischen der Landesgrenze Bremen und Aschwarden verläuft durch Natura-2000-Schutzgebiete. "Das bedeutet für uns auch, dass wir hier sehr sensibel arbeiten müssen", sagt Thomas Ströer.
Rund zwei Millionen Euro werden nach seinen Angaben für die Nacherhöhung des Deiches zwischen Nedderwarder Weg und Klintweg investiert, einschlich Kosten für Planung, Grunderwerb, Ausgleichsflächen und Wegebau. Binnendeichs wird der vorhandene Deichverteidigungsweg erneuert und von drei auf 3,50 Meter ausgebaut. Außendeichs wird wie schon bei früheren Bauabschnitten auf der Deichlinie im Landkreis Osterholz ein 3,50 Meter breiter Treibselräumweg neu gebaut.
In Neuenkirchen wird der Treibselräumweg dabei laut Ströer dabei mit so viel Abstand vom Deichfuß gebaut, "dass wir für eine künftige Deicherhöhung noch genügend Platz haben, ohne den neuen Weg verlegen zu müssen." So hat der Deichverband im vergangenen Jahr schon den Weg von der Landesgrenze bis Nedderwarder Weg gebaut, so führt er ihn jetzt weiter bis zum Klintweg und danach bis Steller Bruch. Dass er bei der Trassenführung vorausschauend geplant hat, sieht der Verband durch die seit Anfang des Jahres geltende neue Küstenschutzstrategie des Landes Niedersachsen bestätigt. Sie beinhaltet laut Ströer für zukünftige Deicherhöhungsmaßnahmen einen "Klimawandel-Zuschlag" von weiteren 50 Zentimetern. "Unsere Strategie war vollkommen richtig", sagt der Geschäftsführer.
Im Zuge der aktuellen Baumaßnahme wird die Überfahrt am Klintweg der künftigen Deichhöhe von acht Metern angepasst. Dabei wird die Zufahrt vom Deichverteidigungsweg laut Ströer neu gestaltet. Bislang müssen Fahrzeuge eine scharfe Kurve nehmen, um dann rechtwinklig über eine Rampe über den Deich zu kommen. "Künftig kann man von beiden Seiten des Deichverteidigungsweges schon über Rampen parallel zum Deich hochfahren", erklärt Ströer. Die Überfahrt werde im Bereich der Deichkrone verbreitert. "Dadurch ist ein besserer Begegnungsverkehr möglich." Nach diesem Schema hat der Deichverband auch schon die Überfahrten in Rade am Schwimmbad und im vergangenen Jahr am Nedderwarder Weg gebaut.
Am 1. Juni 2023 wird weitergearbeitet
Mit dem jetzigen Abschnitt schließt er die vorletzte Lücke bei der Nacherhöhung des Weserdeiches von der Bremer Landesgrenze bis Dedesdorf im Kreis Cuxhaven). Für die aktuelle Baumaßnahme kommt der Kleiboden erneut aus der Pütte Liener Kuhsand bei Neuenkirchen. Auf der Fläche, die der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung gehört und die als künftige Ausgleichsfläche für die geplante Weservertiefung vorgesehen ist, hat der Verband für den Deichausbau im Süden zwischen der Landesgrenze und dem Aschwardener Flutgraben 650.000 Kubikmeter Kleiboden ausgebaggert. Für den ausstehenden Lückenschluss von einem Kilometer zwischen Klintweg und Steller Bruch werden nach seinen Worten zusätzlich 70.000 Kubikmeter gebraucht. "Wir haben dafür eine Fläche im Außendeichbereich nördlich des Klintwegs gekauft, dort wollen wir noch in diesem Jahr mit dem Ausbaggern beginnen." Der ausgehobene Boden könne über den Winter abtrocknen, um ihn für den letzten Bauabschnitt zu verarbeiten. Spätestens zum 1. Juni 2023 sollen die Arbeiten laut Ströer starten. 2024/25, so rechnet der Verbandsgeschäftsführer, könnte die Nacherhöhung des gesamten Weserdeiches abgeschlossen sein – 20 Jahre nach Beginn der Maßnahme.