"Bei einer Sanierung wird im Bestand gearbeitet, da kann es auch mal zu Überraschungen kommen", sagt der Schwaneweder Bauamtsleiter Stephan Dickel. Bei der maroden Mühlenbrücke in Meyenburg ist das der Fall, noch bevor die Bauarbeiten begonnen haben. Im Zusammenhang mit der Stahlkonstruktion sind Fragen aufgetreten, die eine neuerliche Überprüfung des Bauwerkes erforderlich machen.
Die Gemeinde hat die Bremer Ingenieurgruppe PB-Plus damit beauftragt, ein Sanierungskonzept zu erstellen. Zur Vorbereitung hat das Fachbüro Statikberechnungen und Ausführungspläne aus dem Jahr 2004 gesichtet, damals war die Brücke grunderneuert worden. Dabei sind den Bremer Ingenieuren Unstimmigkeiten aufgefallen. "Es gibt Widersprüche zwischen der Zeichnung und der berechneten Statik" erklärt dazu Stephan Dickel.
Janek Kolata, im Bauamt der Gemeinde für das Meyenburger Mühlenprojekt zuständig, wird konkreter: "Es bestehen Unklarheiten, was die Abstände und die Größe der verbauten Stahlträger angeht. Das soll noch mal überprüft werden." Stephan Dickel erklärt: "Die damalige Planung wird mit dem, was vor Ort ist, abgeglichen." Für die Brücke gibt es eine Gewichtsbeschränkung von maximal zwölf Tonnen. Der Schwaneweder Bauamtschef betont ausdrücklich: "Die Tragfähigkeit der Brücke ist gegeben, Einsturzgefahr besteht nicht."
Bei der anstehenden Sanierung werden Holzbelag und -geländer der Brücke, die nach 20 Jahren marode sind, erneuert. Dabei soll in beiden Fällen wieder Holz zum Einsatz kommen. Der neue Belag wird laut Dickel wie der alte aus Eichenbohlen bestehen. Ursprünglich waren mal Kunststoff-Balken im Gespräch. Dagegen gab es aber Bedenken in der Politik, wegen der höheren Kosten und möglicher Verunreinigungen für den Mühlenteich durch Plastikabrieb. Auch die Bauverwaltung selbst ist von ihrem eigenen Vorschlag abgerückt.
Erkenntnisse aus der Brücken-Hauptprüfung im vergangenen Jahr spielten dabei eine Rolle. Für einen Belag aus Kunststoff-Bohlen wären Eingriffe in die vom Gutachter bescheinigte gute Tragkonstruktion der Brücke erforderlich gewesen. Stephan Dickel erklärt: Die vorhandenen Eichenbalken, die auf dem Stahlgerüst der Brücke liegen, sind 16 Zentimeter dick. Kunststoff-Bohlen seine dünner, sie hätten eine Stärke von vier bis fünf Zentimeter. "Wir hätten die fehlenden Zentimeter auffüttern und die Stahlkonstruktion verstärken müssen."
Denkmalschützer redet mit
Neben dem technischen Aspekt seien bei der Sanierung zudem Belange des Denkmalschutzes zu berücksichtigen. Die Brücke ist zwar nicht denkmalgeschützt, aber die direkt daneben stehende Wassermühle. "Es geht um den Ensembleschutz. Ein neuer Brückenbelag aus Eiche hat in der Gesamtansicht mit der Mühle eine andere Wertigkeit." Will heißen: Kunststoff-Bohlen machen sich vor dem historischen Mühlengebäude von 1856 nicht so gut.
Der Denkmalpfleger des Landkreises redet auch beim neuen Brückengeländer mit. Dabei geht es laut Dickel nicht um die Frage Fichte, Kiefer oder Eiche, sondern um die Gestaltung. Die Gemeinde sei dazu in Abstimmungen mit der Denkmalschutz-Behörde. Die Kommune schaue dabei auch auf die Kosten und darauf, dass das neue Holzgeländer möglichst lange halten soll.
Für die Stahlkonstruktion der Brücke ist zudem eine Rostschutz-Beschichtung geplant. Im Zuge der Brückensanierung, für die im Haushalt der Gemeinde insgesamt 150.000 Euro bereit stehen, sollen außerdem die Steckschütze des Brückenwehrs erneuert werden. Über die Absperrvorrichtung wird der Wasserstand im Mühlenteich reguliert.
Wie geht es nun weiter? "Nach den Sommerferien wollen wir den Antrag mit der Baubeschreibung bei der Denkmalschutz-Behörde einreichen", erklärt Bauamtsmitarbeiter Janek Kolata. Eine Prognose, wann es mit der Sanierung losgehen könnte, wagen weder er noch sein Chef Stephan Dickel. Auch nicht dazu, ob die Brücke Ende 2024 fertig wird, wie es der Ortsrat hofft. Dickel nennt einige Unwägbarkeiten: Man arbeite dort im Bestand, zudem seien auch Lieferketten-Probleme noch aktuell. "Wir wissen nicht, wie schnell wir an die neuen Bohlen kommen."