Die Tourismusförderung in der Gemeinde Schwanewede soll neuen Schub bekommen. Die Kommune will dazu der Touristikagentur Teufelsmoor-Worpswede-Unterweser (TWU) beitreten. Außerdem soll der Radtourismus angekurbelt und die Zusammenarbeit mit dem Touristikverein Schwanewede wieder aktiviert werden.
Politisch ist der geplante Beitritt beschlossen, der Gemeinderat stimmte in seiner jüngsten Sitzung einmütig dafür. Der Touristikagentur gehörte Schwanewede früher schon mal an, von 1999 bis 2002. Damals entschied eine Ratsmehrheit für den Austritt. Die Agentur konzentriere sich vor allem auf Worpswede, Schwanewede finde kaum Berücksichtigung, hieß es seinerzeit.
20 Jahre später wollen sich die Schwaneweder dem Verbund wieder anschließen. Beide Seiten, Gemeinde und Agentur seien an einer erneuten Zusammenarbeit interessiert, sagt Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. "Wir erwarten, dass wir künftig stärker berücksichtigt werden." Nach Gesprächen mit der TWU sei sie da auch zuversichtlich. Der Beitrittsantrag ist laut Dieter von Bistram, in dessen Fachbereich Ordnung und Soziales auch der Tourismus fällt, bereits formuliert.
Urlauber zieht es aufs Land
"Wir versprechen uns von dem Beitritt, dass wir den Tourismus in der Gemeinde wieder stärken können", sagt die Rathaus-Chefin. Etwa durch Unterstützung bei der Vermarktung von Schwaneweder Angeboten. Dass Schwanewede jetzt zurückkehrt in den Schoß der TWU, dazu gab es laut Dieter von Bistram mehrere Anstöße. Zum einen habe der Landkreis Osterholz die Gemeinde angesprochen, zum anderen wolle auch der Touristikverein Schwanewede wieder aktiver werden. Zudem registriert man im Schwaneweder Rathaus ein verändertes Reiseverhalten. "Wir sehen die Tendenz, dass es die Menschen in Pandemiezeiten lieber aufs Land zieht, wo sie Grün und Ruhe haben, statt in große Städte."
Mit Natur könne Schwanewede punkten, sagt die Bürgermeisterin. Als touristische Schätze werden im Rathaus insbesondere die Bremer Schweiz, Harriersand mit Weser und Strand, aber auch das ländliche Meyenburg mit seiner historischen Dorfstraße, die Landschaft am Deich zwischen Neuenkirchen und Aschwarden und geschichtsträchtige Stätten wie die Baracke Wilhelmine in Neuenkirchen gesehen.
Bei den Zielgruppen richtet sich der Blick vor allem auf Tagestouristen. Dass Schwanewede auch interessant ist für Urlauber, die mehrere Nächte bleiben, kann von Bistram mit Zahlen aus dem Jahr 2019 belegen. "Die durchschnittliche Verweildauer von Gästen betrug in Schwanewede 3,8 Tage, im Landkreis Osterholz waren es 2,4 Tage." Die geografische Lage mache Schwanewede attraktiv für Touristen auch aus der Mitte oder dem Süden Deutschlands, meint die Bürgermeisterin. "Man ist von hier in einer Stunde an der Nordsee, in einer halben Stunde in Bremen." Selbst ein Tagesausflug zur Ostsee oder zum Harz biete sich an.
Radtouristen im Blick
Vom neuen Schwung der Schwaneweder Tourismusförderung soll der Radtourismus profitieren. Seit 2001 gibt es ein Netz von ausgeschilderten Radwanderwegen in Schwanewede – neun Routen, insgesamt rund 140 Kilometer. "In den vergangenen Jahren haben wir in die Radwanderrouten wenig investiert", sagt Gemeindevertreter Dieter von Bistram. Das soll sich ändern. Die Gemeinde setzt ihre Hoffnungen auf ein Projekt des Landkreises Osterholz. Der Kreis will als Radreiseregion des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) anerkannt werden. Derzeit gibt es acht ADFC-Radreiseregion, eine davon ist der Landkreis Wesermarsch.
Die ausgewiesenen Regionen müssen bestimmte Grundanforderungen erfüllen. Dazu gehört nach ADFC-Darstellung unter anderem, dass mindestens zehn regionale Routen ausgewiesen werden, das Radwegenetz muss einheitlich beschildert werden. "Die Routen für den Landkreis Osterholz sind schon ausgewählt. Wir sind mit drin", sagt Dieter von Bistram. Zwei Schwaneweder Radwanderwege seien aufgenommen: die "Habichtweg"-Tour, die rund 35 Kilometer durch die Bremer Schweiz in Leuchtenburg, Löhnhorst und Brundorf führt sowie die rund 39 Kilometer lange "Schwanentour" entlang der Deichlinie in Neuenkirchen, Rade, Aschwarden und nach Harriersand. Die Kosten für die geplante neue Beschilderung übernimmt von Bistram zufolge der Landkreis. Damit ist es aber nicht getan. Der ADFC setzt auch Standards für den Zustand der Wege. "Da werden wir an der einen und anderen Stelle investieren müssen", sagt von Bistram.
Darüber hinaus plane die Gemeinde den Ausbau des Radweges entlang der Landesstraße 134 von Schwanewede nach Meyenburg. Das Projekt sei Teil einer Machbarkeitsstudie des Kommunalverbundes Niedersachsen/Bremen, die demnächst dem zuständigen Fachausschuss vorgestellt werden soll.
Verbesserungsbedarf sieht von Bistram bei den Reisemobil-Stellplätzen in der Gemeinde. Es fehlten Strom- und Wasseranschlüsse sowie Entsorgungsmöglichkeiten. Aktuell sei die Gemeinde dabei, das Verzeichnis der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe zu überarbeiten.