Fast zwei Jahre stand die Windmühle in Aschwarden still, nun kann sie sich wieder drehen. Mühlenbauer aus den Niederlanden haben in dieser Woche einen der vier Flügel, der 2020 durch einen Sturm beschädigt worden war, repariert. Zum 1. Mai soll das frisch instandgesetzte Flügelkreuz im Wind kreisen. Dann will der Trägerverein erstmals nach zweijähriger Corona-Pause wieder zum Mühlenfest laden und Korn mahlen.
Neue Jalousieklappen
Am 20. Juni 2020 hatte ein Sturm den Flügel lahmgelegt, 22 von 44 Jalousieklappen wurden zerstört. Seit Montag haben zwei Mitarbeiter der Firma Molemar aus Heiligerlee neue Klappen aus pulverbeschichtetem Aluminium am 21 Meter langen Flügel angebracht. "Auch neue Heckscheite aus Holz, auf der die Jalousieklappen befestigt werden, sind eingebaut worden", erklärt Jan-Hinnerk Arfmann-Knübel. Der Vorsitzende des Vereins der Mühlenfreunde Aschwarden verfolgte die Flügelreparatur, die von einem Hubsteiger aus in luftiger Höhe vorgenommen wurde. Die neuen Jalousieklappen sind nach seinen Worten baugleich nach dem Vorbild der alten angefertigt worden. Zudem wurde eine neue Zugleiste angebracht, mit der sich die Klappen öffnen und schließen lassen.
Bei dem Sturm hatten sich die alten Jalousieklappen damals um die Flügelwelle der Mühle gewickelt, die sich dadurch verstellte. Dabei wurde laut Arfmann-Knübel auch das Kammrad – ein Zahnrad, das auf der Flügelwelle sitzt und die Königwelle antreibt – beschädigt. "30 Holzzähne des Kammrades sind nun ersetzt und die Flügelwelle ist neu ausgerichtet worden."
Verein fehlte Geld
Dass der Sturmschaden erst jetzt behoben wurde, lag am fehlenden Geld. Instandsetzungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Galerieholländer am Deich finanziert der Verein zu einem Großteil über Einnahmen aus seinen Veranstaltungen: dem Mühlenfest am 1. Mai, dem Mühlencafé, dem Deutschen Mühlentag zu Pfingsten und dem Bauernmarkt zum Saisonabschluss am 3. Oktober. Corona machte einen Strich durch die Rechnung, in den vergangenen zwei Jahren mussten die Mühlenfreunde sämtliche Veranstaltungen ausfallen lassen. Die dadurch entstandenen finanziellen Einbußen für den Verein beziffert der Vorsitzende auf rund 7000 bis 8000 Euro im Jahr.
Finanzierung über Zuschüsse
"Die laufenden Kosten konnten wir geradeso leisten", sagt Arfmann-Knübel. Das Geld reichte auch noch für eine Reparatur der Mühlenkappe, durch den Sturm vor zwei Jahren waren Schieferplatten abgefallen. Aber nicht mehr für die Flügelreparatur, die nach Angaben des Vorsitzenden rund 18.000 Euro kostet. Bei früheren Restaurierungen habe der Verein immer Eigenmittel dazugegeben, sagt Arfmann-Knübel. Die Flügelreparatur werde mangels eigener Einnahmen erstmals "voll über Zuschüsse finanziert": 5.400 Euro kommen vom Amt für regionale Landesentwicklung, 4.000 Euro vom Landschaftsverband Stade, maximal bis zu 6.000 Euro steuert die Gemeinde Schwanewede bei, 2.500 Euro der Landkreis Osterholz.
Ursprünglich sollte der Flügel schon zum 1. April repariert sein, so sah er der Zeitplan der Mühlenfreunde vor. Lieferengpässe hätten die Herstellung der Jalousieklappen aber verzögert, so Arfmann-Knübel. Umso mehr freut sich der Verein, dass das Flügelkreuz rechtzeitig vor dem 1. Mai wieder intakt ist. Mit der Lockerung der Corona-Auflagen wollen die Mühlenfreunde nach den Worten ihres Vorsitzenden in diesem Jahr "wieder durchstarten" und mit dem Mühlenfest die Saison eröffnen
Planungen für Mühlenfest am 1. Mai
"Das Gesundheitsamt Osterholz hat uns keine Auflagen vorgegeben", sagt der Vorsitzende. Der Verein werde für seine Veranstaltungen aber selber einige Auflagen machen. Insbesondere gelte das für das Mühlenfest am 1. Mai und den Bauernmarkt am 3. Oktober, die mehrere tausend Besucher ziehen. "In der Mühle gilt dann Maskenpflicht, weil es dort sehr eng ist", erklärt Arfmann-Knübel. Schilder werden Besucher auf die Einhaltung der Abstandsregel hinweisen. "Die Aussteller-Stände auf dem Gelände werden wir weiter auseinanderziehen."
Für das Mühlenfest laufen bereits die Planungen. "Wir rechnen mit 30 bis 35 Ständen. Die meisten Stammaussteller sind mit dabei", erklärt der Chef der Mühlenfreunde. Er selber blickt nach eigenen Worten etwas zwiespältig auf den Saisonsstart nach zwei Jahren corona-bedingter Pause. "Einerseits ist es schön, dass es wieder losgeht. Aber ein bisschen Angst spielt auch mit."