Ein weißes Fahrrad-Symbol mit zwei Pfeilspitzen darüber – auf vielen Straßen in Schwanewede ist dieses Zeichen seit einiger Zeit zu sehen. Die Markierungen weisen darauf hin, dass Autofahrer und Radfahrer sich die Fahrbahn gleichberechtigt teilen müssen. Daher auch der Name der Piktogramme: Sharrows. Dieser Kunstbegriff ist eine Zusammensetzung aus den englischen Wörtern "share" (teilen) und Arrows (Pfeile). In den USA und Kanada sind Sharrows weit verbreitet, in Deutschland gibt es sie seit einigen Jahren unter anderem in Frankfurt, Osnabrück und Nördlingen/Bayern. Und jetzt auch in der Gemeinde.
"Die Piktogramm-Aktion wurde vom Landkreis Osterholz an Kreisstraßen innerhalb des Gemeindegebietes durchgeführt", erklärt der stellvertretende Schwaneweder Bürgermeister Marcus Oberstedt. Die Straßenverkehrsordnung sehe grundsätzlich als Regelfall das Radfahren auf der Straße im Mischverkehr mit Autos vor. Hinzu komme, dass viele benutzungspflichtige Radwege oder auch kombinierte Geh- und Radwege nicht die aktuell vorgeschriebenen Breiten nach der Straßenverkehrsordnung erfüllen. Für einen Radweg sind das nach Angaben von Oberstedt mindestens 1,50 Meter, möglichst aber zwei Meter. Für einen gemeinsamen Geh- und Radweg innerorts mindestens 2,50 Meter und außerorts mindestens zwei Meter.
Keine rechtliche Bedeutung
Die Sharrows sollen Oberstedt zufolge Rad- und Autofahrer dafür sensibilisieren, dass sie sich im Verkehr die Fahrspur teilen müssen und entsprechend Rücksicht zu nehmen. "Rechtlich haben die Piktogramme keine Bedeutung." Sie sind keine Verkehrszeichen. Die Gemeinde verspricht sich von den neuen Markierungen mehr Sicherheit. Sharrows sollen Autofahrer darauf aufmerksam machen, dass sie auf der Straße mit Radfahrern rechnen müssen und deshalb langsam fahren und in ausreichendem Abstand rücksichtsvoll überholen sollen. Radfahrer wiederum sollen beispielsweise dazu gebracht werden, in ausreichendem Abstand von parkenden Autos zu fahren. Um der Gefahr vorzubeugen, von einer sich öffnenden Autotür getroffen zu werden.
Die Piktogramme gibt es nach Angaben der Verwaltung inzwischen flächendeckend in allen Schwaneweder Ortschaften, durch die eine Kreisstraße führt. Die Gemeinde selbst plant eine Aktion für ihren eigenen Straßen. Im Rahmen eines Pilotprojektes sollen erste Gemeindestraßen mit den Piktogrammen ausgestattet werden. Die Verwaltung hat eine Fachfirma damit beauftragt, noch in diesem Monat soll es losgehen. "Als erste Straßen werden zunächst der Sandbergweg und der Junkernkamp mit der Fahrbahnmarkierung versehen", kündigt Marcus Oberstedt an. Im Rathaus sehen sie hier eiligen Handlungsbedarf: Auf den kombinierten Geh- und Radwegen an beiden Straßen drücken Baumwurzeln das Pflaster hoch, Fußgänger und Radfahrer könnten stürzen.
Gemeinde prüft Straßen
Welche Gemeindestraßen mit den Fahrrad-Piktogrammen markiert werden, prüft die Verwaltung anhand verschiedener Kriterien. Der Ausbaucharakter der Straße, das Verkehrsaufkommen und die erlaubte Geschwindigkeit spielen eine Rolle. Ebenso vor Ort vorhandene Probleme wie etwa ein zu schmaler oder schlechter benutzungspflichtiger Radweg.
Mit den neuen Piktogrammen werden hier und dort auch vorhandene Verkehrsschilder weichen. "Die Beschilderung 'benutzungspflichtiger Radweg' wird an Straßen mit Sharrow-Piktogrammen überflüssig, da in diesen Straßen der Radverkehr im Mischverkehr auf der Fahrbahn geführt werden soll. Die Beschilderung würde dem Sharrow-Piktogramm folglich entgegenstehen", erklärt Marcus Oberstedt. Landkreis und Gemeinde würden deshalb in einem nächsten Schritt prüfen, ob eine vorhandene Beschilderung zurückzubauen ist.
Zur Frage, was die Gemeinde die Piktogramm-Aktion kostet, kann der stellvertretende Bürgermeister keine konkrete Summe nennen. Die Kosten seien abhängig von der Anzahl der Piktogramme und auch der Größe, die abhängig von der Fahrbahnbreite sei. Im Haushalt der Gemeinde gibt es Mittel für allgemeine Verkehrsmaßnahmen, unter die das Sharrow-Projekt fällt. "Zudem wird derzeit geprüft, ob die Piktogramme auch aus sogenannten Blitzergeldern des Landkreises bezuschusst werden können", sagt Marcus Oberstedt. Dabei handelt es sich um Überschüsse von Bußgeld-Einnahmen aus Tempoverstößen bei Verkehrskontrollen des Landkreises. Das überschüssige Geld wird im Landkreis in die Verkehrssicherheit investiert. Für bestimmte Maßnahmen können Kommunen einen Zuschuss von 50 Prozent beantragen.