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Flüchtlinge aus der Ukraine Schwanewede sucht Unterkünfte

Die Gemeinde Schwanewede sucht Unterkünfte für Ukraine-Flüchtlinge, Bürger können freie Wohnungen melden. Auch Hilfsinitiativen stehen in den Startlöchern
02.03.2022, 19:00 Uhr
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Schwanewede sucht Unterkünfte
Von Gabriela Keller

Gemeinde Schwanewede/Landkreis Osterholz. Der Landkreis Osterholz und seine Gemeinden bereiten sich auf eine mögliche Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine vor. Dazu bitten sie die Bevölkerung um Unterstützung. In einem gemeinsamen Appell rufen der Landrat, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister dazu auf, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. 

„Wir sind alle schockiert von den aktuellen Ereignissen. Die Menschen vor Ort erleiden unvorstellbares Leid", sagt Landrat Bernd Lütjen. Auch der Landkreis Osterholz rechne mit zahlreichen Flüchtlingen. "Aktuell ist noch nicht abzusehen, wie viele Menschen tatsächlich den Landkreis Osterholz erreichen werden", heißt es in der Kreismitteilung. Vereinzelt seien bereits Ukrainerinnen und Ukrainer in den Gemeinden angekommen und bei Familien, Verwandten oder Bekannten privat untergekommen. "Wir erwarten in Kürze aber auch die ersten Menschen, die auf ein solches Netzwerk nicht zurückgreifen können."

Bürger können Wohnungen melden

Landkreis und Gemeinden bitten die Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe: Wer freien oder in Kürze frei werdenden Wohnraum zur Verfügung hat, kann ihn zur Anmietung in den Rathäusern melden. „Jede Meldung hilft aktuell dabei, ankommenden Personen schnellstmöglich und unbürokratisch erst einmal ein sicheres Dach über dem Kopf zu bieten. Daher bedanken wir uns jetzt bereits bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die in dieser schweren Situation ihre Hilfsbereitschaft zeigen. Dies gilt auch für jegliche Art von Sach- und Geldspenden, die aktuell geleistet werden“, erklärt der Landrat.

Im Rathaus der Gemeinde Schwanewede kann freier Wohnraum ab sofort gemeldet werden. "Wir sind an unterschiedlichen Wohnungen interessiert, für Alleinstehende aber auch größere Familien. Vorgaben zu Größe oder Ausstattung der Wohnungen gibt es nicht", sagt Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. Die Mietdauer werde mit den Eigentümern der Wohnungen zu besprechen sein. "Das hängt auch davon ab, wie lange die Eigentümer den Wohnraum zur Verfügung stellen können." Zur Frage, ob die Kommune finanzielle Unterstützung vom Land oder Bund erwarten kann, meinte die Bürgermeisterin: "Das ist noch zu klären. Wir sind erst einmal daran interessiert, schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten."

Die Gemeinde selbst hat in ihren eigenen Unterkünften wie berichtet keine Kapazitäten mehr. Schon jetzt hat sie Probleme, die Asylsuchenden unterzubringen. Dieter von Bistram, Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales, hatte Mitte Februar festgestellt: Die Möglichkeiten, Geflüchtete in gemeindeeigenen Unterkünften oder gemieteten Wohnungen unterzubringen, seien ausgeschöpft.

Ehemalige Kasernenunterkünfte im Blick

Neben dem Anmieten von Wohnraum hat die Gemeinde für die Unterbringung möglicher Ukraine-Flüchtlinge laut Jantz-Herrmann weitere Optionen im Blick. Dazu gehört die Nutzung von ehemaligen Kasernenunterkünften im heutigen Gewerbegebiet Weser-Geest in Neuenkirchen. "Wir sind da im Austausch mit dem Landkreis, weil es auch um eine baurechtliche Fragestellung geht. Zurzeit ist Wohnen im Gewerbegebiet nicht zugelassen", so die Bürgermeisterin. Ob die ehemalige Lützow-Kaserne für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Diskussion steht? "Ich sehe nicht, dass die Gebäude in einem Zustand sind, um dort Flüchtlinge unterzubringen", meint die Bürgermeisterin.

Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer gesucht

Auf die Flüchtlinge aus der Ukraine bereiten sich auch Hilfsinitiativen in Schwanewede vor. Die ökumenische Initiative begleitet Flüchtlinge auf ihren ersten Schritten in der Gemeinde, bei Behördengängen, beim Einkaufen, Arztbesuch, bei der Wohnraum-Suche. Deutsch-Kurse werden angeboten. Für die Betreuung  brauche die Initiative mehr Ehrenamtliche, sagt die Vorsitzende Gudrun Chopin. "Alle, die Interesse zeigen, sich auf Geflüchtete einzulassen, werden mit Kusshand genommen." Sie vermisse zurzeit einen Ruck, wie er in der Flüchtlingskrise 2015 durch das Land gegangen sei. Damals hätten sich viele Freiwillige zur Mitarbeit gemeldet. "Diesen Ruck sehe jetzt überhaupt nicht. Mich hat noch kein einziger Bürger angerufen."

Bei der Lebensmittel-Tafel in Schwanewede heißt es: "Wir sind vorbereitet auf mögliche Flüchtlinge aus der Ukraine." Mit einem Sozialpass der Gemeinde könnten sich die erwarteten Neuankömmlinge bei der Ausgabestelle mit Lebensmitteln versorgen, sagt der Vorsitzende Klaus Fitzner. Die Tafel könne genügend Lebensmittel bereitstellen. "Wir fahren jede Woche 14 Supermärkte an. Außerdem stehen wir in Kontakt mit den Tafeln in Bremen, Bremerhaven und Delmenhorst." Aktuell versorgt die Tafel laut Fitzner 160 Haushalte, insgesamt rund 400 Menschen. Lebensmittel-Spenden, auch von Bürgern, seien aber jederzeit willkommen. "Wir suchen auch noch mehr Mitarbeiter", so der Vorsitzende. Auf 45 Ehrenamtliche kann die Tafel aktuell zählen. Sie holen Lebensmittel von den Läden ab, helfen beim Sortieren der Spenden oder bei der Ausgabe.

In der "Wundertruhe" in Schwanewede können sich Flüchtlinge mit Kleidung und Hausrat aus zweiter Hand kostenlos eindecken. Einen Engpass gibt es laut Chefin Magdalena Dippe nicht: "Wir können uns vor Spenden kaum retten. Wir sind wunderbar ausgestattet, es fehlt an nichts." Weitere Spenden seien trotzdem gern gesehen.

Zur Sache

Hier kommt Hilfe an

Wohnraum-Angebote für Flüchtlinge aus der Ukraine nimmt die Gemeinde Schwanewede an: Telefon 042 09 / 74 - 0, Telefax 04209 74-11, E-Mail info@schwanewede.de, Homepage https://www.schwanewede.de

Wer die ökumenische Initiative unterstützen will, kann sich an Gudrun Chopin wenden, Telefon 042 09 / 24 00, E-Mail GChopin@gmx.de.

Die Tafel-Ausgabestelle, Ostlandstraße 34, nimmt Lebensmittel-Spenden montags bis freitags, 8 bis 12 Uhr, entgegen.

Die "Wundertruhe" nimmt Kleiderspenden montags von 11.30 bis 12.30 Uhr in ihrem Lager am Damm 21 entgegen. Hausrat kann im Laden, Ostlandstraße 34, zu den Öffnungszeiten (dienstags und freitags 14 bis 16 Uhr, donnerstags 11 bis 13 Uhr) abgegeben werden.

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