Bornreihe. Der SV Blau-Weiß Bornreihe hat seinen Status als Nummer eins im Osterholzer Herrenfußball untermauert und den FC Hambergen im Derby der Landesliga Lüneburg mit 3:2 (2:1) bezwungen. Es war der sechste Sieg im sechsten Spiel für die "Moorteufel". Die "Zebras" haderten nach einer über weite Strecken starken Leistung damit, nicht zumindest einen Punkt eingefahren zu haben. Doch auch ohne Zähler nahmen sie viel Positives mit aus dem Derby – weit mehr jedenfalls als das Wissen, dem Spitzenreiter einen großen Kampf geboten zu haben.
Hambergens Trainer Julian Gelies musste deshalb zunächst eins unbedingt loswerden. "Ich bin brutal stolz auf die Mannschaft, wie sie das hier gemacht, wie sie diese schweren Widerstände vom Anfang überwunden und sich bis zum Ende gegen die Niederlage gestemmt hat", sagte er. Bis auf die ersten 15 Minuten hatte er ein ausgeglichenes Derby gesehen, in der zweiten Hälfte sogar mit Vorteilen für seine Elf. "Da haben wir hier Fußball gespielt. Wir waren die bessere Mannschaft", sagte er. Allerdings, und das meinte Gelies mit den Widerständen vom Beginn des Spiels, liefen die "Zebras" da schon einem Rückstand hinterher. Philip Bähr hatte doppelt getroffen. Der 32-Jährige bestätigte seine Top-Form, traf zunächst nach einer Vorlage von Justin Dähnenkamp (4.) und legte dann nach einer unfreiwilligen Vorlage des ehemaligen Bornreihers Felix Ahrens nach (15.). Früh schien das Derby vorentschieden. Doch was dann kam, machte Gelies stolz.
"Wir sind eben nicht umgefallen", sagte er, genau wissend, dass das gegen eine Top-Mannschaft wie Bornreihe durchaus hätte passieren können. Doch seine Elf meldete sich durch Keno Liebschners Flachschuss prompt zurück (18.) und ließ auch nicht nach, als zunächst Garrit Hamdy und dann auch noch Steffen Kaluza angeschlagen den Platz verlassen mussten. Das nötigte auch den Bornreihern Respekt ab. Wobei den beiden Trainern Frank Meyer und Nils Gresens trotz des frühen 2:0 schon klar war: Ein entspannter Abend wird das nicht zwangsläufig. "Ich glaube nicht, dass es überhaupt schon viele entspannte Spiele in Bornreihe gab", sagte Meyer grinsend. "In der Landesliga wird dir nichts geschenkt, und dass Hambergen immer für ein Tor gut ist, war uns bewusst."
Zufrieden mit dem Ergebnis waren die beiden Trainer allemal. Die Bornreiher Serie hielt. "Sechs Spiele musst du erst einmal hintereinander gewinnen", betonte Meyer, ebenfalls stolz. Dass nicht alles perfekt lief, lag für ihn und Gresens aber ebenfalls auf der Hand. Gresens monierte etwa zu viele Fehler in der Vorwärtsbewegung im ersten Durchgang. Dennoch waren Möglichkeiten da, den Vorsprung auszubauen. Die beiden besten durch Philip Bähr, der nach einer Ecke den Ball ans Außennetz wuchtete und seinen dritten Treffer knapp verpasste (33.) und durch Jeremy da Rocha Nunes, der nach Dähnenkamp-Vorarbeit nicht gut abschloss; sein Schuss war sichere Beute für Nils Sievert im Hamberger Tor (36.).
Kurz nach dem Seitenwechsel verpasste dann Fabian Linne aus Nahdistanz das dritte Tor, wohl etwas überrascht, dass der Flankenball bis zu ihm am zweiten Pfosten durchrutschte (47.). Es blieb für längere Zeit der letzte ernstzunehmende Bornreiher Abschluss. Die Gastgeber zogen sich nun weiter zurück. Ganz bewusst, wie Gresens deutlich machte: "Man weiß, dass Hambergens Stärke das Umschaltspiel ist. Warum sollen wir ihnen diese Räume geben, wenn wir führen?", fragte er rhetorisch. In der Tat: Den Platz für Konter nahmen die Gastgeber den Gästen. "Was uns gefehlt hat, war, dass wir die Situationen nach den Ballgewinnen ausgespielt haben", nannte Gresens das Manko im Bornreiher Spiel, das mehr auf Seriosität denn auf Spektakel ausgelegt war. Auch Meyer betonte die Stabilität der "Moorteufel": Kaum einmal sei es gefährlich geworden. "Dass Hambergen mehr Ballbesitz hatte, sagt nicht viel aus", fand er.
Ganz aus dem Spiel nehmen ließ sich der Gast allerdings nicht. Vor allem Frederik Nagels Abschluss über das Tor trauerte Gelies nach. "Das ist ein 100-Prozent-Ding", meinte er. Besonders in den ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte habe seine Mannschaft eine Drangphase entwickelt. "Dass wir gegen einen Gegner wie Bornreihe nicht viele Chancen bekommen würden, war klar", ergänzte er. Latent gefährlich aber waren die "Zebras", so etwa, als sich Keno Liebschner und Nick Stellmann mehr oder weniger selbst behinderten beim Kopfball oder als Tim Denker mit einer direkt aufs Tor gezogenen Ecke beinahe den für den verletzten Henner Lohmann im Tor stehenden Martin Küstner überraschte. Gelies gefiel, dass seine Elf mutig agierte. "Wir haben das Heft des Handelns in der Hand gehabt", stellte er fest. "Wir haben gut aufgebaut, wenig Fehler gemacht und hatten immer wieder gute Verlagerungen. Wir haben Lösungen mit dem Ball gefunden."
Das Tor aber machte die Spitzenmannschaft – und was für ein schönes: Eine Flanke von Hendrik Lütjen auf den zweiten Pfosten verwertete Loris Menger per Volleyabnahme aus knapp 16 Metern zur Vorentscheidung. Bornreihe zeigte in den wichtigen Momenten seine Klasse. "Das ist der Unterschied zwischen einem Topteam und einem Aufsteiger: dass eine Mannschaft wie Bornreihe unsere beiden Fehler am Anfang bestraft und dann so ein Traumtor schießt", sagte Gelies. Seine Elf war jedoch immer noch nicht geschlagen. Mehr als der erneute Anschluss durch Liebschner sprang jedoch nicht heraus (90.+4). Lob für ihren Auftritt erhielten die Hamberger auch von den Siegern. "Klar, dafür gibt es keine Punkte", erklärte Gelies, "aber für uns ist es auch wichtig, immer das Gefühl zu haben, dass wir mithalten können, dass wir ganz nah dran sind, dass wir auch gegen so starke Gegner sehr gute Phasen haben können. Ich habe es der Mannschaft eben im Kreis gesagt: Wenn wir so weiterspielen, holen wir Punkte. Ganz klar." Das war die gute Botschaft aus Hamberger Sicht. Die aus Bornreiher Perspektive waren – na klar – die drei Punkte, aber auch die erneute Bestätigung, nicht nur die feine Klinge zu beherrschen, sondern sich auch Siege hart erarbeiten zu können. Im Derby war das ganz besonders gefragt. "Es wird bestimmt eine Sause geben", leitete Meyer eine lange Nacht ein, die auf einen Fußballabend folgte, der nur auf dem Papier einen Verlierer hatte.