Er kann nicht behaupten, dass er nichtgewusst hätte, worauf er sich da eingelassen hat. „Ein Umbruch ist nie einfach“, weiß Markus Werle aus Erfahrung. Aber wenn der neue Coach des Fußball-Landesligisten SV Blau-Weiß Bornreihe auf die vergangenen Wochen zurückblickt, dann hätte er sie sich doch etwas einfacher vorgestellt. Das lag nicht etwa an der mangelnden Unterstützung im Verein, die war und ist nach wie vor super, betont Markus Werle. Aber der Abstieg aus der Oberliga hinterließ bei den Planungen auf die neue Saison durchaus seine Spuren.
Nicht weniger als zwölf Spieler haben den Klub aus dem Teufelsmoor verlassen. Diesen Aderlass aufzufangen, erforderte einen „hohen Invest“, wie es Werle umschreibt. Nicht alle Gespräche mündeten in dem Ergebnis, das ihm vorschwebte. Es bedurfte teils viel Überzeugungsarbeit, um die Wunschspieler zum SV Bornreihe zu locken. Das mag auch damit zusammengelegen haben, dass der Trainer seine Verbindungen vornehmlich im Bremer Raum spielen ließ. Es hatte aber auch etwas damit zu tun, dass die Verbindlichkeit der potenziellen Neuzugänge nicht immer ausgeprägt war. Es könnte schließlich noch ein besseres Angebot reinflattern. Mit Can Ünsal etwa war sich Markus Werle über einen Wechsel bereits einig, zumal der Spieler bereits mit der Mannschaft mehrfach trainierte. Doch dann sprang Ünsal ab und schloss sich kurzerhand dem TSV Ottersberg an. Eine ärgerliche Randnotiz wegen der Markus Werle bewusst gar nicht so viel Aufhebens machen möchte, aber auch eine, die die Schwierigkeiten der Spielerakquise aufzeigen.
Der Bornreiher Coach jedenfalls ist überzeugt von seinem Kader. „Es ist eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern“, sagt Markus Werle. Eigentlich müsste man die Spieler in drei Gruppen einteilen, sagt der Trainer weiter. In die Ü-30-Jährigen, die Mittzwanziger und die jungen Spieler. Letztere müssten an das Niveau und die Härte der Landesliga teilweise noch herangeführt werden, aber das Potenzial bringen Spieler wie Torwart Jonas Dieken, Andalla Ceesay, Benedict Prince Kwakye oder Nero Vogelsang mit. „Mir ist bewusst, dass das Zeit braucht“, weiß Werle. Umso wichtiger sind die erfahrenen (Ü30-)Stützen wie Hendrik Lütjen, Vinzenz van Koll oder Philip Bähr. Ebenso froh ist Coach Werle über den Verbleib von Jeremy da Rocha Nunes, Loris Menger oder Fabian Linne, die zum Stammpersonal in der vergangenen Saison gezählt haben. Über Erfahrung aus der Bremen-Liga verfügen David Dere, Tarik Elmali und Justin Schmidt. Vom FC Worpswede schließen sich die landesligaerfahrenen Leandro Almeida, Derrick Ampofo und Rückkehrer Michel Waldow an. Sie bilden das Gerüst einer Mannschaft, deren erste Elf Markus Werle bereits annähernd im Kopf hat. Lediglich zwei, drei Positionen seien noch vakant, so der Coach.
Markus Werle tritt beim SV Blau-Weiß Bornreihe seine erste Trainerstelle in Niedersachsen an. Der Fußball ist ihm aber nicht unbekannt. Als Spieler lief er unter anderem für den SV Mörsen-Scharrendorf und den TuS Syke auf. Auch der SV Bornreihe war ihm vorher ein Begriff. „Ich schaue eigentlich immer über den Tellerrand. Bornreihe war mir bekannt, aber nicht so wie der Bremer Bereich, wo ich ja die letzten Jahre gearbeitet habe“, erzählt Werle, der zuvor den Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack und die U19 des SC Borgfeld trainiert hatte.
Eines seiner Credos ist die mannschaftliche Geschlossenheit, die sich auch in der Taktik widerspiegelt. „Was uns auszeichnen soll, ist das Spiel gegen den Ball als Mannschaft“, erzählt Werle. Seine Mannschaft habe während der Vorbereitung dahingehend gut gearbeitet, wenngleich Werle auch weiß, dass sich seinem Team „kein echter Brocken“ in den Weg stellte. Er hätte deswegen gerne das Finale um den Hans-“Hexe“-Wendelken-Cup gegen den FC Hagen/Uthlede bestritten, das aber wegen eines heftigen Wolkenbruchs nicht ausgetragen werden konnte. In den übrigen Testspielen fuhren die „Moorteufel“ die Ergebnisse ein, die auch erwartbar waren. Nach dem 2:2 gegen den MTV Hammah, gab es ein 2:0 gegen den ESC Geestemünde, ein 5:1 gegen Hambergen und ein (umkämpfteres) 2:1 gegen den VSK Osterholz-Scharmbeck, ehe sich die klaren Siege im Bezirkspokal gegen den FC Hambergen (4:0) und TV Oyten (4:1) anschlossen.
Wirklich aussagekräftig war das aber noch nicht. „Ich kann noch nicht sagen, wo wir stehen“, sagt Werle. Das erste Saisonspiel an diesem Sonntag (15 Uhr in Bornreihe) gegen den TSV Etelsen wird ihm mehr Aufschluss geben. Aber die Voraussetzungen stimmen ihn mehr als positiv, um das angestrebte Saisonziel „oben mitspielen“ zu erreichen. „Wir sind bei jedem Training über 20 Spieler. Die Jungs sind ehrgeizig und motiviert“, so Werle.