Sein Weg führte ihn schnurstracks zur Bornreiher Trainerbank und denen, die dort drumherum standen. Gerade hatte Vinzenz van Koll im Anschluss an einen Freistoß das 4:2 für den Fußball-Oberligisten SV Blau-Weiß Bornreihe im Spiel gegen den MTV Eintracht Celle erzielt und es war ihm herzlich egal, dass der blau-weiße Tross im kollektiven Jubel dabei dreckig werden würde – so beschmutzt, wie sein Trikot war. Es dauerte nicht lange, bis ihm seine Mitspieler folgten und in den Jubelchor einstiegen. Allerdings nicht lange, da sagte Jeremy da Rocha Nunes: "Jungs, nicht nachlassen. Genau so weiter." Noch einmal wollten die Hausherren um ihre Führung nicht bangen müssen. Und auch wenn sie sich in der Nachspielzeit noch das 3:4 fingen, sollten ihnen die ach so ersehnten drei Punkte nicht mehr aus den Händen gerissen werden. Das 4:3 (3:1) war zudem der erste Heimsieg überhaupt in der laufenden Saison.
Die "Moorteufel" hatten sich den Sieg vor allem in der ersten Halbzeit verdient. Bereits nach zwei Minuten besaß der aufgerückte Fabian Linne eine Großchance, als er auf Vorlage von Jeremy da Rocha Nunes den Ball knapp über das Tor schoss. Ein gerade noch abgeblockter Schuss von Philip Köhler sollte vorerst die einzig nennenswerte Aktion der Gäste in der Offensive bleiben. Dann schlugen die Bornreiher zu: Nach Vorlage von Loris Menger, der nach seiner mehrmonatigen Schambeinentzündung wieder zum ersten Mal von Beginn an auflief, erzielte der eingelaufene Terry Becker die Führung. Doch damit nicht genug: Denn nur eine Minute später erzielte Nico Poplawski in ähnlicher Manier das 2:0. Diesmal kam die Vorlage über links von Fabian Linne.
Ein Doppelschlag, der Spuren bei den Gästen hinterließ. Die Celler waren um Ordnung bemüht und kamen daher eher unverhofft zum Anschlusstreffer durch Jean-Luca van Eupen, nachdem Adrian Zöfelt zuvor noch an Bornreihes Schlussmann Henner Lohmann gescheitert war. Lohmann war auch im weiteren Verlauf gefordert, als er erneut gegen Zöfelt Sieger blieb. Im direkten Anschluss hätten sich die Bornreiher aber nicht beschweren dürfen, wenn sie einen Elfmeter gegen sich bekommen hätten, als Maverick Sanft seinen Gegenmann im Strafraum mit beiden Händen umriss. Statt des möglichen Ausgleichs stand es kurz danach aber 3:1 für die Bornreiher. Fabian Linne hatte zunächst nur den Pfosten getroffen, den Abpraller verwertete Bornreihes Stürmer zur erneuten Zwei-Tore-Führung (44.).
Der gute Schuss von Celles van Eupen unmittelbar nach dem Wiederanpfiff, der knapp am Bornreiher Tor vorbeiging, vermittelte bereits den Eindruck, dass sich die Gäste alles andere als aufgegeben hatten. Dabei ließen die "Moorteufel" in der Folgezeit kaum etwas zu, bis Henner Lohmann zu zwei wahren Glanztaten gezwungen wurde. Erst rannte Bornreihes Keeper aus seinem Kasten, um vor dem heraneilenden Gästestürmer am Ball zu sein. Dann parierte er unmittelbar darauf mit starken Reflexen erst gegen van Eupen, dann gegen Zöfelt, was ihm die Zuschauer mit anerkennendem Applaus quittierten. Nach einem Konter, den Adrian Zöfelt nach Querpass nur noch über die Linie schieben musste, war aber auch Lohmann geschlagen.
Es entwickelte sich eine hitzige Schlussphase, in der vor allem der Celler Anhang immer mehr mit den Platzverhältnissen und vor allem Schiedsrichter Nils Haak haderte – und dies auch lautstark äußerte. Kurz vor dem 2:4 durch Vinzenz van Koll monierte er den zum Tor führenden Freistoß, weil die Vorteilsregelung seiner Meinung nach falsch ausgelegt wurde. Dabei hatten die Gäste noch zwei gute Möglichkeiten, um noch den Ausgleich zu erzielen. Doch zunächst traf der eingewechselte Kevin Gerecke die Latte (80.), und nachdem Jean-Luca van Eupen aus Kurzdistanz das 3:4 besorgt hatte, bot sich Valentin von Behr in der Nachspielzeit die Chance zum 4:4. Doch Henner Lohmann schmiss sich noch rechtzeitig in den Schuss.
"Wir haben es unnötig spannend gemacht, wir haben drei Gegentreffer nach individuellen Fehlern kassiert. Entscheidend ist aber, dass wir am Ende des Tages vier Tore geschossen haben", atmete Bornreihes Coach Nils Gresens nach dem Schlusspfiff erleichtert auf.