Hambergen. Die SPD-Vertreter haben bei der Ratssitzung der Gemeinde Vollersode ihre Mehrheit genutzt und die Gebäudeentwürfe für die neue Kindertagesstätte in Wallhöfen abgesegnet. Damit kann die Planung weitergehen. Es ist Eile geboten, weil die Einrichtung im Herbst 2020 in Betrieb genommen werden soll. Vollersode braucht die Krippen- und Regelplätze dringend. In diesem Jahr will die Kommune bereits auf eine Übergangslösung der Samtgemeinde in Hambergen-Ströhe zurückgreifen. Die anwesenden vier Ratsmitglieder der CDU lehnten den Kindergartenbau allerdings geschlossen ab.
Es gehe ihnen dabei aber nicht um das Gebäude. Sie unterstützen auch einen Neubau grundsätzlich, so die Unionsvertreter. Grund für die Ablehnung ist der Standort an der Schulstraße. Über das Grundstück läuft eine Richtfunktrasse. „Keiner kann sagen, wie kleine Körper darauf reagieren“, warnte Torsten Wischhusen (CDU) und setzte hinzu: „Meine Enkel werden den Kindergarten nicht besuchen.“ Wischhusen erneuerte damit Bedenken, die er bereits vergangene Woche im Fachausschuss geäußert hatte. Dort hatte er auch die erhöhte Hirntumor-Rate vor einigen Jahren angesprochen.
Für die SPD ist das Panikmache. „Das ist völlig unbegründet. Mit solchen Aussagen werden nur Ängste geschürt“, erklärte Angelika Kutz (SPD). Heinrich Oetting (SPD) pflichtete ihr bei. „Es erübrigt sich, noch darüber zu reden“, findet er. Die Tumore seien auf die Radaranlage der Bundeswehr zurückgeführt worden. Oetting: „Das müsste Torsten Wischhusen wissen.“ In der Bürgerfragestunde hatte sich der Vollersoder Arzt Egbert Kutz zu Wort gemeldet, der sich seinerzeit mit den Vorfällen befasst hatte. „Die erhöhte Tumorrate ist bewiesen“, erläuterte er. Allerdings sei diese längst wieder auf Normalniveau gesunken, seit die Raketenstation geschlossen und die Radaranlage abgebaut wurde. Der Funkturm mit der Richtfunkstrecke ist immer noch da.
Betreiber schließt Gefahren aus
Zudem hatte sich das Planungsbüro Instara eigens beim Betreiber des Funkturms erkundigt. Demnach geht von dem Richtfunk keinerlei Gefahr aus, wie Dagmar Renneke im Rat bestätigte. Die gleiche Auskunft bekam auch diese Zeitung von der Deutschen Funkturm GmbH, der der Turm gehört. Bei dem Richtfunkstrahl handelt es sich um eine stark gebündelte Verbindung zwischen zwei Punkten, meist Türmen. Mit ihr werden Daten ausgetauscht. Der Richtfunk verlaufe in Vollersode in rund 57 Metern Höhe. Eine Belastung am Boden schloss der Pressesprecher der Deutschen Funkturm völlig aus.
Die Diskussion war aufgeflammt, weil die Deutsche Funkturm bei der frühzeitigen Beteiligung darauf hingewiesen hatte, dass der bestehenden Bebauungsplan noch alte Funkfeld-Breiten eingezeichnet waren. Die hatte das Planungsbüro angepasst und dieses in der Fachausschusssitzung erwähnt. Richtfunk wird in den meisten Fällen mit einer sehr geringen Sendeleistung betrieben; für sie gibt es keine rechtlichen Sicherheitsabstände. Die geforderten Abstände im Bebauungsplan werden normalerweise im Interesse der Betriebssicherheit des Richtfunks gefordert. Die Trasse reagiert empfindlich auf Störungen durch Gegenstände. Das heißt: Gebäude, Bäume, Windräder oder ähnliches dürfen sich nicht in der Richtfunktrasse befinden.
Torsten Wischhusen ließ diese Argumente nicht gelten. Er sei kein Physiker. Aber der gesunde Menschenverstand sage ihm, dass der Standort nicht gut für einen Kindergarten sei. Es gehe nicht allein um den Richtfunk. „Die werden nicht sagen, es ist alles gefährlich“, glaubt er. Es habe damals Schnittpunkte zwischen Funkturm und Radarstation gegeben. Keiner habe anschließend weiter untersucht, wie die Zusammenhänge gewesen seien. Bei der Beurteilung einer Belastung gebe es viele Faktoren. „Da bin ich kompromisslos“, erklärte Wischhusen. Er wisse, dass die SPD ihre Mehrheit nutze, um den Standort zu beschließen. „Macht doch einen Strich drunter“, beendete er die Diskussion. Er hoffe nur, dass er sich mit seinen Befürchtungen irre.
Die CDU hatte im Vorfeld einen anderen Standort in Bornreihe favorisiert, konnte sich in der entscheidenden Abstimmung damit aber nicht durchsetzen. Bei der jetzigen Ratssitzung ging es eigentlich nur um die Gestaltung der Gebäude. Die Abstimmung erfolgte mit sieben Ja-Stimmen und vier Nein-Stimmen. Eine besorgte Mutter forderte in der Einwohnerfragestunde Klarheit für die Eltern.