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Test des ADFC Fahrradklima: Wie Radfahrer die Bedingungen in der Region beurteilen

Während Bremen zur fahrradfreundlichsten Stadt gekürt wurde, ist die Stimmung im Umland weitaus schlechter. Beim Fahrradklima-Test konnten Radler ihre Meinung kundtun. Vor allem Worpswede schnitt schlecht ab.
24.04.2023, 17:06 Uhr
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Fahrradklima: Wie Radfahrer die Bedingungen in der Region beurteilen
Von André Fesser

Landkreis Osterholz. Schlechte Radwege, unübersichtliche Verkehrsführung, zu viele Falschparker – aus der Sicht von Radfahrern könnten die Bedingungen zum Radfahren besser sein. Am Montag hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) die Ergebnisse seines jüngsten Fahrradklima-Tests vorgelegt. Für die bewerteten Kommunen im Landkreis Osterholz fallen die Resultate ernüchternd aus: Keine einzige hat ihr Gesamtergebnis vom vergangenen Test vor zwei Jahren verbessern können.

Fahrradklima-Test – was ist das?

Laut ADFC ist der Fahrradklima-Test eine der größten Befragungen zur Radfahrerzufriedenheit weltweit. Diese Befragung führt der Fahrradclub alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durch. Laut ADFC hat sich dieses Mal die Rekordzahl von 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrern beteiligt, 16 Prozent davon seien ADFC-Mitglieder. Sie mussten 27 Fragen beantworten. Dabei ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie viel die eigene Kommune für die Fahrradförderung tut. Um fundierte Ergebnisse zu erzielen, musste pro Stadt die Zahl von mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erreicht werden. So kamen am Ende 1114 Städte und Kommunen in die Wertung. Laut ADFC nutzen 63 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Fahrrad (fast) täglich, 91 Prozent mindestens einmal die Woche. Mehr als 90 Prozent verfügen ganz oder teilweise über ein Auto.

Wie schneidet die Region ab?

Im Landkreis Osterholz sind mit Lilienthal (166 Teilnehmer), Worpswede (64), Grasberg (91), Ritterhude (60) und Osterholz-Scharmbeck (189) mehr Kommunen in die Wertung gekommen als noch vor zwei Jahren. Die Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck rangiert in der Klasse der bundesweit 447 Städte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern auf Rang 266, die Stadt Baunatal bei Kassel landet mit der Gesamtnote 2,5 in dieser Gruppe bundesweit vorn. Die übrigen Osterholzer Kommunen sind dagegen in der Gruppe der Ortschaften bis 20.000 Einwohner geführt, auch wenn Lilienthal diese Marke im vergangenen Jahr überschritten hat. Die Wümme-Gemeinde rangiert darin unter bundesweit 474 Ortschaften auf Platz 203. Grasberg (Platz 210), Ritterhude (Platz 298) und Worpswede (Platz 436) tauchen weiter hinten auf. In dieser Gruppe ist die Gemeinde Wettringen im nördlichen Münsterland mit der Schulnote 2,0 bundesweit an der Spitze.

Lilienthal

Die Bewertung der Teilnehmer fällt mit der Schulnote 3,9 geringfügig schlechter aus als in den Vorjahren. Positiv bewerten die Radfahrer die Befahrbarkeit von Einbahnstraßen in der Gegenrichtung (Note 2,1), die Erreichbarkeit des Ortszentrums (2,4) und die Möglichkeit zum zügigen Fahren (2,6). Schlechte Noten erhalten Breite und Oberfläche der Radwege (4,8), die Fahrradförderung in der Gemeinde (4,8) und die Falschparkerkontrolle auf Radwegen (5,1). So fand auch die im ADFC-Fragebogen vorgegebene Aussage, es werde "großzügig geduldet, wenn Autofahrer*innen auf Radwegen parken" jede Menge Zustimmung.

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Worpswede

Das Künstlerdorf gilt unter Radfahrern als schwieriges Gebiet, das zeigen die fortwährenden Diskussionen im Ort und das schlägt sich auch in der Befragung nieder, die Worpswede die Note 4,4 beschert. Niedersachsenweit belegt Worpswede unter 55 Orten ähnlicher Größe den 53. Platz. Die Teilnehmer würdigen zwar die Möglichkeit zum zügigen Fahren (Note 2,8) oder die Erreichbarkeit des Zentrums (2,9). In den meisten der rund 30 Kategorien erhält Worpswede aber Bewertungen unterhalb der Note 4: Die Radfahrer beklagen Hindernisse auf Radwegen (4,5), die Baustellenführung (4,8), das Sicherheitsgefühl (4,9), das Fahren im Mischverkehr mit Autos (5,1) sowie die Oberfläche (5,5) und Breite (5,6) der Radwege. Dem Radfahren kommt nach Ansicht vieler eine zu geringe Bedeutung zu, mehrere Befragte beklagen, dass im Ort zu wenig für Radfahrer getan werde.

Grasberg

Auch die Grasberger Radler würden sich den Zahlen zufolge mehr Fahrradförderung wünschen. In der Gesamtwertung landet die Wörpe-Gemeinde aber mit der Note 3,9 im soliden Mittelfeld. Positiv bewerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie in den anderen Gemeinden auch die Erreichbarkeit des Zentrums (Note 2,4) und die Möglichkeit zum zügigen Fahren (2,5). Auch die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer (3,0) und das Maß der Konflikte mit Fußgängern (3,0) kommt mit einem Befriedigend weg. Zu meckern haben die Grasberger vor allem etwas an der Falschparkerkontrolle auf Radwegen (4,5), an der Fahrradförderung und der Werbung fürs Radeln (4,9), an der Radwegeoberfläche (5,1) und an der Verfügbarkeit öffentlicher Fahrräder (5,6). Mit der Frage konfrontiert, ob die Wege glatt und eben oder holprig und schlecht seien, entschieden sich die Befragten mit großer Mehrheit für eine negative Bewertung.

Ritterhude

In Ritterhude könnte es aus Radfahrersicht ebenfalls besser sein, die Kommune erhält von den 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Summe die Note 4,0. Zügig ins Zentrum kommt man nach Ansicht der Radler auch dort, die Frage nach Spaß oder Stress (3,3), Wegweisungen für Radfahrer (3,4) oder Konflikten mit Fußgängern (3,4) erzielt durchaus positive Ergebnisse. Aber auch die Ritterhuder üben Kritik an der Radwegeoberfläche (4,6), am Winterdienst (4,6), an den Ampelschaltungen (4,7) und der Verfügbarkeit öffentlicher Fahrräder (5,4). Eine ganze Reihe der Befragten moniert auch, dass es schwierig und/oder teuer sei, Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen.

Osterholz-Scharmbeck

Die Kreisstadt weist im Kreisvergleich mit 189 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die höchste Beteiligung auf, in ihrer Ortsgrößenklasse landet sie im Niedersachsen-Ranking mit der Note 4,1 auf Platz 38 von 62 Städten. Die besten Bewertungen erzielt Osterholz-Scharmbeck bei der City-Erreichbarkeit (Note 2,7), beim zügigen Fahren (2,8) und bei der Wegweisung für Radfahrer (3,2). Schwache Werte kassiert die Kommune dagegen bei der Falschparkerkontrolle (4,7), der Radwegbreite (4,9), der Möglichkeit zur Fahrradmitnahme im Bus (5,0) und der Verfügbarkeit öffentlicher (Leih-) Fahrräder (5,2). In diesen Punkten bewegt sich die Kreisstadt zum Teil deutlich unter den Durchschnittswerten ihrer Gruppe.

Und Bremen?

Bremen ist nach Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abermals die fahrradfreundlichste Großstadt (über 500.000 Einwohner) in Deutschland geworden. Das ist nach Einschätzung des Bremer ADFC erfreulich, allerdings sage die Schulnote 3,6, die die Radfahrenden in Bremen vergeben haben, viel über Bremen und noch mehr über das Fahrradklima in deutschen Städten aus. Abermals seien auch dort die Fragen zur Erreichbarkeit der Innenstadt, die Öffnung von Einbahnstraßen und die Zügigkeit des Radfahrens am besten bewertet worden. Schlechte Noten bekamen die Falschparkkontrolle, die Wegbreite, die Ampelschaltung und die Baustellenführung.

Info

Die Ergebnisse sind in komplettem Umfang online unter fahrradklima-test.adfc.de abrufbar.

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