Worpswede. Wie lange die Jugendherberge in Worpswede noch als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, ist derzeit noch offen. Zwar hat die Gemeinde die Unterkunft am Hammeweg in Absprache mit dem Landkreis Osterholz für zwei Jahre gemietet, doch wie Worpswedes Bürgermeister Stefan Schwenke vor Kurzem auf Nachfrage der Redaktion mitteilte, spielt die Gemeindeverwaltung mit dem Gedanken, im kommenden Jahr nach alternativen Flüchtlingsunterkünften zu suchen. Vor allem aus Kostengründen, meinte Schwenke, soll der Vertrag vorab im Laufe des kommenden Jahres aufgelöst werden. Dieses Vorgehen sei mit dem Landkreis Osterholz so abgestimmt und werde auch inhaltlich geteilt, heißt es dazu aus dem Kreishaus.
Laut Worpswedes Bürgermeister sind derzeit um die 50 Geflüchteten in der Herberge untergebracht, bei voller Auslastung der Unterkunft sei Platz für insgesamt 130 Menschen. Zahlen die auch Jan-Walter Feldmann, Leiter der Jugendherberge Worpswede, bestens kennt. Auch über die Gedankenspiele der Gemeinde und des Landkreises ist er bereits informiert. „Wir sind im ständigen Austausch. Daher ist es klar, dass ich darüber schon Bescheid wusste“, sagt Feldmann. Wie er über diese Gedankenspiele denkt, will er aber nicht kommentieren: „In die politischen Entscheidungen möchte ich mich nicht einmischen. Fakt ist nur, dass wir uns als Jugendherberge gerne an den Vertrag und die Abmachungen gehalten hätten.“
Wie herkömmliche Schulklassen oder Fahrradtouristen können die Geflüchteten auf die bekannten Angebote einer Jugendherberge zurückgreifen. So werden sie beispielsweise zu festen Essenszeiten bekocht und können das gesamte Gelände frei nutzen. Da es sich bei den Geflüchteten aber um Personen handelt, die keine deutschen Sprachkenntnisse besitzen und sich in ihrer neuen Umgebung erst noch zurechtfinden müssen, stehen ihnen an fünf Tagen in der Woche Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes zur Betreuung bereit. Auch ein Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr im Einsatz. „Wie es nun weitergeht, und wann wir zu unserem Kerngeschäft zurückkehren, wissen wir aber noch nicht“, sagt Feldmann, der sich aber freue, wenn die Jugendherberge wieder für den Zweck genutzt wird, für den sie eigentlich gebaut wurde.
Private Unterkünfte favorisiert
Sowohl die Gemeinde Worpswede als auch der Landkreis Osterholz favorisieren für die zukünftige Unterbringung der Geflüchteten private Unterkünfte. „Es ist nach wie vor die optimale Lösung“, bestätigt Michael Blechmann, Allgemeiner Stellvertreter des Worpsweder Bürgermeisters, der Redaktion auf Nachfrage. Die Gemeinde befinde sich derzeit auf der Suche nach geeigneten Wohnungen und prüfe Grundstücke. „Dass der Wohnungsmarkt in Worpswede angespannt ist, wissen auch wir. Doch eventuell finden sich Bürgerinnen und Bürger, die helfen können“, sagt Blechmann und betont: „Wir wollen unbedingt vermeiden, dass es diese großen Sammelunterkünfte gibt, und die Geflüchteten so gut wie es geht in einzelnen Unterkünften aufteilen. Ob das gelingt, wird man sehen.“
Werden keine passenden Unterkünfte gefunden, so zieht die Gemeinde eine Unterbringung in Wohncontainern oder anderen Modulbauten in Betracht, wie sie beispielsweise in Lilienthal realisiert wurden. Die anfallenden Kosten werden, wie bereits bei der Miete der Jugendherberge, vom Landkreis Osterholz getragen. Beim Land Niedersachsen fließen diese Kosten lediglich in die Ermittlung einer landesweiten Erstattungspauschale ein, heißt es aus der Pressestelle des Landkreises. Diese Pauschale wird vom Land Niedersachsen pro geflüchteter Person ausgezahlt. Eine umfängliche Kostenerstattung des Landes Niedersachsen gebe es unabhängig von der Unterkunft aber nicht.

Michael Blechmann (2. v. l.)

Jan-Walter Feldmann