Gerade einmal eine Woche konnte Jürgen Damsch zumindest etwas durchschnaufen. Mitte Juni hatte der 37-Jährige noch mit dem TuS Wagenfeld das Finale um den Diepholzer Kreispokal gewonnen und damit nach der souveränen Meisterschaft das Double perfekt gemacht, am vergangenen Montag bereits leitete er das erste Training bei seinem neuen Verein, dem FC Worpswede. Viel war spekuliert worden, welche Folgen die desaströse Vorsaison für den Absteiger aus der Fußball-Landesliga Lüneburg vor allem in personeller Hinsicht haben würde. Doch eines stellt der neue Coach von vornherein fest: Der von vielen prognostizierte Ausverkauf hat nicht stattgefunden.
Natürlich habe sich der Kader nachhaltig verändert, aber das sei fast normal, wenn eine Mannschaft abgestiegen sei und dazu eine deprimierende Saison erlebt habe, sagt der neue Worpswede-Coach. Viele Leistungsträger haben dem Weyerberg den Rücken gekehrt und sich anderen Mannschaften angeschlossen, aber eben nicht alle. 14 Spieler sind aus der Vorsaison geblieben, darunter auch mit Eugen Uschpol, Felix Gartelmann, Yassin Bekjar, Niklas Heitmann, Alpha Fadiga, Philip Gerken und Alexander Huhn einige Stammkräfte. 14 Spieler plus die, die noch kommen sollen. Mit Namen hält sich Coach Damsch zwar noch bedeckt und will diese erst preisgeben, wenn der Spielerpass vorliegt. Aber der 37-Jährige rechnet fest mit den Zusagen von acht weiteren Akteuren. Die Gespräche im Hintergrund laufen. Und sie laufen dem Vernehmen nach vielversprechend.
Als undankbar empfindet Jürgen Damsch seine neue Aufgabe mitnichten, und das, obwohl er als Trainer völlig neue Wege beschreitet und zugleich einen Umbruch einleiten muss. Nach vielen Jahren im Bremer Fußball und dem eineinhalbjährigen Abstecher zum TuS Wagenfeld heuert Damsch nun zum erst zweiten Mal bei einem niedersächsischen Verein an – und seinem ersten im Landkreis Osterholz. "Aber in Wagenfeld hatten wir schon einen Umbruch, und das hat auch geklappt", erklärt Damsch. Den Diepholzer Kreisligisten hatte er nach dessen Abstieg aus der Bezirksliga schließlich zum Double geführt.
Jürgen Damsch freut sich vielmehr auf seine neue Aufgabe bei den Weyerberg-Kickern. Er ist auf den Geschmack gekommen auf Fußball in Niedersachsen. "Es hat beides seine Vor- und Nachteile", wägt er gegenüber dem Bremer Fußball ab. In Bremen seien die Strecken kürzer und die Kunstrasenplatz-Situation wesentlich besser, was sich vor allem in den Wintermonaten bemerkbar mache. Dafür kämen in Niedersachsen mehr Zuschauer zu den Spielen und die Rahmenbedingungen seien etwas besser. Zur Veranschaulichung führt Damsch folgendes Beispiel an: "Wenn die SG Findorff spielt, oder ein anderer Bremer Verein, dann interessiert das in Findorff oder in dem jeweiligen Stadtteil nur wenige. Wenn der FC Worpswede spielt, dann interessieren sich die Leute auf dem Dorf dafür viel mehr."
Freude auf die Bornreiher Sportwoche
Auf dem Land gehe es einen Tick familiärer zu, sagt Worpswedes Coach. Er freue sich deshalb bereits, während der Vorbereitung bei der Sportwoche in Bornreihe mit dem FC Worpswede zu spielen. Allein so etwas, ein gut besuchtes Vorbereitungsturnier, gebe es in Bremen einfach nicht. Auch die Tatsache, dass die Umkleidekabine der 1. Herren renoviert wurde und nun wie eine Umkleidekabine wie bei den Profis aussieht, mit eigener "Garderobe" für die Spieler, rundet Damschs positiven Gesamteindruck ab.
Was die bevorstehende Saison in sportlicher Hinsicht mit sich bringt, wird sich noch zeigen müssen. Jürgen Damsch weiß um die Bürde der Vorsaison, in der die Weyerberg-Kicker fast ausschließlich auf dem letzten Platz standen und insgesamt vier Trainer verschlissen haben. Deswegen gehe es in seinem ersten Jahr vornehmlich um Konsolidierung. Die mannschaftliche Geschlossenheit und der Spaß am Fußball stehen an erster Stelle, erklärt er. "Wir müssen uns erst einmal als Mannschaft finden", so Damsch. Er gehe zwar in jedes Spiel, um es zu gewinnen, aber ohne es unbedingt zu müssen. "Alles kann, nichts muss", fasst es Jürgen Damsch prägnant zusammen. Gleichwohl sei das Ziel das obere Tabellendrittel, im zweiten Jahr will er um die Rückkehr in die Landesliga spielen. "Ich denke, dass der Verein auch alle Möglichkeiten dazu hat", findet Damsch. Es fühle sich intern "alles sehr gut an", unterstreicht er.