Ein Blick auf die Fieberkurve reicht aus, um zu erkennen, dass für den FC Worpswede in der Fußball-Landesliga Lüneburg eine Saison zum Vergessen zu Ende gegangen ist. Von 34 Spieltagen hatten die Weyerberg-Kicker an sage und schreibe 31 die Rote Laterne inne. Dabei machte der Verein nicht nur auf dem Platz Schlagzeilen, denn auch daneben gab es allerhand Störgeräusche. Angefangen von gleich vier Trainern, die der FC Worpswede in dieser Saison beschäftigte, über eine ominöse Spielabsage, bis hin zu einer Partie am letzten Spieltag, die in der Tabelle doppelt gewertet wurde. Aber der Reihe nach.
Nach einer furiosen Saison in der Bezirksliga Lüneburg 3, die die Worpsweder im Jahr zuvor völlig verdient mit dem Landesliga-Aufstieg krönten, holte die Realität den Verein aus dem Künstlerdorf schnell ein. "Die Landesliga war für uns alle Neuland und das hat man sehr schnell gemerkt", erklärt Worpswedes Team-Manager Andreas Rüter. Dass der Sprung von der Bezirks- in die Landesliga ein doch recht großer ist, zeigt sich auch daran, dass mit dem MTV Soltau und dem FC Cuxhaven gleich zwei weitere Mitaufsteiger den direkten Gang zurück in die Bezirksliga antreten mussten. Die Worpsweder Ergebnisse zu Beginn der Saison lesen sich wie eine Bilanz des Grauens: 0:5, 0:5, 0:1, 0:5, 2:7 – nach fünf größtenteils deutlichen Niederlagen in fünf Spielen war für Aufstiegstrainer Gerd Buttgereit bereits Schluss.
Uwe Bischoff kommt als Nachfolger
Interimsweise übernahmen der spielende Co-Trainer Henry Sung und Kapitän Alexander Huhn. Nach zwei Niederlagen feierte der FC Worpswede in Spiel drei unter Sung und Huhn mit einem 2:1 gegen den TSV Bardowick den ersten Saisonsieg. "Wir haben dann noch einmal an die Mannschaft appelliert, damit es nicht nur bei diesem kurzen Strohfeuer bleibt. Aber es scheint rückblickend nichts genützt zu haben", so Rüter.
Eine Woche darauf saß dann Buttgereits Nachfolger auf der Trainerbank: Bei der 2:5-Niederlage beim MTV Treubund Lüneburg gab Uwe Bischoff sein Debüt, nur eine Woche später holte der FC ein 2:2-Remis gegen den TB Uphusen. Die erhoffte Wende blieb aber auch unter Bischoff aus. Nach einer weiteren Niederlagen-Serie sollten die Worpsweder Anfang Dezember völlig überraschend beim TuS Neetze antreten. Überraschend deshalb, weil die Partie in ganz Niedersachsen und Bremen das einzige Spiel auf Amateur-Ebene war, das nicht im Vorfeld abgesagt wurde. Die Reise traten die Worpsweder allerdings erst gar nicht an. Begründung vonseiten des Vereins: Das Risiko, nach Neetze zu reisen und am Ende aufgrund des Wetters nicht spielen zu können, sei dem Verein zu hoch. Eine Erklärung, die einleuchtet, jedoch kommunizierte der Verein das erst knapp drei Stunden vor Anpfiff. Sehr zum Missfallen der Gastgeber, die zu diesem Zeitpunkt bereits mit vielen ehrenamtlichen Helfern den Rasen vom Schnee befreit hatten und unbedingt spielen wollten.
In der Winterpause wurde der Kader dann noch einmal verstärkt, wobei von den zahlreichen Neuzugängen lediglich drei einen guten Eindruck hinterließen. Mit Eugen Uschpol kam ein neuer Mann für die Defensive, der bereits in seinen ersten Auftritten zeigte, dass er ein wichtiger Stabilisator in der Hintermannschaft der Worpsweder ist. Zwei weitere Kräfte kamen aus der Kreisliga: Felix Gartelmann vom TSV Wallhöfen brachte eine enorme Galligkeit für das Worpsweder Spiel mit, was sich auch in der Kartenstatistik niederschlug. In 16 Partien sammelte Gartelmann in der Rückrunde immerhin noch fünf gelbe Karten und einen Platzverweis. Vom SV Seebergen wechselte Dustin Beller im Winter an den Weyerberg, der sich mit 15 Treffern in der Kreisliga-Hinrunde für höheres empfahl und den Sprung in die Landesliga wagte. Nach etwas Anlaufzeit erzielte Beller in 13 Einsätzen immerhin noch drei Tore für den FC Worpswede.

Zu Beginn der Rückrunde legten die Weyerberg-Kicker noch mal einen kurzen Lauf hin: Gegen den MTV Soltau und den TSV Elstorf gab es jeweils Heimsiege, dazu gesellte sich ein Unentschieden gegen den FC Cuxhaven. Kurz darauf verlor der FC mit 0:2 gegen den MTV Treubund Lüneburg. Es war gleichzeitig das letzte Spiel für Uwe Bischoff an der Seitenlinie der Worpsweder. "Wir hatten in der Winterpause eigentlich eine positive Stimmung in der Mannschaft und waren guter Dinge, im Rennen um den Klassenerhalt noch was reißen zu können", so Rüter. Dann habe sich Bischoff allerdings mit Teilen der Mannschaft überworfen und auch die Kritik an den Trainingsmethoden sei lauter geworden. "Wir haben uns deshalb parallel nach einem neuen Mann umgesehen. Das hat dann für Uwe das Fass zum Überlaufen gebracht und er hat seinen Posten geräumt."
Harsefeld-Spiel als Saison-Tiefpunkt
Für Bischoff übernahm zunächst Co-Trainer Manuel Ramos, der aber auch nicht Herr der Lage wurde und nach sechs Niederlagen und einem Unentschieden ebenfalls das Handtuch warf. Der finale Auslöser war eine Partie, die Rüter selbst als absoluten Tiefpunkt der Worpsweder Saison bezeichnet. "Nach dem 0:9 in Harsefeld rief er mich an und sagte, er werde nicht mehr weitermachen", berichtete Rüter. Für die letzten Spiele der Saison übernahm Stefan Horeis, der bereits unter Buttgereit als Torwart-Trainer dabei war und damit die einzige Konstante in der Landesliga-Saison des FC Worpswede war.
Und Horeis machte seine Sache gut: In vier Spielen holte er immerhin noch vier Punkte. Die Saison wurde dann mit einem Heimspiel gegen Lüneburg beendet, das es in der Form in der Landesliga wohl auch noch nie gegeben hat: Die Partie gegen den LSK wurde doppelt gewertet, da bereits das Hinspiel abgesagt wurde und ein Nachholtermin einem Lüneburger Pokalspiel gegen Harsefeld zum Opfer fiel. Die Lüneburger ersparten den Worpswedern damit eine weitere Auswärtsfahrt.
Team-Manager Andreas Rüter zieht nach dem Landesliga-Jahr ein nüchternes Fazit: "Es war für uns alle eine Saison zum Vergessen. Dabei habe ich durchaus Potenzial in der Mannschaft gesehen. Am Ende müssen wir feststellen, dass es auf zu vielen Ebenen, sowohl menschlich als auch sportlich, einfach nicht zusammengepasst hat." Aber es gibt auch etwas, das den Team-Manager positiv stimmt. "Von den Spielern, die uns verlassen, werden auch in der kommenden Saison einige in der Landesliga spielen. So schlecht kann es also bei uns ja nicht gewesen sein."