Mehrere hundert Menschen haben am Tag vor der Europawahl in Worpswede ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Mit Schildern in den Händen und Liedern auf den Lippen zogen sie am Nachmittag in einem lang gestreckten Demonstrationszug vom Rathaus über Findorff- und Hembergstraße ins Ortszentrum. Am Dorfplatz in der Bergstraße kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer Kundgebung zusammen, in deren Verlauf die ehemalige Europaabgeordnete Helga Trüpel (Grüne) dafür warb, für ein demokratisches EU-Europa einzutreten und am Sonntag zur Wahl zu gehen.
Demonstration und Kundgebung organisiert hatte das Worpsweder Bündnis, das schon seit einigen Monaten für den Erhalt der Demokratie und gegen Rechtsextremismus im Ort kämpft. Nach Veranstalterangaben waren mehr als 300 Menschen dem Aufruf gefolgt – mehr als man angesichts anderer Veranstaltungen in der Region am Sonnabendnachmittag erwartet hatte, wie Mit-Organisator Bernd Moldenhauer durchblicken ließ.
Bürgermeister Stefan Schwenke, der die Menge am Rathaus begrüßte, freute sich über das deutliche Zeichen, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer "für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz" setzen wollten. Und damit auch gegen jene Rechtsextremisten, die den gesellschaftlichen Wertekonsens der vergangenen Jahrzehnte beseitigen wollten. Auch wenn es Schwenke zufolge um mehr gehe als nur die AfD, hatten viele der Demo-Teilnehmer diese Partei zum Hauptziel ihres Protests erklärt, wie sich auf Plakaten und Schildern nachlesen ließ.
Mit dabei waren unter anderem die "Omas gegen rechts", die sich an diesem Montag, 18 Uhr, erstmals auch im Café Umme Ecke an der Martha-Vogeler-Straße in Worpswede treffen und eine Gruppe gründen wollen. Dörte Schnell, die die Gruppe im Künstlerdorf initiieren will, steckte mitten in einem Pulk von Frauen, die sich sichtbar und lautstark an dem Protest beteiligte. Nach Angaben der Sottrumer "Oma" Marion Bode waren Mitstreiterinnen unter anderem aus Osterholz-Scharmbeck, Rotenburg, Achim, Stade, Ottersberg und Bremen-Nord gekommen, um den Protest in Worpswede zu unterstützen. Die gesellschaftliche Entwicklung führe einfach dazu, dass man etwas tun müsse, so Bode. Sie habe sich zum Ziel gesetzt, dazu beizutragen, dass ihre Enkelkinder "eine gute Zukunft" hätten.

Mehrere hundert Menschen haben sich an dem Demozug durch Worpswede beteiligt.
Im Rahmen der Kundgebung an der Bergstraße rief die frühere EU-Parlamentarierin Helga Trüpel dazu auf, die Demokratie gegen Fanatiker von ganz rechts und ganz links, aber auch gegen Dschihadisten zu verteidigen. Und sie gab mit Blick auf die Wahl am Sonntag ein Plädoyer für Europa ab. Die 65-Jährige betonte die kulturelle Vielfalt auf Grundlage des Rechtsstaats und wies auf das gemeinsame Bekenntnis zu Toleranz und Respekt bei Wahrung der Menschenrechte hin. Jetzt müsse das Erstarken der Rechten verhindert werden, weil sie die Europäische Union zurückentwickeln und Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Bürgerrechte angreifen würden.