Worpswede. Im nächsten Jahr sollen die letzten konventionellen Straßenlaternen in Worpswede auf Leuchtdioden (LED) umgestellt werden. Darüber war sich der neue Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Gebäude und Liegenschaften in seiner ersten Sitzung schnell einig. Länger diskutiert – und letztlich ohne Ergebnis – wurde über einen Antrag der Grünen/Linke-Gruppe, möglichst intelligente Lampen anzuschaffen.
Die meisten Laternen in der Gemeinde wurden bereits in den vergangenen Jahren umgerüstet, erklärte Abteilungsleiter Guido Kahle in der Ausschusssitzung. Jetzt gibt es noch 288 Quarzlampen, davon 191 „dekorative“ in Pilzform und 121 „technische“ Kofferleuchten. Weil zum Anfang des nächsten Jahres eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes in Kraft tritt, müssen die neuen Leuchten insektenfreundlich sein. Das heißt, so Guido Kahle, dass die Farbtemperatur von den jetzigen 4000 Kelvin für reinweißes Licht auf 3000 Kelvin für einen warmweißen Farbton gesenkt werden muss, damit die Insekten zu ihrem wohlverdienten Nachtschlaf kommen. Außerdem soll das Licht nicht mehr horizontal abgestrahlt werden. Von 0 bis 5 Uhr werden in Worpswede die Laternen ohnehin ausgeschaltet. An Kreuzungen könnten einige Lampen länger ausgeschaltet bleiben, meinte Kahle.
Bewegungsmelder zahlen sich nicht aus
Vielleicht könnten noch mehr Laternen kürzer brennen, es gibt nämlich inzwischen auch „mitlaufendes Licht“. Diese Laternen besitzen keine Beine, sondern Bewegungsmelder, durch die sie eingeschaltet werden, wenn sich Fußgänger oder Radfahrer nähern. Sie kosten allerdings mit 800 Euro das Anderthalbfache von normalen Leuchten. „Im Verhältnis zur Stromeinsparung ist das unwirtschaftlich“, erklärte Guido Kahle.
Aber schon mit normalen LED-Lampen ergibt sich eine Einsparung von 77 Prozent, das sind beim Stromverbrauch 156.000 Kilowattstunden im Jahr und bei Kohlendioxid ein um 57 Tonnen geringerer Ausstoß. Deshalb kann Worpswede mit einer Förderung vom Bund in Höhe von 35 Prozent der Gesamtkosten rechnen, aber nur, wenn der Förderantrag bis zum 31. Dezember gestellt wird. Danach werden nur noch 25 Prozent Zuschuss gezahlt.
Das war auch ein Grund dafür, dass sich ein Teil des Ausschusses mit einem Antrag der Grünen/Linke-Gruppe schwertat, den Marcus Beyer vorstellte. Es solle geprüft werden, wie intelligente Beleuchtungssysteme installiert werden können – solarbetrieben, mit Bewegungssensoren und mit Nachtabschaltung. Das sei nicht nur für Insekten wichtig, sondern auch für die Vögel. „Mittlerweile hört man ja sogar nachts Amseln singen“, meinte Beyer; das liege am gestörten Tagesrhythmus, wenn es nachts zu hell sei.
Der Antrag sei erst drei Tage vor der Sitzung eingegangen, kritisierte Heiko Pankoke (CDU), deshalb habe seine Fraktion ihn noch nicht beraten können. „Er ist gar nicht verkehrt, hat aber viele Abers“, meinte Pankoke. Eines der „Abers“ war die Sicherheit: Er wisse von seiner Frau und seiner Tochter, dass diese sich sehr unsicher fühlten, wenn sie nachts in eine unbeleuchtete Seitenstraße einbiegen müssten und dann erst die erste Laterne anspringe. Auch die Lebensdauer von LED sinke, wenn sie ständig an- und ausgeschaltet würden. Für kleine Straßen, in denen nachts kaum jemand unterwegs sei, seien „mitlaufende Laternen“ sinnvoll, fand Eva Bunn (Unabhängige Wählergemeinschaft), aber der Antrag sei zu spät gestellt worden. Marcus Beyer meinte, die Lampen in kleinen Seitenstraßen müssten ja nicht ganz abgeschaltet sein, sondern nur dunkler leuchten, schließlich zog er den Antrag aber zurück. Er werde neu eingereicht, aber nur für neue Baugebiete. Damit konnte dann doch einstimmig empfohlen werden, dass die Planungen fortgeführt werden sollen. Dafür werden im Haushalt des nächsten Jahres, wie schon in diesem Jahr, 150.000 Euro eingesetzt.