Worpswede. Vor dem Einkauf noch Bargeld abheben? Worpsweder, die sich dies zur Regel gemacht haben, werden sich umstellen müssen. Denn in wenigen Tagen schon soll der Geldautomat im Foyer des Edeka-Markts an der Osterweder Straße abgebaut werden. Bargeld wird man in dem Geschäft dann zwar auch weiterhin bekommen. Allerdings nicht mehr wie gewohnt am Automaten.
Kundinnen und Kunden, die den Automaten aufsuchen, werden schon seit einigen Tagen über einen schriftlichen Hinweis darüber informiert, dass das Gerät bei Edeka-Winkler in Worpswede zum Monatsende entfernt werden soll. Schade sei das, wird Marc Thoden, Leiter der Sparkassen-Geschäftsstelle in Worpswede in einer Mitteilung zitiert. Zumal der Automat laut Sparkasse "ein beliebter Anlaufpunkt für die Bargeldversorgung der Menschen in der Region" sei. Dennoch werde das gleich rechts hinter der Eingangstür des Marktgebäudes installierte Gerät abgebaut – die Kooperation werde laut Sparkasse "aus sicherheitstechnischen Gründen" beendet.
Vanessa Winkler hat die Entwicklung zur Kenntnis genommen. Die Betreiberin des Marktes kann nach eigener Aussage über die Gründe für den Abbau nur spekulieren. Sie sei selbst Mieterin des Gebäudes, zu den Kooperationspartnern in Sachen Geldautomat gehöre sie aber nicht. Tatsächlich hatte die Vereinbarung bislang zwischen der Sparkasse und Edeka Minden-Hannover, dem Eigentümer der Immobilie, bestanden. Wie Ellen Bade, Sprecherin der Sparkasse Rotenburg-Osterholz, auf Nachfrage mitteilt, war der Mietvertrag zeitlich befristet. Und es liest sich, als hätte sich ihr Institut vorstellen können, die Zusammenarbeit zu verlängern: "Für uns gab es keine Veranlassung, den Standort aufzugeben", so Bade. Vermutlich, so die Sprecherin, ist auch die bundesweite Zunahme an Geldautomatensprengungen und das sich daraus ergebende Risiko für den Vermieter ein Grund für die Beendigung der Zusammenarbeit.
Wie nah diese Gefahr ist, ließ sich erst am Wochenende beobachten. Nach einer ganzen Reihe von Automatensprengungen im Bundesgebiet und auch in der näheren Region in den vergangenen Jahren hat es jetzt einen weiteren Fall gegeben. In Stuhr-Moordeich haben Unbekannte in der Nacht zu Sonntag einen Automaten der Volksbank gesprengt und dabei auch das umliegende Gebäude erheblich beschädigt. In der Vergangenheit waren auch Geräte der Sparkasse Rotenburg-Osterholz schon mal das Ziel von Automatensprengern.
In den Zentralen der Banken hat das zum Nachdenken geführt. Dort stellen die Verantwortlichen ihre Standorte seitdem auf den Prüfstand. Mitunter bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig, wie Ellen Bade ausführt: Nach ihrer Schilderung tragen die Geldautomatensprengungen dazu bei, "dass es für Kreditinstitute immer schwieriger wird, geeignete Standorte und Mietflächen zu finden". Bei der Auswahl neuer Geldautomatenstandorte prüfe die Bank vor allem, wie eine Sprengung durch den Einbau neuester Sicherheitsvorkehrungen möglichst vermieden werden kann. "Die Entscheidung, einen Geldautomaten aufzustellen, erfolgt immer in Abwägung des Risikos und des Bedarfs, eine Bargeldversorgung mit vertretbaren Entfernungen sicherzustellen", so Bade. Für regionale Kreditinstitute sei das eine große Herausforderung.
Mit der Frage nach der Standortsicherheit konfrontiert, betont eine Unternehmenssprecherin von Edeka Minden-Hannover, dass auch ihr Unternehmen schon von Übergriffen auf Geldautomaten betroffen gewesen sei. In diesem Fall sei das Risiko aber "nicht der ausschlaggebende Grund" für das Vertragsende mit der Sparkasse gewesen. Nach Angaben der Sprecherin verfügten mehr als hundert Märkte von Edeka Minden-Hannover über einen Geldautomaten, einer davon steht beispielsweise im neuen Edeka-Center im Zentrum Lilienthals. Im Falle des Worpsweder Marktes sei aber der Gewerbemietvertrag mit der Sparkasse ausgelaufen. Und da es hinsichtlich der Konditionen keine Einigung gegeben habe, habe Edeka den Vertrag nicht verlängert.
Wer sich an der Osterweder Straße nun fragt, wie man auch weiterhin an Bargeld kommt, wird gar nicht so weit laufen müssen. So können Kunden bei Edeka-Winkler ab einem Einkaufswert von fünf Euro beim Bezahlvorgang an der Kasse ohne zusätzliche Gebühren Bargeld abheben. Die Sparkasse wiederum verweist auf ihren Automatenstandort an der Worpsweder Geschäftsstelle in der Bergstraße. Zudem wolle man prüfen, ob sich in Worpswede ein neuer Standort anbietet.