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Nachanschlüsse werden möglich Glasfaser-Ausbau: Lösung für Alt-Ritterhude zeichnet sich ab

Nach dem unerwarteten Ausbau-Stopp von Glasfaser Nordwest könnte die Deutsche Glasfaser nun den Bewohnern von Alt-Ritterhude eine Lösung bieten. Wann dafür erneut gebuddelt wird, soll demnächst absehbar werden.
30.04.2024, 05:01 Uhr
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Glasfaser-Ausbau: Lösung für Alt-Ritterhude zeichnet sich ab
Von Bernhard Komesker

Ein paar Tage müssen sie sich noch gedulden, dann sollen diejenigen Haushalte eine erste Zeitperspektive erhalten, die in Alt-Ritterhude seit dem geplatzten Glasfaser-Ausbau von EWE und Telekom ohne Breitbandangebot da stehen. Wie berichtet, hatte der Netzbetreiber Glasfaser Nordwest (GN) um Ostern herum seine Ausbauzusage widerrufen, Gigabit-Anschlüsse für mehr als 4200 Ritterhuder Adressen herzustellen. Das Unternehmen Deutsche Glasfaser (DG) war mit dem eigenen Ausbau schneller und kündigt nun an, den Betroffenen solle geholfen werden. "Wir wollen nicht, dass diese Menschen im digitalen Niemandsland landen", sagt DG-Sprecher Dennis Slobodian.

Er erklärt, die überraschend gestoppten GN-Planungen hätten geografisch weitgehend dem Ausbaugebiet seines Hauses entsprochen. Damit werde es für die allermeisten Betroffenen eine kostenlose Nachanschluss-Möglichkeit geben. Die schlechte Nachricht: Es wird noch einige Monate dauern, weil dafür dann erneut gebuddelt werden muss. "Unsere Baukolonnen sind schon weitestgehend durch", sagt Slobodian.

Aktivierungen haben zunächst Vorrang

Nun müsse zunächst noch der Anschluss an das zwei Kilometer entfernt liegende, übergeordnete Hauptnetz, den Backbone (englisch für Rückgrat), erstellt werden, damit die Anschlussnehmer der ersten Stunde planmäßig bis zum dritten Quartal ihre Breitbandverbindungen nutzen können. Gemeindeweit sind es rund 2500 Haushalte, die zur Aktivierung demnächst noch einmal Besuch von der Deutschen Glasfaser bekommen sollen. Erst anschließend - und möglicherweise auch erst im kommenden Jahr - könnten neue Tiefbautrupps nach Einschätzung von Beobachtern in Alt-Ritterhude erneut anrücken, um sich um die bisherigen EWE- und Telekom-Interessenten zu kümmern.

Wie Slobodian weiter mitteilt, bereite man derzeit eine Beratungsoffensive für Gestrandete und andere Interessierte vor. Der Servicepunkt an der Riesstraße werde dazu am Montag, 13. Mai, von 10 bis 18 Uhr sowie im Dienstag, 14. Mai, von 9 bis 17 Uhr ausnahmsweise durchgehend geöffnet und mit personeller Verstärkung besetzt sein. "Bis dahin hoffen wir, Genaueres sagen zu können", so der Sprecher. Mit einer Postwurfsendung im Ausbaugebiet soll auf das Info-Angebot gesondert hingewiesen werden. Auch diese Hausanschlüsse der Deutschen Glasfaser solle es ohne zusätzliche Baukosten geben. Wann, das sei nur noch eine Frage der Zeit.

Ressourcen-Prüfung dauert an

Für die Deutsche Glasfaser ist die Antwort darauf vor allem eine der Wirtschaftlichkeit. "Das wird bei uns gerade umfassend analysiert", erklärt Slobodian. Wie viele Tiefbaukapazitäten (Personal, Werkzeug, Maschinen, Material) für welches Anschlusspotenzial werden letztlich wann und wo benötigt. Eine Rolle spielen dabei die Abstände zum nächsten Hauptverteiler sowie die Beschaffenheit von Boden und Oberfläche. Seit Beginn der Tiefbauarbeiten seien die neuen Leitungswege so angelegt worden, dass sie theoretisch auch eine hundertprozentige Anschlussquote von gemeindeweit 6300 Adressen versorgen können. "Das ist technisch kein Problem." Sie alle sind auch bereits im sogenannten Verfügbarkeitscheck hinterlegt, den die Deutsche Glasfaser im Internet unter https://www.deutsche-glasfaser.de/glasfaser/verfuegbarkeitscheck anbietet.

Der Rückzieher von Glasfaser Nordwest sowie deren Anteilseignern EWE und Telekom hatte eine niedrige dreistellige Zahl von Interessenten in Alt-Ritterhude kalt erwischt. Nach einhelliger Meinung von Experten handelt es sich um einen ungewöhnlichen Einzelfall, weil dem Versorger zunächst eine kartellrechtliche Schweigepflicht von neun Monaten auferlegt ist. Es komme nicht sehr häufig vor, dass ein Mitbewerber in diese Phase hineingrätscht und mit Vermarktung sowie Ausbau so viel schneller und erfolgreicher ist. GN durfte erst im Juli 2023 mit seinen Ritterhude-Plänen an die Öffentlichkeit gehen - rund sechs Monate nach der Ankündigung von DG, ebenfalls auszubauen.

Zur Sache

Vertrauen auf dem Nullpunkt

Kreisblatt-Leserin Birgit Lipkowski gehört zu den gestrandeten EWE-Kunden in Alt-Ritterhude, die nun von der Deutschen Glasfaser umworben werden. Sie sagt, sie traue der Sache nicht, weil ein Anbieterwechsel - frühestens zwei Jahren ab Freischaltung - davon abhängen werde, dass sich DG mit Dritten auf die Konditionen einer Mitbenutzung verständigen kann. "Eine Garantie, dass das Netz dann für die Durchleitung geöffnet wird, gibt es also nicht", folgert die Ritterhuderin. Ihr Vertrauen sei auf dem Nullpunkt. Daher wolle sie sich einstweilen lieber mit der gegenwärtigen Bandbreite von 50 Megabit pro Sekunde begnügen, die sich technisch notfalls noch verdoppeln ließe.

Irritiert hat Lipkowski zuletzt der Anruf einer Mitarbeiterin aus dem EWE-Beschwerdemanagement, wonach die Oldenburger nun angeblich ein eigenwirtschaftliches Glasfaser-Angebot vorbereiten. "Ich habe darum gebeten, dass ich das schriftlich bekomme, aber seitdem rührt sich nichts." Der Online-Check sieht EWE-Glasfaser für Lipkowskis Adresse weiterhin nicht vor. Möglicherweise sei das Ganze eine Nebelkerze, um mit entsprechenden Gerüchten der Konkurrenz in die Suppe zu spucken.

Da könnte etwas dran sein: Ausbaupläne gehören bis zum Vermarktungsstart zu den gut gehüteten Geschäftsgeheimnissen der Telekommunikationsanbieter. EWE-Sprecher Mathias Radowski erklärte am Montag gegenüber der Redaktion auf Nachfrage, sein Haus plane keinen eigenen Breitbandbausbau für die Ritterhuder Privathaushalte. Ein Doppelausbau seit betriebs- und volkswirtschaftlich nicht sinnvoll.

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