Landkreis Osterholz. Hausärzte in der Region stehen in den Startlöchern: Viele niedergelassene Ärzte haben jetzt Impfstoff für die erste Corona-Schutzimpfung in ihren Praxen bestellt. An diesem Mittwoch dürfen sie beginnen, Patienten gegen Corona zu impfen. Eingesetzt wird voraussichtlich zunächst das Mittel von Biontech/Pfizer, erzählt der Hamberger Arzt Ruben Bernau. Später sollen dann auch andere Vakzine hinzukommen. Jeder Arzt konnte 50 Impfdosen bestellen. „Uns wurden nun 98 Dosen Biontech zugesagt“, erklärt Ruben Bernau. Er betreibt mit seiner Frau Iris eine Praxis für Familienmedizin in Hambergen. Sie konnten also zwei Kontingente ordern. Ob die auch tatsächlich geliefert werden, wisse er aber erst, wenn er das Päckchen geöffnet habe. Möglicherweise gebe es zunächst weniger. „Wir sind gespannt“, sagt der Arzt.
Das stellt seine Praxis vor ein Dilemma. "Die Hausärzte haben die Ostertage damit verbracht, eine Priorität aufzustellen und die möglichen Patienten anzurufen", erklärt Bernau. Sie machten das gerne, eine Anstrengung sei das aber schon. Viele Kollegen hätten da eine gute Arbeit gemacht, findet Ruben Bernau. Um 98 Impfungen zu organisieren, müssen 300 Leute abtelefoniert werden", sagt er. Sie hätten bei den Terminabsprachen auch diplomatisch vorgehen müssen. Schließlich müssten Impfwillige für alle zugesagten Dosen parat stehen. Sollte aber weniger Impfstoff geliefert werden, müssten einige wiederum zurückstehen. Und: Auch Joker sind nötig, die kurzfristig kommen, falls bereits aufgezogene Spritzen verfallen würden. Dabei schwingt auch ein wenig der Gedanke mit, keinen zu piksen, der noch nicht dran wäre.
Nur eigene Patienten werden geimpft
Den Impfstoff wählen kann niemand. Wer diskutiere, könne sich erst mal hinten anstellen. Auch einen Impftourismus wollen Iris und Ruben Bernau nicht unterstützen. „Wir wollen nur unsere Patienten impfen. Die kennen wir, und diesen Vorteil wollen wir nicht verschenken“, erläutert Bernau. Allergien, Empfindlichkeit und Vorerkrankungen sind bekannt. Impfwillige, deren Hausärzte nicht impfen, müssten sich zunächst weiter an die Impfzentren wenden. Und wer bereits einen Termin in einem Impfzentrum hat, solle den auch wahrnehmen.
Grundsätzlich müssen Arztpraxen nach dem Impfstart jede Woche immer bis spätestens Dienstag 12 Uhr die für die Folgewoche benötigten Impfdosen bestellen. Bis zum darauf folgenden Donnerstag sollen die Apotheken die Praxen informieren, wie viele Dosen sie tatsächlich bekommen werden, damit die Arztpraxen die Impftermine gegebenenfalls verlegen können. Die Apotheken sollen dann jeweils montagnachmittags ausliefern. Direkt in der ersten Impfwoche gibt es jedoch eine Ausnahme aufgrund des Feiertags an Ostermontag: Die Apotheken sollten Impfstoffe und Zubehör am Dienstag, 6. April, ausliefern, spätestens aber bis diesen Mittwoch, 12 Uhr. Das Bundesgesundheitsministerium rechnet im April mit der Lieferung von 15,3 Millionen Impfstoffdosen.
Im Prinzip müssen sich die Hausärzte, die mit 20 Euro pro Impfung vergütet werden, nicht groß vorbereiten. Impfungen gehören mehr oder weniger zum Alltag der Praxen. Der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer lasse sich auch in einem handelsüblichen Kühlschrank aufbewahren und muss nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung im aufgetauten Zustand innerhalb von 120 Stunden bei einer Lagerung von zwei bis acht Grad verimpft werden.
Einige Besonderheiten
Einige Besonderheiten hat der mRNA-Impfstoff aber schon, wie Ruben Bernau anmerkt. Er dürfe beispielsweise nicht stark geschüttelt werden und beim Transport sei auch das eine oder andere zu beachten. Zudem müsse jede Spritze einen bestimmten Anteil an Impfstoff enthalten. Da müssten sich alle Beteiligten ansehen, wie das am besten gehe. Das hänge auch davon ab, welche Spritzen bereit stünden. „Wir haben uns anhand von Videos und Unterlagen informiert.“
Iris und Ruben Bernau teilen sich die Impfungen auf. „Meine Frau macht Termine in der Praxis und ich impfe bei Hausbesuchen“, erläutert Ruben Bernau. Dabei muss er auch immer 15 Minuten zur Nachsorge bleiben. Die Impfungen bei den Hausärzten werden jedenfalls Schwung in die Sache bringen – davon ist Ruben Bernau überzeugt.