Landkreis Osterholz. Die Förderschule am Klosterplatz soll zu Beginn des Schuljahrs 2025/26 ins Kreishaus II umziehen. Das geht es der Sitzungsvorlage zum nächsten Schulausschuss des Kreistags hervor. Die Osterholzer Kreisverwaltung will den Abgeordneten demnach am Donnerstag, 23. November, eine entsprechende Grundsatzentscheidung vorschlagen. Auslöser ist, wie Landrat Bernd Lütjen gegenüber der Redaktion bestätigte, der überraschend starke Anstieg der Schülerzahlen im Förder- und Regelschulbereich.
Verwaltung sucht Übergangslösung
Im Kreishaus II, das vor 19 Jahren zunächst als (neue) Pestalozzischule errichtet wurde, arbeiten rund 130 Verwaltungsbedienstete. Sie sollen vorübergehend an anderer Stelle neue Büros erhalten. Die Lösung für die betroffenen Abteilungen, die bis 2019 schrittweise ins Kreishaus II umgezogen waren, sei noch nicht in trockenen Tüchern, werde aber bei planmäßigem Verlauf in einigen Wochen spruchreif sein, kündigte Lütjen an. Es werde sich dabei auch nur um ein Provisorium handeln, denn mittelfristig soll auf dem Grundstück beim Kreishaus I an der Osterholzer Straße ein neues Bürogebäude entstehen. "Wir reden hier vom Jahr 2030, ungefähr." Der Personalrat sei zu Beginn der Woche über die Marschrichtung informiert worden. Der Neubau soll neben der Kreishaus-II-Belegschaft auch die Beschäftigten des Gesundheitsamts aufnehmen; die landeseigene Immobilie an der Heimstraße ist in die Jahre gekommen und inzwischen auch zu klein.
Am Hauptsitz fehlt die Fläche
Raumnot herrscht schon jetzt auch am Klosterplatz (wir berichteten). Weil der denkmalgeschützte Altbau nicht barrierefrei herzurichten ist, spielt sich der Unterrichtsalltag schon länger hauptsächlich im Flachdachgebäude ab. Es befindet sich im rückwärtigen Bereich und gilt seit einiger Zeit als abgängig: wegen der Bausubstanz und seiner energetischen Schwächen. Weil aber das Schulgrundstück keinen Platz für einen ausreichend dimensionierten Neubau lässt – während der Bauzeit müssten die Schüler auch irgendwo bleiben – sei die Verwaltung auf die Idee gekommen, die Pestalozzischule am Osterholze gewissermaßen zu reaktivieren. Schließlich sei das Gebäude mal als Schule geplant und gebaut worden – was ungleich anspruchsvoller und aufwendiger sei als eine Büro-Immobilie.
Wieder mehr Förderschüler
Die damalige Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen war seinerzeit leergelaufen: Nachdem das Land Niedersachsen diesen Schultyp zum Auslaufmodell erklärt hatte – in fünf Jahren soll es ihn gar nicht mehr geben –, waren die Anmeldezahlen zurückgegangen. Immer mehr Eltern von Kindern mit Förderbedarf setzten stattdessen auf inklusive Beschulung an den Regelschulen. Übrig blieb die Schule am Klosterplatz mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Und dort steigen inzwischen die Anmeldezahlen spürbar an. "Eine genaue Erklärung haben wir auch nicht, aber das Phänomen ist in ganz Niedersachsen zu beobachten", sagt Schuldezernentin Heike Schumacher. Sie rechne auch für die Zukunft mit mehr Förderschülern, die zu unterrichten seien.
Mobilbau-Lösung bis 2025
Die steigenden Schülerzahlen im Regelschulbereich tun ein Übriges. Sie führten dazu, dass die Klosterplatz-Schule erste Kooperationsklassen von den Regelschulen (Wallhöfen, Scharmbeckstotel) wieder abziehen musste und das Schülercafé am Hauptsitz vorübergehend schließen musste (wir berichteten). Schon fürs laufende Schuljahr hatten Beobachter daher mit der Aufstellung von Klassencontainern am Klosterplatz gerechnet. Nächstes Jahr soll es nun so weit sein. Der Entwurf zum Kreihaushalt 2024 sieht bis zu 55.000 Euro an Mietzahlungen für räumliche Zwischenlösungen vor. "Die Mobilbau-Lösung ist in absehbarer Zeit unausweichlich", so der Landrat.
Lütjen: Überschaubarer Aufwand
So wie die Herrichtung als Kreishaus II vergleichsweise günstig zu haben gewesen sei, koste nun auch die Rückkehr zur schulischen Nutzung des Gebäudes am Osterholze nur überschaubar viel Zeit und Geld, hofft Lütjen. Ein Schulstart Mitte 2025 sei dabei allerdings ambitioniert. Der Haushaltsentwurf 2023 enthielt bereits Planungskosten von einer halben Million Euro; für die beiden kommenden Jahre wird nun mit jeweils 1,5 Millionen Euro kalkuliert. Dafür bekomme man eine fast neue Immobilie, voll erschlossen und mit direkter Nähe zu Sporthalle und Berufsschule. Für die Liegenschaft am Klosterplatz werde sich schon noch eine Nutzung finden, glaubt Heike Schumacher.
Vorrang für Bildung
"Wir wollen der Förderschule schnellstmöglich helfen", unterstreicht der Landrat die Prioritäten. Mit der Perspektive eines neuen Verwaltungsgebäudes am Hauptsitz Osterholzer Straße solle auch die Kreishaus-II-Belegschaft für den vorübergehenden Auszug in ein Provisorium gewonnen werden. Dessen Kosten vermag Lütjen heute noch nicht zu beziffern, zumal Planung und Genehmigung eines Neubaus zeitaufwendig seien. Das habe man beim geplanten Pflegeheim hinter dem Kreiskrankenhaus gerade erst erfahren müssen, so Dezernatsleiterin Schumacher. In den Jahren 2024 bis 2026 soll nun zunächst das Nebengebäude von Kreishaus I saniert werden. Der Etat-Entwurf sieht allein dafür 8,3 Millionen Euro vor, davon 300.000 Euro als Planungskosten.
Bündelung bringt Vorteile
War die Auflösung der Pestalozzischule im Rückblick ein Fehler? Lütjen bestreitet das. Die Entwicklung und die heutige Lage habe vor zehn Jahren niemand vorausgesehen, im Gegenteil. "Die Zahlen und Zeichen waren damals eindeutig." Der Umbau ins Kreishaus II sei insofern ein guter Kompromiss gewesen, auch wenn die Räume für eine Verwaltungsnutzung bemerkenswert groß und die Flure ungewöhnlich breit seien. Trotz Homeoffice und Digitalisierung seien aber kurze Wege an nur einem Behördensitz ein nicht zu unterschätzender Faktor.