Trotz eines ansehnlichen Jahresgewinns im Osterholzer Kreiskrankenhaus: An der Krankenhausfinanzierung und den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach lässt der Landkreis auch weiterhin kein gutes Haar. "Der Fehler steckt im System", sagt Gesundheitsdezernentin Heike Schumacher: Solange der Bund die Mittel nur umverteile und nicht spürbar aufstocke, bleibe man auf Sondereffekte wie im Vorjahr angewiesen.
Seinerzeit hatte der Wirtschaftsplan die Tariferhöhungen zunächst überschätzt und auch die Strom- und Gaspreishilfen konnten nicht fest eingeplant werden. Die Folge: Statt des prognostizierten Defizits von rund 585.000 Euro stand Ende 2023 ein Bilanzgewinn von fast 538.000 Euro zu Buche. Nach Angaben von Landrat Bernd Lütjen ist Osterholz damit inzwischen der einzige der elf Kreise im Amtsbezirk Lüneburg, dessen kommunale Klinik auf eigenen Beinen steht, ohne den Kreishaushalt zu belasten. Manche seiner Amtskollegen sähen sich inzwischen mit Betriebskostendefiziten von bis zu 20 Millionen Euro konfrontiert, so Lütjen bei der Vorstellung des Geschäftsberichts.
Steigende Energie- und Personalkosten
Doch die finanziellen Einschläge kommen auch für Osterholz näher, sodass es der kreiseigenen Klinik schon bald so gehen dürfte wie mittlerweile 80 Prozent aller Krankenhäuser in Deutschland, die teils auch schon länger rote Zahlen schreiben. Die Osterholzer Klinikchefin Doris Sonström nickt. Sie verweist darauf, dass die Energiehilfen im Frühjahr ausgelaufen sind, die Lieferverträge aber erst 2025 preiswerter werden dürften. Anfang 2023 hatte es einen Preis-Sprung um das Zweifache beim Strom-Einkauf und um das Dreifache beim Gas gegeben. "Wir sind nun mal ein energieintensiver Betrieb", betont die Krankenhausleiterin.

Doris Sonström, Leiterin des Osterholzer Kreiskrankenhauses.
Auch die steigenden Personalkosten schlügen erst jetzt so richtig durch, weshalb vor Jahresfrist ein Minus von 783.000 Euro für 2024 veranschlagt wurde. Insofern kommen die 537.000 Euro, die nun in die Rücklage gesteckt werden, gerade recht. Sie werden aber nicht reichen, denn der Landesbasisfallwert, auf dessen Grundlage die Kliniken ihre Leistungen berechnen dürfen, steigt dieses Jahr um 5,13 Prozent, während das Tarifplus am Ende mehr als zehn Prozent betragen dürfte. In den Vorjahren lief es laut Sonström nicht anders: 2022 lag die Inflation bei 7,9 Prozent, der Basiswert jedoch ging nur um 2,32 Prozent rauf. Im Jahr 2023 stieg er dann um 4,37 Prozent, aber die allgemeine Teuerung lag bei 5,6 Prozent. Einziger Ausweg aus der Misere sei eine außerplanmäßige Erhöhung des Basisfallwerts von zehn Prozent.
Dank an die Belegschaft
"Qualität und Fleiß haben uns wieder mal gerettet", konstatiert der Kreistagsabgeordnete Wilfried Pallasch von der Bürgerfraktion. Der Vorsitzende des Werksausschusses unterstreicht, das faire und vertrauensvolle Miteinander aller Arbeitsbereiche im Krankenhaus habe das gute Geschäftsergebnis erst möglich gemacht. Die Politik sei der Belegschaft zu Dank verpflichtet, betont Pallasch. "Auf diese medizinische Versorgung kann die ganze Bevölkerung stolz sein." Es müsse noch deutlicher werden, wie eng auch das Medizinische Versorgungszentrum mit dem Krankenhaus verzahnt sei und welche Vorteile das für die Patienten habe. Bei der Klinikreform, die am 22. November Thema im Bundesrat sein soll, gehe es bislang zu wenig um die Auswirkungen für die Gesundheitsversorgung in der Fläche. Der Landkreistag appelliert an die Landesregierung, den Lauterbach-Plänen nicht zuzustimmen.

Wilfried Pallasch, Vorsitzender des Krankenhausausschusses.
Doris Sonström wiederum ärgert sich vor allem auch darüber, dass Lauterbach seine Pläne mit Qualitätsverbesserungen rechtfertige. Damit bringe er kleine Häuser automatisch in Misskredit. "Natürlich gehören komplexe Maßnahmen der Onkologie an zertifizierte Zentren", sagt die Krankenhausleiterin. "Aber in der Grundversorgung erbringen wir nur das, was wir können." Und das mit guten und sehr guten Noten, wie jährliche Qualitätsberichte sowie die Erhebungen unabhängiger Institute immer wieder beweisen: Die jüngste Wöchnerinnenbefragung in der Geburtshilfe und das Register für künstliche Hüft- und Kniegelenke unterstrichen zuletzt, dass das Osterholzer Krankenhaus "auch im bundesweiten Vergleich hervorragend aufgestellt" sei.
Enge Bindung ans Haus
Eine Mitarbeiterbefragung in allen Bereichen der Landkreis-Klinik habe zudem eine weit überdurchschnittliche Verbundenheit der Belegschaft zum Haus ergeben. Aus dem aktuellen Ausbildungsjahrgang der hauseigenen Pflegeschule seien zwölf Nachwuchskräfte übernommen worden, zehn waren es im Vorjahr. Neben Pflegefachkräften werden auch Hebammen sowie operationstechnische und anästhesietechnische Assistenzen ausgebildet. Im ärztlichen Bereich ist man wegen umfassender Weiterbildungsermächtigungen als Arbeitgeber ebenfalls attraktiv.
Das Kreiskrankenhaus Osterholz verfügt über 128 Planbetten, die sich auf die Hauptabteilungen Innere Medizin, Chirurgie und Orthopädie, Gynäkologie und Geburtshilfe verteilen. Umbau und Erweiterung von Pflege- und Intensivstation sind inzwischen abgeschlossen. Die neue interdisziplinäre Intensivstation verfügt über zehn Plätze, drei davon sind zudem für Beatmungen eingerichtet. Auch auf die elektronische Patientenakte ist Osterholz inzwischen vorbereitet. Was aus der alten Intensivstation im Funktionsgebäude wird, ist noch nicht heraus: "Im Gespräch ist ein ambulanter OP-Bereich", sagt Sonström.