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Schulentwicklung Jeder dritte Euro für die Schulen

Die BBS-Modernisierung ist für den Landkreis Osterholz nicht die einzige Bildungsinvestition der nächsten Jahre. Handlungsbedarf besteht auch bei der Förderschule am Klosterplatz und am Ritterhuder Gymnasium.
14.01.2022, 05:00 Uhr
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Jeder dritte Euro für die Schulen
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Gebäude und Ausstattung der kreisgetragenen Schulen sollen in diesem Jahr kräftig modernisiert werden. Nach mehrjährigen Vorbereitungen planen Politik und Verwaltung für 2022 und die Folgejahre nun die nächsten Entwicklungsschritte. Neben dem Ausbau der Digitaltechnik an den weiterführenden Schulen und dem Spatenstich für die BBS-Erweiterung gehören dazu auch Abriss- und Neubau-Vorbereitungen für die Klosterplatz-Schule sowie provisorische Lösungen zur Behebung der Raumnot am Ritterhuder Gymnasium.

Laut Vorbericht zum Haushaltsplan 2022 führen die Vorhaben zu "durchgängig hohen Investitionsauszahlungen" für die Schulentwicklung. Sie summieren sich bis 2025 auf insgesamt 53,3 Millionen Euro. Damit dient jeder dritte Euro, den der Landkreis in nächster Zeit zu investieren gedenkt, den "notwendigen Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen im Schulbereich". Tatsächlich dürften sogar noch weitere Millionen nötig werden, um die BBS-Modernisierung stemmen zu können: Der Finanzausschuss beriet jetzt über eine eklatante Kostensteigerung (siehe auch Bericht auf dieser Seite).

Britta Weidling, Leiterin des Amtes für Bildung, sieht es positiv. Nicht nur trage eine gute Bildungslandschaft zu Daseinsvorsorge und Standortqualität bei, sondern es seien aus Berlin und Hannover "vorläufig auch keine großen Strukturreformen zu erwarten". Die Schülerzahlen entwickelten sich nach einem Zwischentief 2021/2013 wieder stabil. All das tue dem System Schule gut, erklärte Weidling unlängst im Schulausschuss.

Beständig im Wandel

Denn parallel zu Technik und Gebäuden seien ja auch pädagogische Konzepte des Lehrens und Lernens kontinuierlich anzupassen, das hänge miteinander zusammen. Der Aufbau der Ostkreis-IGS, der Ganztagsausbau sowie das Hin und Her beim Abitur nach neun Jahren: All das habe den Landkreis und seine Schulen im vorigen Jahrzehnt materiell und organisatorisch stark gefordert; in Lilienthal sind zuletzt für siebenstellige Summen zwei neue Oberstufengebäude entstanden. Und in den Kommunen stehe nun auch noch der Ausbau des Ganztagsangebots an den Grundschulen an.

Von den kreisweit 13.800 Schülerinnen und Schülern besuchen 5700 eine der sechs Schulen in Landkreis-Trägerschaft; die BBS sind mit mehr als 1800 Jugendlichen und jungen Erwachsenen die größte Einrichtung. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass es 2022 den ersten Spatenstich gibt", blickte Amtsleiterin Britta Weidling voraus. Zuerst sind Neubauten im südlichen Teil des Schulgeländes geplant (zwischen Haupteingang und Sportplatz) sowie im Osten bei den Werkstätten.

Baubedarf am Klosterplatz

Sanierungsbedarf herrscht Weidling zufolge auch in der Schule am Klosterplatz - genauer: beim Siebzigerjahre-Bau, der inzwischen als Haupthaus genutzt wird. Denn nicht nur der denkmalgeschützte Altbau ist für den heutigen Unterricht ungeeignet (wir berichteten); auch das Haupthaus entspreche inzwischen nicht mehr den aktuellen pädagogischen Anforderungen und sei "wohl abgängig", so die Amtsleiterin. Vorsorglich sollen für die Förderschule zwei Millionen Euro bereitgestellt werden; sie wird von 117 Schülerinnen und Schülern besucht.

Besonders knifflig ist die Lage am Gymnasium Ritterhude, das spätestens nach den Sommerferien in Raumnot gerät. Ein Jahrgang ist schon heute vierzügig und auch der elfte Jahrgang stark gefragt. Während die Jahrgangsstufen zehn bis 13 im Riesgebäude an der Goethestraße unterrichtet werden, besuchen die jüngeren zunächst das Schulzentrum Moormannskamp. Die Kreisverwaltung erwartet, dass für die rund 700 Schülerinnen und Schüler nur vorübergehend Platzmangel herrschen wird, sodass neben der Riesschule für voraussichtlich zwei Jahre eine mobile Lösung mit zwei Containerklassen angestrebt wird.

Den Aufwand könne der Landkreis noch nicht beziffern, so Verwaltungssprecher Jörn Stelljes auf Nachfrage. Als Kostenerstattung für die Mobilbauten gibt der Haushaltsentwurf 2022 vorerst 60.000 Euro her. Die Verhandlungen über die Anforderungen mit der Gemeinde Ritterhude als Gebäudeeigentümerin sowie mit der Schulleitung dauern noch an. Amtsleiterin Britta Weidling ist überzeugt: "Es muss nicht immer ein Erweiterungsbau sein." Auch durch andere Möblierung und Nutzung im Bestand ließen sich Flächen freischaufeln.

Digitalpakt bringt Folgekosten

Ein wachsender Finanz- und Personalbedarf geht schließlich auch mit dem sogenannten Digitalpakt Schule einher. Die digitale Lernplattform I-Serv wurde seit Corona bereits weiter ausgebaut, nun wird in allen Gebäuden für schnelles W-Lan im Klassenzimmer gesorgt. Damit sowie mit digitalen Anzeigegeräten sind die Fördermittel von 2,36 Millionen Euro auch bereits verplant, die Bund und Land den Landkreis-Schulen mit dem Digitalpakt 2019 bis 2023 spendieren. Als letzte noch ausstehende Landkreis-Schule wird auch der Klosterplatz ans schnelle Datennetz angeschlossen. 

Die Administration der Technik (Updates, Reparaturen, IT-Sicherheit) werde in Zukunft höhere Folgekosten nach sich ziehen, kündigte die Amtsleiterin an. Zwar werde es nicht alle zwei Jahre neue Geräte geben, aber: "Die Zyklen sind viel kürzer als bei einer Kreidetafel." Jede Schule habe digitalaffine Lehrkräfte im Kollegium für den sogenannten First-Level-Support; notwendige Ergänzungen des Pakts seien pädagogische Konzepte, Schulungen für Lehrkräfte im Medienzentrum sowie eine IT-Bereitschaft im Kreishaus, von wo aus bei Bedarf auch eine Fernwartung erfolgen kann.

Zur Sache

Reformbedarf bei Ausbildungen

In Sachen Schulentwicklung erkundigten sich die Kreistagsabgeordneten Brigitte Neuner-Krämer (Grüne) und Silke Paar (CDU) nach dem Bildungsangebot der BBS. Nach Ansicht von Neuner-Krämer ist eine Ausbildungsreform für Erzieherinnen und Erzieher nötig, um dem Fachkräftemangel in den Vorschuleinrichtungen zu begegnen und den Beruf attraktiver zu machen. Paar bekräftigte: "Es muss ein Anreiz über Verdienstmöglichkeit in der Ausbildung geschaffen werden."

Die Kreisdezernentin, Heike Schumacher, nickte zustimmend und benannte die Schwierigkeit: Zuständig für den Umstieg auf eine duale betriebliche Ausbildung, wie sie den beiden Abgeordneten vorschwebt, wäre der Bund, doch der Betrieb der Fach- und Vollzeitschulen ist Ländersache. "Einfach wird das nicht; im Moment ist es ein Mischmasch", sagte Schumacher.

Es sei kaum vermittelbar, warum es erst eine vierjährige Durststrecke geben muss, bis frisch gebackene Erzieherinnen ihr erstes Geld verdienen, sagte die Dezernentin. Zwar gebe es wegen des Anforderungsprofils auch Argumente für eine Akademisierung des Berufs, aber das sollte aus ihrer Sicht eine Ergänzung bleiben. "An uns und den BBS liegt es jedenfalls nicht."

Berechtigt, so Schumacher, sei auch die Forderung von Jürgen Ahlers (Bürgerfraktion); der hatte gemahnt, bei einer Reform müsste auch an Azubis mit Lerneinschränkungen gedacht werden. Einige Lehrlinge brächten Top-Leistungen in der Praxis und scheiterten dann am theoretischen Teil. Ahlers: "Es gibt auch Spätzünder; ein Handwerksbetrieb braucht nicht lauter Ingenieure."

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