Landkreis Osterholz. Auf den Landkreis Osterholz kommen als Schulträger wahrscheinlich neue Baustellen zu. Gerade erst wurden IGS und Gymnasium in Lilienthal erweitert, 2022 soll auch die Modernisierung der Berufsbildenden Schulen beginnen. Doch nun kündigt sich bereits weiterer Baubedarf an. Wie der Schulausschuss des Kreistags auf seiner jüngsten Sitzung erfuhr, ist das rund 50 Jahre alte Flachdachgebäude der Schule am Klosterplatz "wahrscheinlich abgängig". Ergebnisse einer Variantenprüfung - Erhalt oder Neubau - will die Kreisbehörde den Abgeordneten im kommenden Jahr vorlegen.
In der Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung werden überwiegend die Jahrgangsstufen zehn bis zwölf unterrichtet, während die meisten jüngeren Klosterplatz-Schüler in Kooperationsklassen des Kreisgebiets unterrichtet werden. Weil das denkmalgeschützte Hauptgebäude aus dem Jahre 1735 kaum für heutigen Unterricht taugt, sind dort vor allem Inklusionszentrum und Café untergebracht. Brandschutz und Rettungswege setzen zusätzliche Umbaugrenzen, sodass längst der Flachbau im Süden des ehrwürdigen Backsteinbaus als eigentliches Haupt-Schulgebäude dient.

Der Altbau der Schule am Klosterplatz in Osterholz-Scharmbeck steht unter Denkmalschutz.
"Wir gehen fest davon aus, dass die Schule am Klosterplatz als solche weiter bestehen bleibt", erklärte die Kreisdezernentin Heike Schumacher den Abgeordneten. Jedenfalls gebe es keine anderen Signale aus dem Kultusministerium in Hannover. Schumacher weiß: In der Vergangenheit hatte die Landesregierung zahlreiche Förderschulen aufgelöst, um behinderte und nichtbehinderte Kinder inklusiv zu beschulen. Doch nicht überall erscheint das möglich und sinnvoll. Spezialisierte Schulen gibt es weiter.
Vier Parallelklassen erwartet
Die Gymnasien Ritterhude und Osterholz-Scharmbeck hat die Kreisschulbehörde mit ihren Bau-Fachleuten ebenfalls auf dem Zettel: Sie sieht hier wie dort Handlungsbedarf: wegen der Rückkehr zum Abitur nach neun Gymnasialjahren sowie durch den Ausbau des Ganztagsbetriebs. Hinzu kommt die Anpassung der Räume an pädagogische Konzepte wie das selbstorganisierte Lernen. Das Gymnasium in der Kreisstadt - ursprünglich Ende der 1960er-Jahre errichtet - profitierte dabei zuletzt unter anderem von einem vorübergehenden Sinken der Schülerzahlen, von kontinuierlichen Erweiterungen sowie neuen Raum- und Klassengrößen. Zudem wurde aus seiner Ritterhuder Außenstelle inzwischen ein eigenständiges Gymnasium.
"In der Schülerzahlenprognose deutet sich an, dass es zukünftig eine dauerhafte Vierzügigkeit (aufbauend ab Klasse 5) geben wird", schreibt die Verwaltung in ihrer Sitzungsvorlage über das Gymnasium an der Loger Straße. Und am Standort Ritterhude war es einer veränderten Nutzung der Riesschule (Obergeschoss für die Jahrgänge zehn bis 13) zu verdanken, dass man um Neu- oder Anbau herumkam. Den hatte es zuletzt aber am Moormannskamp gegeben, wo seither die Ritterhuder Gymnasisaten der Jahrgänge fünf bis neun unterrichtet werden.
Nun könnte es wohl vor allem im Ries-Gebäude bald wieder eng werden. Die eigentlich stabil dreizügige Schule wächst in voraussichtlich zwei Jahrgängen in die partielle Vierzügigkeit hinein, sodass aufgrund von Teilungsgrenzen und Anmeldezahlen - mindestens vorübergehend - spätestens im August 2022 vier Klassenzimmer fehlen werden Die Kreisverwaltung erklärt dazu, sie wolle die schulinternen Beratungen unterstützen und abwarten, welche Anforderungen sich aus neuen pädagogischen Konzepten für den Raumbedarf und die Funktionalität ergeben. Wenn es brandschutztechnisch zulässig ist, könnte es abermals eine kleine Lösung mit Umstrukturierungen geben, indem beispielsweise bisherige Flure zu sogenannten Selbstlernbereichen umgestaltet werden.
Stetig steigende Zahlen
Madlen Herrmann aus dem Landkreis-Amt für Bildung legte den Abgeordneten dazu die aktuellen Daten des Bildungsmonitorings zur Schullandschaft vor. Demnach ist die Bevölkerungszahl in den vergangenen neun Jahren von 111.000 auf mehr als 114.000 Menschen angestiegen. "Der Landkreis profitierte dabei besonders durch den Zuzug von Familien mit kleinen Kindern unter drei Jahren", sagte Herrmann und nannte weitere Zahlen. Nach ihren Worten waren im Vorjahr 6517 Kinder unter sieben Jahren im Landkreis Osterholz wohnhaft - das seien 1347 mehr als im Jahr 2016. Im aktuellen Schuljahr gab es zudem 1105 Einschulungen - 79 mehr als noch vor fünf Jahren.
13.926 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene besuchen nach der amtlichen Statistik eine allgemein oder berufsbildende Schule im Osterholzer Kreisgebiet. Davon entfallen im aktuellen Schuljahr mehr als 5600 auf die sechs Schulen in Landkreis-Trägerschaft. Diese Schüler verteilen sich auf die BBS (1936), das Gymnasium Lilienthal (1286), die IGS Lilienthal (904), das Gymnasium Osterholz-Scharmbeck (719), das Gymnasium Ritterhude (678) und die Schule am Klosterplatz (106).