Landkreis Osterholz. Drei Landesstraßen führen seit Jahren ohne eigenen Radweg durchs Osterholzer Kreisgebiet und aus diesem heraus. Nach den Worten von Verkehrsdezernent Dominik Vinbruck handelt es sich dabei um einen Mangel, auf den die Verwaltung die Landesbehörde regelmäßig aufmerksam macht: Betroffen sind die L 134 von Meyenburg nach Uthlede (Gemeinde Hagen), die L 128 von Oldendorf nach Wellen (Gemeinde Beverstedt) und die L 149 bei Neuenkirchen ab Vorbrucher Straße nach Rekum (Bremen-Blumenthal). Entsprechende Anschlüsse wären aus Sicht von Kreispolitik und -verwaltung ein Beitrag zur Verkehrswende und zu den übergeordneten Schnellverbindungen, die der Kommunalverbund für Bremen und das Umland anstrebt.
Im laufenden Zertifizierungsverfahren für die Anerkennung als ADFC-Rad-Reise-Region würde ein attraktives Radwege-Netz dem Fremdenverkehr im Landkreis ebenfalls helfen. Und auch das Kreismobilitätskonzept, das die Osterholzer Behörde im Laufe dieses Jahres erstellen lässt, wird dem Radverkehr eine wichtige Rolle einräumen. Dabei hat die Verwaltung, wie berichtet, mit den dringend nötigen Reparaturen und Instandhaltungen schon alle Hände voll zu tun. Die Dürreschäden an den Kreisstraßen weiten sich nämlich zunehmend auch auf die parallel laufenden Radwege aus.
30 Straßenkilometer ohne Radweg
Hinzu kommt: Nicht nur an den drei besagten Landesstraßen fehlen Radwege, sondern auch an einem guten Dutzend Kreisstraßen müssen sich die Radler die Fahrbahn mit den Kraftfahrzeugen teilen, was insbesondere außerhalb geschlossener Ortschaften ein weiterhin ungelöstes Problem darstellt. Vinbruck sagt: "Bisher sind unsere Kreisstraßen immerhin mit einem recht hohen Grad versorgt." Gleichwohl warten beim Radwege-Bau noch einige unerledigte Hausaufgaben mit einer Gesamtlänge von gut und gerne 30 Kilometern.
Um die fehlenden Radwege nach Dringlichkeit zu sortieren, wurde im Kreishaus schon Ende 2007 der sogenannte Radwegebedarfsplan ersonnen. Er wird seither alle paar Jahre nach einem ausgeklügelten Punktesystem überprüft und fortgeschrieben, sodass sich eine Reihenfolge beim beabsichtigten Netz-Ausbau ergibt. Wichtige Bewertungskriterien sind dabei Schulwegsicherheit und Unfallrisiken, touristischer Nutzen und Lückenschluss, Förderchancen und Verkehrsbelastung. Beteiligt sich die jeweilige Gemeinde freiwillig an den Kosten, rückt das Projekt im Ranking nach oben.
Auf Landeshilfe angewiesen
Den bisher letzten Radweg hat der Landkreis Mitte 2019 an der K 22 in der Gemeinde Holste neu anlegen lassen (wir berichteten). Das gut zwei Kilometer lange Verbindungsstück zwischen Steden und Oldendorf kostete seinerzeit 550.000 Euro und wurde durch eine Landesbeihilfe von 300.000 Euro ermöglicht. 2021/22 folgte eine Komplettsanierung von Straße und bereits vorhandenem Radweg an der K 2 zwischen Rade und Neuenkirchen. Mit der Fortschreibung des Neubedarfs hingegen haben sich im Vergleich zu 2019 bislang keine Änderungen auf den vorderen Plätzen ergeben. Und noch etwas gilt unverändert: Ohne einen Zuschuss aus dem sogenannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) werden auch die nächsten Vorhaben aus der Prioritätenliste kaum zu realisieren sein.
Der Radwegebedarfsplan sieht dabei nun zunächst den Bau eines 765 Meter langen Radwegs an der K 32 zwischen Hinnebeck und Vorberg vor; für diesen Lückenschluss, der im Ort schon lange gefordert wird, gelang dem Landkreis vor einiger Zeit die Aufnahme ins Mehrjahresbauprogramm der GVFG-Projekte des Landes, sodass der Dezernatsleiter nun davon ausgeht, dass "bestenfalls 2023, voraussichtlich aber 2024" gebaut werden kann.

In Hinnebeck fordern die Menschen seit etlichen Jahren den Bau eines Radwegs an der K 32. Das große Protestschild vom Sommer 2018 erhielt im Folgejahr oben rechts den Zusatz "Hurra, bald ist er da!"
Der Kreishaushalt 2023 ermöglicht für das Projekt inklusive Grunderwerb eine Investition von 630.000 Euro vor. Die Kosten verteilen sich laut Kalkulation auf den Landkreis Osterholz (203.000 Euro), die Gemeinde Schwanewede (242.000 Euro) und das Land Niedersachsen (185.000 Euro).
Moorstraßen machen Probleme
Weder zeitlich noch finanziell mag sich Vinbruck hingegen bei den fehlenden Radwegen festlegen, die von der Punktzahl her auf den Plätzen zwei und drei des Maßnahmenkatalogs rangieren: An der K 21 in Friedensheim sowie an der K 30 in Bornreihe und Teufelsmoor gibt es nämlich auch ernste Straßenschäden. Es sei wenig sinnvoll, die Reparatur und den Radweg-Neubau getrennt voneinander anzugehen, so der Kreisbeamte. "Wir hoffen auf eine Gesamtlösung und wollen für die Friedensheimer Straße in der zweiten Jahreshälfte einen Vorschlag machen." Geprüft werden müsse auch, ob wegen der Straßenschäden nicht ab 2024 eine Aufstockung von Personal und Haushaltsmitteln nötig sei.

Dominik Vinbruck, Kreisdezernent für Bauen, Verkehr und Umwelt.
Wünschenswert ist nach den Worten Vinbrucks zudem eine bessere Unterstützung aus Hannover, denn beide Maßnahmen dürften Millionenbeträge verschlingen. Bei der sanierungsbedürftigen K 21 geht es um gut 1,6 neue Radweg-Kilometer von Friedensheim bis zur L 165 in Hüttendorf – Hammebrücke inklusive. Übel steht es auch um die K 30, die aus einem nördlichen Abschnitt (Bornreiher Straße) besteht und einem südlichen Teil (Am Günnemoor), der bis zur Teufelsmoorstraße (L 153) reicht.