Als Sängerin von Texas Lightning ist Jane Comerford erfolgreich. Im Musikgeschäft ist die Australierin, die in Hamburg lebt, aber schon seit mehr als drei Jahrzehnten tätig. In einem als "musikbiografisch" angekündigten, letztendlich aber höchst belanglosen Programm blickt sie in der Music Hall auf die Stationen ihrer Laufbahn zurück.
Worpswede. Als Dozentin und Coach für Bands, aber auch als Musical-Darstellerin war Jane Comerford aktiv, bevor sie sich mit eine paar norddeutschen Cowboys zusammen tat. Mit Texas Lightning feierte sie große Erfolge, sie schrieb den Hit "No no never", der die Band zum Eurovision Song Contest führte und mehrfach vergoldet wurde. In ihrem Soloprogramm steht natürlich genau dieser Song auch an exponierter Stelle, und Comerford spielt ihn sozusagen in der Demoversion – so, wie sie ihn komponiert und zunächst für sich arrangiert hatte, als melancholische Ballade.
Konventionelles Poprepertoire
Erst zur Hälfe setzt ihre Band, bestehend aus Jürgen Scholz (E-Gitarre), Lothar Atwell (Bass, Saxofon), Tim-Ole Hoff (Schlagzeug) und Rudy Grosser (akustische Gitarre), ein und spielt den Hit in dem bekannten Country-Gewand. Und genau an dieser Stelle wird klar, was den entscheidenden Unterschied zwischen der Solo-Künstlerin Jane Comerford und der Texas Lightning-Sängerin ausmacht: Ohne die unorthodoxen, ein wenig raubeinigen und rockigen Einwürfe ihrer Kollegen bleibt ein relativ fades, höchst konventionelles Poprepertoire übrig. Ein Großteil ihrer Songs, die sie an diesem Abend vorstellt, sind leider hochgradig belanglos.
Das ist besonders deswegen schade, weil Comerford eine hervorragende Sängerin ist, der sich viel mehr Möglichkeiten bieten, als sie an diesem Abend in der Music Hall zeigt. Nur ein einziges Mal wird das deutlich, als sie – bereits in der Zugabe – zu Led Zeppelins "Rock‘n‘Roll" ihre Zurückhaltung und ihren manchmal arg naiv klingenden nasalen Gesangsstil über Bord wirft und mit fulminantem Stimmvolumen überzeugt. Auch ihrer professionell besetzten Band tut es augenscheinlich gut, mal vom Zügel gelassen zu werden. Gemeinsam rocken sie für fünf Minuten, um den Abend fünf Minuten später mit einem Medley aus "Last Christmas" und "Stille Nacht" so besinnlich wie eine x-beliebige Weihnachtsfeier ausklingen zu lassen. Ob einem solche Reminiszenzen an den Mainstream dieser Tage gefallen, ist letztendlich Geschmacksache, das Potenzial der Künstlerin auf der Bühne jedenfalls reizen sie so gar nicht aus.
Das jedoch lässt sich beinahe über den kompletten Konzertabend der sympathischen Australierin mit Hamburger Wahlheimat sagen. Schon der Einstieg mit einem per Video eingespielten Aufsager von Jürgen von der Lippe und einem ersten Song, der bis auf den Gesang als Playback abgespult wird, ist alles andere als gelungen. Von einer so erfahrenen Musikerin, die als Dozentin schon erfolgreiche Musiker wie die von Rosenstolz oder Wir sind Helden gecoacht hat, muss man einfach einen überzeugenderen Auftakt erwarten.
Überhaupt ist die Konzeption des Abends, der verschiedene Kapitel aus ihrer langen Karriere als "musikalische Biografie" erzählen soll, wenig gelungen. Die Moderationen zwischen den Stücken sind langatmig und wirken wenig durchdacht, gleiches gilt für die Bilder, die auf die Leinwand hinter der Bühne projiziert werden. Manchmal zeigen sie passend zu den Liedern und Geschichten Comerford als junge Künstlerin oder in verschiedenen Musicalrollen, die meiste Zeit aber werden drei Kerzen gezeigt, ohne dass sich deren Bedeutung erschließen lässt.
Musikalisch schwankt das Repertoire zwischen vielen poppigen Balladen, ein wenig Country und selten Rock. Jane Comerford spielt mal Ukulele, Akkordeon oder Keyboard und erzählt ein paar Anekdoten aus ihren Leben. Das alles scheint die Erwartungen des aus Furcht vor Blitzeis deutlich dezimierten Publikums zu erfüllen, ist aber nicht mal halb so spannend und unterhaltend wie ein Texas Lightning-Konzert.