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Ruhestand nach 47 Jahren Juwelier Satzke in Osterholz-Scharmbeck verabschiedet sich

Nach 47 Jahren schließt das Juweliergeschäft Satzke am Bahnhof in Osterholz-Scharmbeck. Was in Erinnerung bleibt und wie es weitergeht. 
06.11.2024, 18:19 Uhr
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Von Lena Hamel

Und die Uhren stehen still. In nicht allzu langer Zeit wird das im Uhren- und Schmuck-Fachgeschäft Satzke Realität sein: Nach 47 Jahren wird das Juweliergeschäft am Bahnhof in Osterholz-Scharmbeck noch in diesem Jahr schließen. „50 Jahre wollten wir nicht mehr vollmachen; irgendwann ist es gut“, sagt Annelie Satzke über den bevorstehenden Ruhestand. Die Geschäftsdevise von ihr und ihrem Mann Rolf Satzke sei immer gewesen: ohne Hemmschwelle und volksnah zu sein und zu bleiben. Über viele Jahrzehnte hinweg verkauften sie Klein- und Großuhren, verschiedenste Schmuckstücke und Besteck mit Korpuswaren – das gibt es nun alles seit Montag mit bis zu 50 Prozent Rabatt im Ausverkauf. „Bei uns war es am Montag, als wenn da Sommerschlussverkauf war: proppenvoll“, sagt Annelie Satzke.

Keine leeren Schaufenster

„Wir erinnern uns noch heute genau an die Zeit, in der in Osterholz-Scharmbeck am Bahnhof ein richtiges Geschäftstreiben pulsierte. Der Bahnübergang war noch da, und das Kaufhaus Reuter gab es noch“, sagt Annelie Satzke. Sie, gelernte Bürokauffrau und Buchhalterin, und Rolf Satzke, Uhrmachermeister, wollten 1977 einen eigenen Laden. Der heute 87-jährige eröffnete ihr seine Pläne, „und wenn ich Mut habe, dann würde er sich freuen, hat er gesagt“, erzählt Annelie Satzke. Lange suchten sie in Bremen und im Landkreis Osterholz nach einem geeigneten Laden. „Es gab aber kaum Geschäftsräume zu mieten, es gab keine leeren Schaufenster“, sagt Annelie Satzke. „Zu der Zeit war die Innenstadt noch komplett voll.“

Das Ehepaar schaltete im März 1977 selbst eine Anzeige in der Zeitung, doch niemand meldete sich auf das Gesuch. Aber nur ein paar Tage später fanden sie eine Annonce im OSTERHOLZER KREISBLATT, dass ein Ladengeschäft in der Nähe des Bahnhofs in Osterholz-Scharmbeck zu mieten wäre. Sie wurden sich einig und haben es angepackt. Nach dem Umbau des Hauses zogen sie im November 1977 ein. „Mit der Eröffnung kurz vor Advent 1977, mit Sicht auf das Weihnachtsgeschäft, war das ein guter Start“, erzählt die heute 82-jährige. Doch die Arbeiten wurden sehr schnell zu viel – auch die Abendstunden reichten nicht mehr aus. So wurden für den Laden und die Werkstatt die ersten Mitarbeiter eingestellt. Heute unterstützen sie, neben ihrem Sohn Michael Satzke, der auch Uhrmachermeister ist, vier weitere Mitarbeiter im Laden und der Werkstatt.

Damals suchten alle jemanden

Annelie Satzke ist traurig. Nicht weil sie ihren Laden schließen müsse, sondern viel mehr wegen der Entwicklung der Innenstadt in Osterholz-Scharmbeck. „Ich glaube, dass das mit den inhabergeführten Geschäften in der Innenstadt immer weniger wird. Leider“, sagt sie. „Zu dieser Zeit damals, da suchten alle jemanden“, sagt Annelie Satzke, während sie auf die Annoncen in der alten Zeitung von 1977 zeigt. „Wir haben uns so bemüht, einen Laden zu bekommen und haben nicht gar geglaubt, dass wir in Osterholz-Scharmbeck einen finden. Wir haben dort lange gesucht und wollten schon in der Stadt in Bremen ein Geschäft eröffnen“, erzählt sie.

Einen Nachfolger für das Uhren- und Schmuck-Fachgeschäft haben Rolf und Annelie Satzke nicht mehr eigens aktiv gesucht. „Wenn sich einer meldet, der das machen möchte, kann er viele Sachen, wie die Maschinen und die Werkstatt, von uns übernehmen“, sagt sie. Angewiesen seien sie darauf aber nicht.

Tausende Ohrlöcher

Besonders erinnert sich Annelie Satzke an das viele Ohrlochstechen. „Ich habe ganz, ganz viele Ohrlöcher machen müssen. Ich sage mal einige Tausend“, erzählt sie. „Trauringe haben wir auch viel verkauft. Ich hatte leider auch mehrere, die später mit einem anderen Partner kamen. Dann sollte die Gravur herausgeschliffen werden, damit eine neue hereingarviert werden konnte“, erinnert sich Annelie Satzke und lacht.

Nun verabschieden sich alle Kunden von den Inhabern des Juweliergeschäfts am Bahnhof. Manche bringen Blumen oder schauen einfach nochmal rein, um sich zu bedanken. „So etwas kann ich ja gar nicht, da muss ich direkt weinen“, sagt Annelie Satzke. Sie und ihr Mann Rolf Satzke möchten sich bei allen ehemaligen und jetzigen Angestellten bedanken. „Ein großes Dankeschön geht auch an unsere Kunden für die langjährige Treue.“

Nordsee, Ferienwohnung, lange schlafen

Nach den vielen Jahrzehnten im Juweliergeschäft gehen Annelie und Rolf Satzke nun in den Ruhestand und wollen ihren Garten und Urlaube genießen. „Wir sind nicht mehr die Mallorca-Urlauber. Wir fahren einfach nur an die Nordsee oder bis zu den nordfriesischen Inseln, nach Langeoog oder da oben an die Küste, und bleiben da einige Tage. Viel weiter wollen wir nicht“, erzählt Annelie Satzke. Eine Ferienwohnung, alleine frühstücken, niemanden mehr um sich haben, einfach unter sich sein. Morgens die Brötchen holen, lange ausschlafen und aufstehen, wann man möchte. Das Mittagessen gibt es dann vielleicht erst gegen Abend, nachmittags einen Kaffee, spazieren gehen und abends selber etwas zubereiten oder irgendwo einkehren: Das wäre die Idee eines perfekten Tages für Annelie und Rolf Satzke. Dann, wenn sie wieder mehr Zeit haben. „47 Jahre sind wir nun schon der Juwelier am Bahnhof in Osterholz-Scharmbeck, und haben es nicht bereut“, sagt Annelie Satzke mit einem Lächeln.

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