Scharmbeckstotel. Über drei Monate haben die Fußballerinnen des ATSV Scharmbeckstotel kein Punktspiel mehr bestritten, doch an diesem Sonntag soll es endlich wieder so weit sein: Mit dem Heimspiel gegen den Tabellendritten SV TiMoNo (Anpfiff 13 Uhr) startet das Team von Trainerduo Frank Reichhart und Nils Menzel in die Rückrunde der Oberliga Niedersachsen West. Eine Rückrunde, die ganz klar von einer Frage überlagert wird: Wie soll Sophia Reiß ersetzt werden?
Nach dem Anfang Januar bei einem Hallenturnier erlittenen Kreuzbandriss fällt die Top-Stürmerin des Oberligisten die komplette Rückserie aus. "Das wird unsere große Aufgabe sein, diesen Ausfall im Kollektiv zu ersetzen", sagt Frank Reichhart, um im gleichen Atemzug hinzuzufügen: "Mit ihrer Schnelligkeit und Laufstärke ist Sophia aber eigentlich gar nicht zu ersetzen." In der Tat war das Offensivspiel der Gelb-Schwarzen eindeutig auf die Stürmerin ausgerichtet – und selbst, wenn den Gegnern das natürlich weitestgehend bekannt war, war es für die meisten Teams dennoch nicht möglich, die dynamische und athletische Akteurin aus dem Spiel zu nehmen.
Wer die Position in vorderster Front einnehmen soll, wird nun in den kommenden Wochen von Fall zu Fall entschieden. Im Testspiel gegen den TSV Weyhe-Lahausen sammelte beispielsweise Sophias Schwester Johanna Reiß dort ordentlich Pluspunkte, steuerte zum 6:1-Erfolg gleich drei Treffer bei. Doch Frank Reichhart stellt schon einmal klar: "Gegen die Topteams der Liga brauchen wir Johanna auch weiterhin hinten in der Innenverteidigung." Der Kader biete aber genug andere Optionen. Da wäre zum Beispiel Magdalena Wein, die genau wie Sophia Reiß ein enormes Laufpensum abspult. Oder aber Leni Völker, die die Position im offensiven Mittelfeld übernehmen kann. Und auch der schnellen Wiebke Denker traut das ATSV-Trainerduo zu, einen Teil der Offensivlücke zu schließen.
Punktepolster doppelt wertvoll
Am Ende sind sie in Scharmbeckstotel nun doppelt froh, nach einem harten Saisonstart noch richtig gut gepunktet zu haben. Mit 14 Zählern aus zwölf Spielen stehen die Gelb-Schwarzen derzeit sieben Punkte vor dem ersten Abstiegsrang – eine für einen Aufsteiger überaus akzeptable Ausbeute. Deshalb verwundert es nicht, wenn Frank Reichhart sagt: "Wenn die Rückserie so läuft wie die Hinrunde, dann sind wir komplett zufrieden." Es gehe vor allem darum, die vier Teams, die aktuell hinter dem ATSV stehen, auch in den kommenden Monaten auf Distanz zu halten. "Wenn wir in den Spielen gegen Lüneburg, Harderberg, Meppen und Hedendorf zehn Punkte holen, dann dürfte eigentlich nichts passieren. Alles andere ist dann Bonus", so Reichhart.
Auch die erste Partie des Jahres fällt eindeutig in die Kategorie "Bonusspiel". Das Hinspiel gegen TiMoNo in Großefehn verloren die Scharmbeckstotelerinnen am dritten Spieltag mit 0:3. "Da haben wir noch etwas gutzumachen", sagt der ATSV-Coach, der allerdings noch einige Bedenken hat, ob die Partie aufgrund der Witterungsbedingungen am Ende wirklich stattfinden kann. Bereit wäre sein Team jedenfalls. Die vergangenen drei Wochen sei die Intensität im Training deutlich angezogen worden, die drei Testspiele verliefen wie erwartet. Gegen Schwachhausen (2:4) und Delmenhorst (1:2) setzte es die einkalkulierten Niederlagen, gegen Weyhe-Lahausen gab es besagten 6:1-Erfolg. "Die Mädels sind bereit", sagt Frank Reichhart, der mit Nina Schnäckel zudem einen vielversprechenden und Regionalliga-erfahrenen Neuzugang im Kader hat.
Ab sofort geht es darum, die Basis dafür zu legen, dass es auch in der nächsten Saison Oberliga-Fußball im Landkreis Osterholz zu sehen gibt. Die Gespräche mit den Spielerinnen stehen zeitnah an, erfahrungsgemäß drückt die Zeit im Frauenfußball aber nicht so sehr wie im Männerfußball. Nach dem Aurich-Spiel am übernächsten Wochenende hat der ATSV Scharmbeckstotel ohnehin erst einmal wieder drei Wochen Spielpause. "Das ist zwar sehr unglücklich von der Terminierung, aber wir werden diese Zeit nutzen, um die entsprechenden Gespräche für die nächste Saison zu führen", kündigt Frank Reichhart an.