Julian Gelies sprach hinterher von der "gewissen Fußballmagie", die keiner verstehe, sich aber immer wieder bestätige. "Für den, der oben steht, für den läuft es", sagte der Coach des VSK Osterholz-Scharmbeck. Nach dem 5:0 (3:0)-Erfolg des Fußball-Bezirksligisten im Spitzenspiel gegen den SV Vorwärts Hülsen kam er um diese Feststellung einfach nicht umhin. Die Kreisstädter hatten sich diesen, auch in der Höhe verdienten Erfolg durch enorme Laufbereitschaft und ganz viel Leidenschaft ohne jeden Zweifel verdient, konnten sich aber nicht über fehlendes Matchglück beklagen. Denn als Schlüssel zum Erfolg erwies sich das durchaus umstrittene 2:0 durch Dilges Bayrak, das nach einem an Christoph Oberschelp verübten Foul per Elfmeter gefallen war. Aber war es überhaupt ein Foul?
"Hätte ich nicht gepfiffen"
Julian Gelies, der den VSK Osterholz-Scharmbeck gemeinsam mit Thorsten Westphal trainiert, hatte sich über den Pfiff von Schiedsrichter Lucas Philipp Lemke (RW Scheeßel) jedenfalls gewundert – wie viele andere im Klosterholz-Stadion auch. Und erst recht die Gäste aus Hülsen. Einen Kontakt an Oberschelp, der gleich von mehreren Gegenspielern umringt war, gab es freilich. Aber Gelies machte kein Geheimnis daraus, ob dieser Kontakt für ihn ausreichte, um auf Elfmeter zu entscheiden. "Ich hätte ihn niemals gepfiffen", positionierte sich der VSK-Coach ganz klar, um dann anzufügen: "Aber so eine Entscheidung nimmt man natürlich gerne mit." Wenn es läuft, dann läuft es eben.
Zumal der Elfmeter in eine Phase fiel, in der ihn die Kreisstädter gut gebrauchen konnten. Sie waren zwar nach dem frühen 1:0 von Juri Kiekhöfer verdient in Führung gegangen, gaben die Spielkontrolle im weiteren Verlauf aber immer mehr an die Gäste ab. Nach einer Viertelstunde bot sich ein Spiel auf Augenhöhe, auch wenn die Gastgeber die vielversprechenderen Angriffe zeigten. "Wir haben in der ersten Halbzeit noch nie so viel gefoult wie heute", beobachtete VSK-Coach Gelies. Er wertete das als Indiz dafür, dass es die Gäste seinem Team sehr schwermachten. Umso erleichterter war er, als Dilges Bayrak den fragwürdigen Elfmeter reinmachte (41.). Als der starke Juri Kiekhöfer nach schöner Flanke von Luca Heißenbüttel noch vor der Pause auf 3:0 mit einer Direktabnahme erhöhte, war praktisch eine Vorentscheidung gefallen.
Viel Druck nach der Pause
Auch deshalb, weil die Hausherren mit dem Wiederanpfiff ordentlich Druck ausübten und ihre Führung durch Jarno Schnieders frühzeitig hätten ausbauen können. Doch der aufgerückte Verteidiger vergab wenige Meter vor dem gegnerischen Gehäuse freistehend. "Den hätte man schon aufs Tor bringen können", kommentierte Coach Gelies vielsagend. Es dauerte aber nicht lange, ehe Christoph Oberschelp das 4:0 erzielte. Zuvor hatte bereits Marius Bosse den Abschluss verpasst, den Abpraller verwertete Oberschelp schießlich überlegt mit der Innenseite von der Strafraumgrenze (63.). Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Dominik Meinert per Flachschuss ins linke Eck, nachdem ihn Luca Heißenbüttel per Steckpass in Szene gesetzt hatte (75.). "Wieder zu null gespielt und fünf Tore gegen einen starken Gegner erzielt, den ineffektiven VSK gibt es offenbar nicht mehr", stellte Julian Gelies fest. Der VSK-Coach bezog sich dabei auf die mangelnde Chancenverwertung der vergangenen zwei Jahre, die die Kreisstädter auf dem anvisierten Weg zur Meisterschaft immer wieder ins Hintertreffen gebracht hatte.
Der SV Vorwärts Hülsen ließ bei seinen Offensivbemühungen derweil nur vereinzelt seine Gefahr aufblitzen. Einmal wurde es brenzlig, als der auffällige Tjare Müller seinen Teamkollegen Joris Röbke mit einer perfekt getimten Flanke bediente, dieser den Ball aber über das Tor von VSK-Keeper Malte Vollstedt chippte. "Wahrscheinlich hätten wir den Ball mit dem ersten Kontakt reingemacht", mutmaßte Gelies. Bei dem Lauf seiner Mannschaft, die noch immer ungeschlagen an der Tabellenspitze steht, bereits 33 Treffer erzielt und erst fünf Gegentore gefangen hat, hätte es durchaus so kommen können.