Osterholz-Scharmbeck. Jorg Beese ist mit sofortiger Wirkung von seinem Posten als Trainer der Landesliga-Fußballerinnen des VSK Osterholz-Scharmbeck zurückgetreten. Der 59-Jährige begründet seine Entscheidung vornehmlich mit der fehlenden Einstellung der Mannschaft, vor allem, was die Trainingsbeteiligung betrifft, sowie einem "gravierenden Vertrauensbruch" seitens des Spielerinnenrats. Am Donnerstagabend informierte er die Mannschaft über seinen Rücktritt. Spartenleiter Ralf Strömer berichtet derweil von guten Gesprächen und einer sauberen Trennung, aber auch davon, dass der bis zum 31. Dezember laufende Vertrag beiderseitig nicht verlängert worden wäre.
Ralf Strömer kann die Beweggründe des erfahrenen Coaches nachvollziehen. "Wenn sich am Sonntag noch 18 Spielerinnen für das Training am Montag anmelden, aber nur zwölf kommen, ist das unbefriedigend", erzählt der Abteilungsleiter. Er schätze die professionelle Einstellung Beeses sehr, unter Strich ließ sich diese aber nicht miteinander vereinbaren. Eine Trennung im immer schwieriger werdenden Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft war bereits Anfang Oktober ein Thema, deswegen kam der Rücktritt von Jörg Beese Spartenleiter Strömer selbst nicht überraschend.
"Ich habe Ralf da erstmals informiert, dass ich den Vertrag meinerseits nicht über den Dezember hinaus verlängern werde, habe aber eine kleine Hintertür aufgelassen, falls sich etwas Wesentliches ändern würde", erzählt Beese. Danach habe sich die Situation tatsächlich gebessert, was sich auch in Punkten auszahlte, so Beese weiter. Allerdings war der Zustand nicht von Dauer. "Wir haben nur eine Spielerin mit einer Anwesenheit beim Training von über 90 Prozent, auch nur wenige über 80 Prozent, dafür aber sogar mehrere unter 50 Prozent", verdeutlicht Beese und ergänzt: "Ich hatte in 40 Jahren Trainertätigkeit noch nie eine Mannschaft, die so schlecht austrainiert war. Da wäre es auch auf Eigeninitiative der Abwesenden angekommen, die aber nur bei wenigen zu sehen war."
Als Jörg Beese im Sommer gekommen war, ist er von anderen Voraussetzungen ausgegangen. "Beim Training Ende Mai hatte ich dann einen sehr guten Eindruck von der Mannschaft, auch von deren Aussagen zum Thema Einstellung und Leistungsklasse. Damals wusste ich aber noch nichts von der Personallage und vor allem der Urlaubssituation und der tatsächlichen Trainingsbeteiligung, die laut Teamaussage immer so zwischen 12 bis 15 Spielerinnen liegen sollte", erzählt der 59-Jährige, der sich eigentlich schon im Trainer-Ruhestand wähnte, aber einer Zusammenarbeit zumindest bis zum Ende des Jahres zustimmte. "Um die tatsächliche Entwicklung abzuwarten", wie er sagt.
Dass es nun zur abrupten Trennung gekommen ist, lag auch an einen "gravierenden Vertrauensbruch", erzählt der Coach. "Als ich krank war und die Spiele in Wohnste und Oste/Oldendorf nicht begleiten konnte, gab es klare Absprachen, um mich ständig auf dem Laufenden zu halten und Anweisungen einzuholen. Leider hat sich der Spielerinnenrat nicht daran gehalten und sowohl Aufstellung als auch Taktik ohne Rücksprache eigenmächtig verändert. Das Ergebnis ist bekannt", bedauert Beese. Außerdem sorgte ein Wunsch nach einer Spielverlegung für Missstimmung. "Ich war über sechseinhalb Stunden bei Sauwetter unterwegs, um unsere nächsten beiden Gegner zu beobachten. Das war eine Rundfahrt von mehr als 200 Kilometern. Als ich dann abends gegen 21.30 Uhr wieder zu Hause war, erreichte mich eine Nachricht einer Spielerin, ob ich das Spiel gegen Barum II am 18. November nicht verlegen könnte, weil einige Spielerinnen in den Urlaub fahren wollten", so Beese.
"Wir müssen jetzt erst einmal gucken, wie es weitergeht", sagt Spartenleiter Ralf Strömer. Klar ist, dass sich die Mannschaft bis auf Weiteres erst einmal selbst coachen muss. Vor allem den älteren Spielerinnen kommt nun mehr Bedeutung zu. "Auf die Schnelle einen neuen Trainer zu besorgen, wird erst einmal nicht möglich sein", sagt Strömer. Er weiß, wie schwierig die Stelle zu besetzen, hält aber daran fest, den Mädchen- und Frauenfußball im Verein weiter voranbringen zu wollen.