Pennigbüttel. 0,22 und 1,44. Diese beiden Zahlen verdeutlichen die Probleme des SV Komet Pennigbüttel in der abgelaufenen Fußballsaison mehr als alles andere. Denn die Spielzeit in der Bezirksliga Lüneburg 3 lässt sich im Rückblick in drei konkrete Abschnitte unterteilen. Drei Teile, die extrem gegensätzlich verliefen und am Ende schließlich in einem extrem bitteren Abstieg der Lila-Weißen mündeten – und die mit den Zahlen 0,22 und 1,44 eindrucksvoll untermauert werden können. Doch dazu später mehr.
Denn das Drama in drei Akten begann zunächst mit einer ebenso überraschenden wie positiven Ouvertüre. Nach einem enormen personellen Umbruch, in dessen Zuge die Pennigbütteler mit Spielern wie Magnus Siewert, Ole Pasbrig, Marcel Murken, Jonas Krebs, Jens Wöltjen oder René Hinrichs zahlreiche Leistungsträger verloren hatten, startete das Team von Trainer Malte Jaskosch einzig und allein mit dem Ziel Klassenerhalt in die Spielzeit. "Das war schon zermürbend, weil es im Jahr davor ähnlich gewesen war und wir uns im Laufe der Saison gerade wieder gefunden hatten", erinnert sich der Pennigbütteler Coach, der dann aber mitansehen durfte, wie sein Team mit zwei verdienten Siegen und 7:1 Toren in die Saison startete.
Dieser gute Start sorgte für zusätzliche gute Stimmung, die ohnehin exzellente Trainingsbeteiligung brachte viel Dampf in die Einheiten unter der Woche. Nach zwei Niederlagen reihten sich erneut zwei Siege in die Bilanz ein. Anfang Oktober, die "Kometen" hatten gerade den starken Aufsteiger SV Anderlingen souverän mit 4:2 in die Schranken gewiesen, stand das Jaskosch-Team mit 15 Punkten aus den ersten acht Spielen auf Rang sieben – und hatte dabei sogar Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Plötzlich schien eine komplett sorgenfreie Saison möglich, denn: "Die Art, wie wir gegen Anderlingen gespielt und dabei auch noch einen anfänglichen Rückstand gedreht haben, war absolut fantastisch", erinnert sich Malte Jaskosch, an den wohl besten Moment der Saison.
Der Fall ins Bodenlose
Ein Rad schien ins andere zu greifen, das Team harmonierte auf und abseits des Platzes. Niemand hätte es zu jenem Zeitpunkt für möglich gehalten, dass nach diesem wohl besten Hinrunden-Spiel nur noch zwei magere Pünktchen in den folgenden neun Partien hinzukommen sollten. Doch das Schicksal meinte es plötzlich nicht mehr gut mit den Pennigbüttelern, und vor allem mit ihrem Coach. Denn nach einer komplizierten Augen-Operation fiel der Trainer der Lila-Weißen den Rest des Jahres aus – und seine Mannschaft in ein schier bodenloses Loch. Wo die Spiele anfangs noch knapp verloren gingen, folgten im November und Dezember schließlich sogar schallende Niederlagen in Oyten (0:5), gegen den VSK (0:5) und in Heeslingen (1:4). Das Team um die beiden Co-Trainer Jan Kleen und René Thiel war völlig aus dem Tritt gekommen, nichts lief mehr zusammen. Selbst gegen den Tabellenletzten MTV Riede, der am Saisonende mit großen Abstand erster Absteiger war, reichte eine 3:1-Führung zehn Minuten vor Spielende nicht aus, um drei Punkte mitzunehmen.

Aus, Schluss, Vorbei: die Fußballer des SV Komet Pennigbüttel nach dem 0:0 beim VSK Osterholz-Scharmbeck, das den Abstieg endgültig besiegelte.
Als Malte Jaskosch im Januar schließlich wieder einsteigen konnte, dauerte es lange, bis seine Mannschaft wieder halbwegs in die Spur fand. Nach dem 1:4 in Sottrum, dem 0:1 gegen Fischerhude-Quelkhorn und dem 0:0 in Bassen war der (tabellarische) Tiefpunkt erreicht: der SV Komet stand auf dem vorletzten Tabellenplatz, die schlechteste Platzierung der Saison. Dennoch hatte Jaskosch auch schon in dieser Zeit viele positive Tendenzen ausgemacht: "In Fischerhude haben wir richtig gut gespielt, dürfen diese Partie niemals verlieren. Insgesamt haben sich die Jungs auch in dieser Phase nie hängen lassen und immer alles reingehauen." Und mit dem 2:1-Heimsieg gegen Rot-Weiß Achim kamen plötzlich auch die Ergebnisse zurück.
Starker Endspurt ohne Happy End
Mit Rafael Monsees und Lars van Bree standen im Saisonendspurt zudem wieder zwei ganz wichtige Leistungsträger regelmäßig zur Verfügung, die einen großen Anteil daran hatten, das sich die "Kometen" doch noch wieder aus dem Keller herausarbeiteten. Aus den letzten sechs Spielen holten die Lila-Weißen starke 13 Punkte – pünktlich zum letzten Spieltag war plötzlich wieder alles möglich. Doch ein Happy End gab es nicht. Trotz bester Chancen kamen die Pennigbütteler nicht über ein 0:0 im Stadtderby beim VSK Osterholz-Scharmbeck hinaus – der Abstieg war besiegelt. "Es ist ein unfassbar unnötiger Abstieg gewesen", ordnet es Malte Jaskosch mit einigen Wochen Abstand ein. Und wie unnötig es wirklich war, beweisen die Zahlen.
In der Phase ohne ihren Trainer holten die "Kometen" lediglich 0,22 Punkte pro Spiel. In der ersten und der letzten Saisonphase, als Jaskosch mit dem Team trainierte, waren es 1,44 Punkte pro Spiel. 0,22 und 1,44. Deutlicher kann eine Saisonanalyse nicht ausfallen. 1,44 Punkte pro Spiel hätten hochgerechnet am Ende der Saison übrigens 49 Punkte und Platz zehn eingebracht. Auch wenn es hypothetisch ist: Die Frage "Was wäre gewesen, wenn?" dürfte auf ewig mitschwingen, wenn die Pennigbütteler Fußballer an die Bezirksliga-Saison 2022/2023 zurückdenken werden.