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Jugendhilfe und Fußballverein Neuer Lösungsansatz im Konflikt der Vereinsheim-Mieter in Osterholz

Der Landkreis hat einen neuen Vorschlag präsentiert, wie Jugendwerkstatt und 1. FC Osterholz-Scharmbeck das Gebäude an der Sandbeckstraße gemeinsam nutzen könnten. Warum die Idee auf verhaltenes Echo stößt.
11.04.2024, 10:00 Uhr
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Von Michael Schön

Landkreis Osterholz. Nimmt der 1. FC Osterholz-Scharmbeck den Ball auf, der ihm von Stadt und Landkreis zugespielt worden ist? Verein und Jugendwerkstatt (Juwe) weiterhin unterm gemeinsamen Dach in der Sandbeckstraße 18 – Arwed Gmyrek, Leiter des Kreisjugendamtes, stellte jetzt Überlegungen vor, wie es gehen könnte. "Wir treten einen 50 Quadratmeter großen Raum an den 1. FCO ab", so das Zugeständnis von der Kreisverwaltung. Einen im Erdgeschoss und mit schönem Blick auf den Sportplatz, wie Gmyrek im Jugendhilfeausschuss des Landkreises hinzufügte. "Der Verein kann sich das so vorstellen", versicherte er, nach Gesprächen, zu denen sich die Beteiligten im Scharmbecker Rathaus – die Stadt ist Eigentümerin der Immobilie – im März getroffen hatten. Die Stadt Osterholz-Scharmbeck ist grundsätzlich bereit, so steht es in der für den Ausschuss erarbeiteten Tischvorlage, Umbaumaßnahmen an dem jetzigen Standort vorzunehmen. Vorbedingung: die Refinanzierung über den Mietpreis und die Mietdauer.

Ganz so zuversichtlich wie Gmyrek äußerte sich Dirk Briese, Vorsitzender des 1. FC Osterholz-Scharmbeck, allerdings nicht zu den Plänen. Eher einigermaßen reserviert. Er sieht durchaus noch "Gesprächsbedarf". Die Fußballer, die sich seit dem Einzug der Jugendwerkstatt im Jahr 2007 mit den Kellerräumen begnügen müssen, beanspruchen eigentlich das ganze Gebäude für sich.

FCO will viel Platz

Gmyrek berichtete den Ausschussmitgliedern, "dass die Stadt uns als Ankermieter halten möchte". Klar ist aber auch, "dass der 1. FCO ganz viel Platz möchte", wie er einräumen musste. Die Rückfrage aus dem Ausschuss, wann es denn losgehe mit Ausbau und Sanierung, kam insofern wohl etwas verfrüht. Brunhilde Rühl (CDU) konnte dem Angebot als solchem aber schon mal etwas abgewinnen. "Ich finde den eingeschlagenen Weg richtig. Der Landkreis trägt ja auch ein wenig Mitverantwortung für den Verein."

Im Katasteramt wird die Immobilie noch immer als Vereinsheim ausgewiesen. Der kickende "Untermieter" hoffte stets auf den "Aufstieg" in die oberen Räume, was schließlich auch neue Nahrung erhielt, als der Beschluss zum Auszug der Jugendwerkstatt gefasst wurde. Für die Einrichtung reichte das Raumangebot nicht mehr aus, um sie quantitativ und qualitativ auf ein neues Level zu bringen, wie die Erste Kreisrätin Heike Schumacher schon bei früherer Gelegenheit erklärt hatte.

Umzugspläne gescheitert

Doch der Plan, in die frühere ATU-Filiale an der Ritterhuder Straße 68a auszuweichen, ließ sich, wie ausführlich berichtet, nicht realisieren, "wirtschaftlich nicht umsetzbar", wie es hieß. Nach zweijährigem Leerstand waren in dem Gebäude, in dem früher geschraubt, aber auch verkauft wurde, Umbauten an den benötigten Flächen notwendig, über deren Finanzierung man sich mit dem Eigentümer des ehemaligen ATU-Domizils offenbar nicht einigen konnte. Also musste sich der Landkreis um einen neuen Standort bemühen, was sich als kein leichtes Unterfangen erwies – sehr zum Leidwesen vor allem des 1. FC Osterholz-Scharmbeck. Die Kicker, die ihre Spiele in besseren Zeiten vor mehr als 3000 Zuschauern absolvierten, blieben bis auf Weiteres "Kellerkinder".

Vorerst ergebnislos verhallte nämlich auch das Hilfeersuchen, das der Kreis im vergangenen Jahr multimedial aussandte: 500 Quadratmeter würden benötigt, für Unterrichts- und Aufenthaltsräume, Büros, sanitäre Anlagen und Werkstatt. Es sind dem Vernehmen nach mehrere Angebote eingegangen, von denen einige auch einer Prüfung unterzogen worden sein sollen. Aber stets hat mutmaßlich irgendetwas nicht gepasst. Lage, Größe, Zustand oder Mietpreis.

Förderung für Jugendliche

Arwed Gmyrek erklärte den Ausschussmitgliedern eingangs, warum dem Kreis die Unterbringung und Ausstattung der Jugendwerkstatt so wichtig ist. Sie ist ein der Jugendsozialarbeit gewidmetes Projekt. Jugendliche und junge Erwachsene, die erwerbslos sind, sollen mit einer entsprechenden sozialpädagogischen Förderung für Ausbildung und Beruf fit gemacht werden. Dabei wird auch an den Kommunikations- und Teamfähigkeiten gefeilt, wie der Jugendamtsleiter ausführte, "Soft-Skills", damit die 14- bis 27-jährigen Arbeitsmarkt-Aspiranten etwa schon beim Vorstellungsgespräch eine gute Figur abgeben.

Mitbeteiligt am Juwe-Ausbildungsmodell, das handwerkliche Anleitung mit schulischem Lernen und sozialer Begleitung kombiniert, sind die Volkshochschule, das Lernhaus im Campus und die Bildungsstätte Bredbeck. Es gibt regelmäßige Seminare, das neu geschaffene Deutschanfängermodul, die Tatenwerkstatt mit den Holzarbeiten und das Sozialkompetenztraining. Herzstück des Programms ist aber die sogenannte Wissenswerkstatt, die den Hauptschulabschluss ermöglicht. Heike Schumacher fügte ergänzend hinzu, sie sei immer wieder tief beeindruckt davon, welches Können sich diese Kursteilnehmer "mit ihren schwierigen Schulbiografien" zu erarbeiten in der Lage sind "und dann auch noch unseren formalen Ansprüchen genügen". Das obendrein nicht selten in einer ihnen vormals fremden Sprache. Laut Gmyrek liegt die Erfolgsquote bei der Hauptschulabschlussprüfung bei fast 90 Prozent.

27 Teilnehmer in der Juwe

Aktuell sind 27 Teilnehmende in der Jugendwerkstatt tätig. Davon nehmen derzeit 18 Teilnehmende am Hasa-Kurs teil. Für die einjährigen Kurse soll zukünftig noch intensiver unter jungen Menschen mit Migrationshintergrund geworben werden. Gmyrek warb noch mit den Projekten Juwe-Break – Schülerfirma organisiert die Selbstverpflegung – und Juwe To Go (Upcycling) für die Jugendwerkstatt.

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Noch ein wenig eindrucksvoller hatten zuvor Jugendliche im großen Sitzungssaal des Kreishauses auf die Arbeit in der Jugendwerkstatt aufmerksam gemacht. Im "kreativen" Seminar, das im Februar in der Bildungsstätte Bredbeck abgehalten wurden, hatten die Teilnehmenden – etliche mit Fluchterfahrung – sich mit dem Thema „Heimat“ auseinandergesetzt und es szenisch, aber auch mit Textbeiträgen aufbereitet. Das Ergebnis wurde den Ausschussmitgliedern zu Beginn der Sitzung als kleines Theaterstück präsentiert – und mit lang anhaltendem Beifall bedacht. Besonders berührend die Szenen, als die jungen Leute in Stichworten offenbarten, welche Assoziationen für sie mit dem Heimat-Begriff verknüpft sind.

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