Osterholz-Scharmbeck. Die Größe der künftigen IGS steht erneut zur Diskussion. Nachdem sich die Ratsmitglieder im März 2021 per Beschluss darauf einigten, fünfzügig zu planen und vierzügig zu bauen, kommt das Thema jetzt wieder auf den Tisch. Um die nötige Transparenz zu schaffen, soll ein externer Gutachter die Bevölkerungs- und Schülerentwicklung für die Stadt berechnen, kündigt Osterholz-Scharmbecks Erste Stadträtin Bettina Preißner an. Mancher Politiker ist davon überzeugt, dass sich das Geld sinnvoller investieren ließe.
Mizgin Ciftci (Die Linke) spricht von einer Richtungsentscheidung, wenn es um die Fünfzügigkeit der neuen Integrierten Gesamtschule (IGS) in Buschhausen geht. Im Ausschuss für Bildung und Erziehung reagierte er auf die Ankündigung der Verwaltung gereizt. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich die Stadt so zurückhaltend verhält beim Thema Fünfzügigkeit“, sagte der Linkspolitiker. Ein externes Gutachten zur Bevölkerungsentwicklung, das wiederum Geld koste, sei überflüssig. Für ihn sei „glasklar“, dass der Bedarf vorhanden sei. Im Zweifel sollte man lieber einen Raum mehr als einen zu wenig haben, steht für Ciftci fest.
Eigentlich hatte das Thema gar nicht auf der Tagesordnung gestanden, aber im Zuge eines Sachstandsberichts zum Schulbau in der Stadt, entspann sich eine Beratung, die Osterholz-Scharmbecks Erste Stadträtin sichtlich missfiel. „Ich will die Diskussion gar nicht führen“, sagte Preißner. Sie erinnerte an die bis dato schwierige Entscheidungsfindung im Zusammenhang mit der IGS-Größe (wir berichteten). Auch sei auf dem Weg zum Beschluss viel Vertrauen kaputt gegangen. Dies sei bedauerlich. Indem die Stadt, wie vom Rat im März 2021 beschlossen, fünfzügig plane und vierzügig baue, liege die Erweiterungsoption längst auf dem Tisch.
Raumbuch im Fokus
Ob die Schule am Ende vier- oder fünfzügig sein müsse, könne wohl erst nach Fertigstellung der Schule beantwortet werden, merkte Sonja Fricke als Elternvertreterin an. Trotzdem wundere sie sich darüber, dass am aufwendig aufgestellten Raumbuch nun offenbar wieder herumgestrichen werde, wie sie gehört habe. „Steht der Plan, oder wird er reduziert?“
Dass im Zuge von höheren Material- und Baukosten ein Projekt immer wieder überprüft werde, sei ein „normaler Vorgang“, entgegnete Preißner. Nach wie vor gelte auch, dass auch das Lernhaus am Campus nach Fertigstellung der neuen IGS über ausreichend Schüler verfügen müsse. „Beide Schulformen sollten bestehen bleiben“, erinnerte Preißner an den Konsens im Rat. Und natürlich gehe es ums Geld: Die Stadt als Bedarfskommune sei nun mal dazu angehalten, die Kosten im Blick zu behalten. Deshalb habe man darüber gesprochen, ob ein derartiger Kostenanstieg den Bau gefährden könne, sagte Preißner. „Günstiger zu bauen und trotzdem eine tolle Schule zu haben, ist aber möglich.“
Die aktuellen Berechnungen zur Schulgröße orientierten sich an den vorliegenden Fakten, hielt die Stadträtin Kritikern aus der Linksfraktion entgegen. Und diese seien hinlänglich bekannt. „Wir wollen eine vernünftige Schule bauen, die bedarfsgerecht ist.“
Detlef Gödicke von der Bürgerfraktion bat um gegenseitiges Vertrauen. Die Bürgerfraktion und er sähen keinen Grund, an den Berechnungen zu zweifeln. Er befürworte trotzdem, einen externen Gutachter zu beauftragen, damit „Ruhe in die Sache kommt“.
Belastbare Zahlen nötig
Genauso sieht Daniel Kreschner (Grüne) die Angelegenheit. Es gehe um belastbare Zahlen. „Wenn wir gute Bildung haben wollen, müssen wir Einrichtungen schaffen, die auskömmlich und bezahlbar sind.“ Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Brigitte Neuner-Krämer und Anne Deutsch (SPD) begrüßen ebenfalls ein externes Verfahren. Neuner-Krämer ist davon überzeugt, dass man unter anderem aufgrund der Flüchtlingslage auf die Fünfzügigkeit zusteuere. Und je nachdem wie die Zahlen seien, müsse man eventuell darüber sprechen, ob oder bis zu welchem Punkt die Stadt unbedingt wachsen müsse.
Druck erhielt Mizgin Ciftci vor allem von Marie Jordan (CDU). Ciftci solle aufhören, eine „bestimmte Stimmung zu erzeugen“, sagte Jordan. Dem IGS-Neubau gehe ein jahrelanger Abstimmungsprozess mit vielen Beteiligten voraus. Sie sprach von einer „Wahnsinnssumme“, die nötig sei, um das Vorhaben umzusetzen. Der Bedarf müsse sich deshalb an den Schülerzahlen orientieren. Die Fünfzügigkeit sei immer mitbedacht worden, hob sie hervor. „Bitte hören sie auf, zu sagen, wir würden die Kosten in den Vordergrund stellen.“
Bettina Preißner hofft, mit dem Gutachten zur Bevölkerungsentwicklung offensichtliche „Missverständnisse“ aus dem Weg zu räumen. „Wir werden es jetzt prüfen, und das Ergebnis wird auf den Tisch gelegt.“