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Stadt Osterholz-Scharmbeck Klimaschutzmanagerin Jessica Hügen und ihre kleine grüne Insel

Die Klimaschutzmanagerin Jessica Hügen gibt Einblicke in ihre Arbeit und die Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Eine Sache ist für sie wichtig.
14.02.2024, 05:00 Uhr
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Von Ulf Buschmann

„So lange bin ich noch nicht hier“, sagt Jessica Hügen. Trotzdem hat die neue Klimaschutzmanagerin der Stadt Osterholz-Scharmbeck schon einen Lieblingsplatz für sich auserkoren: den Stadtpark. Für die 31-Jährige ist er Ruhepol und Best-Practice-Beispiel in Sachen Klimaschutz zugleich: „Der Stadtpark ist wunderschön gelegen und eine kleine grüne Insel.“ Und Jessica Hügen verrät amüsiert, dass ihre Kollegen sie zum Einstand Anfang Oktober auf die kleine Rutsche im Stadtpark geschickt haben. Das Spielgerät war allerdings nass – mit entsprechenden Folgen für die Neue im Osterholz-Scharmbecker Rathaus. Aber Jessica Hügen hat Humor, sie kann lachen, wenn sie diese Geschichte erzählt. 

Klimaschutz ist für sie nicht nur ein Job, sondern eine Herzensangelegenheit. „Ich bin Fahrradfahrerin“, sagt Jessica Hügen zum Beispiel. Auch eine große Wohnung brauche sie nicht, für den Urlaub nutze sie ihr Fahrrad und die Bahn. Ein Auto besitzt Jessica Hügen auch nicht. Das ist in Bremen, wo sie lebt, auch nicht nötig. Dennoch weiß sie, dass es ein Luxus für Großstädter ist. Wer in einer Kleinstadt oder gar auf dem Dorf wohne, sei auf das eigene Auto angewiesen.

Park kühlt den Stadtraum

Wie schwierig es ist, auf dem Land von A nach B zu kommen, weiß Jessica Hügen aus eigener Erfahrung – sie ist in der Nähe von Syke aufgewachsen. Studiert und gearbeitet hat sie an den Universitäten Bremen und Oldenburg. Jessica Hügen ist Landschaftsökologin und weiß allein schon vor diesem Hintergrund um die Bedeutung ihres Lieblingsplatzes in Osterholz-Scharmbeck. Interessant ist für sie unter anderem der 2023 neu angelegte Bachlauf im Stadtpark. Durch diese Anlage kann das Schicht- und Oberflächenwasser aus der Fläche des Parks ablaufen. Das diene nicht nur der Entwässerung der zuvor häufig vernässten Wiesenflächen, sondern es entstünden auch neue Biotope als Rückzugsräume für Kleinlebewesen wie Insekten. Außerdem kühle der Park den Stadtraum.

Viel Zeit für Pausen im Stadtpark bleibt der kommunalen Klimaschutzmanagerin nicht. Wer sie telefonisch erreichen will, muss Geduld mitbringen. „Frau Hügen hat viele Außentermine“, sagt eine Sprecherin der Stadt, „am besten schreiben Sie eine Mail.“ Dass Jessica Hügen viel in der Stadt unterwegs ist, liegt sozusagen in der Natur der Sache.

Bestandsaufnahme ist erster Schritt

Der Grund: Seit Beginn ihrer Tätigkeit am 1. Oktober ist die Fachfrau vor allem mit einer Bestandsaufnahme beschäftigt. Welche kommunalen und privaten Gebäude und Liegenschaften gibt es? Welche Energieträger werden genutzt? Welche Klimaschutzmaßnahmen wurden bereits in der Vergangenheit umgesetzt? Auch den Verkehr in Osterholz-Scharmbeck nimmt Jessica Hügen unter Klimaschutzaspekten unter die Lupe. Am Ende soll eine Treibhausgasanalyse und -bilanz stehen. Erklärtes Ziel sei es, Maßnahmen zu entwickeln, die unter anderem den Fotovoltaik-Ausbau, energetische Quartierskonzepte, den Einstieg in die kommunale Wärmeplanung, eine Weiterführung der energetischen Sanierung der eigenen Liegenschaften und viele weitere Themen umfassen werden. Noch nicht in die Untersuchung einbezogen sind der private Verbrauch und die Landwirtschaft. Für Letztere ist dies ab dem Jahr 2026 geplant. Bis dahin soll der erste Schritt im Rahmen des kommunalen Klimamanagements getan sein.

Auftaktveranstaltung geplant

Jessica Hügen ist klar, dass das alles nicht funktioniert, ohne die Menschen in der Stadt mitzunehmen. Deshalb soll es Anfang des Jahres eine Auftaktveranstaltung zum Thema geben. Die Klimaschutzmanagerin will damit vor allem das für viele noch sehr abstrakte Thema greifbar machen. Das heißt: Das Verständnis dafür, dass Klimaschutz uns alle betrifft, soll gestärkt werden. Um alle mitzunehmen, sei es wichtig, auf die Sorgen und Wünsche der Bürger einzugehen oder ihre Fragen zu beantworten.

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Dazu, so Jessica Hügen, sei es sinnvoll, das Wissen und die Ideen der Bürger einfließen zu lassen – der Begriff „Schwarmwissen“ trifft ihrer Meinung nach den Nagel auf den Kopf. Dieses soll in die Arbeit eines Klimaschutz-Strategieteams einfließen, dem laut der Klimaschutzmanagerin neben Vertretern der Bürgerschaft und der Stadtgesellschaft auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung Osterholz-Scharmbeck und der Osterholzer Stadtwerke angehören werden. Bis vorerst 2025 werden die Mitwirkenden des Strategieteams Ideen und Konzepte entwickeln. 2026 soll es an die Umsetzung gehen.

Projekt soll verstetigt werden

Dann endet die Arbeit von Jessica Hügen fast. Der Grund: Die Stellen für kommunale Klimaschutzmanager werden zum größten Teil vom Bund gefördert. Den Rest müssen die Städte und Gemeinden selbst aufbringen. Für Jessica Hügen endet die Förderung am 30. September 2025. Doch auf ihren geliebten Stadtpark muss sie nach jetzigem Stand nicht verzichten. „Wir wollen das schon verstetigen“, sagte Bürgermeister Torsten Rohde bei der Vorstellung von Jessica Hügen.

Info

Wer Ideen für den kommunalen Klimaschutz hat, kann sich bei Jessica Hügen unter der Mailadresse klimaschutz@osterholz-scharmbeck.de melden.
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