Frühkindliche Förderung und Barrierefreiheit im öffentlichen Raum: Diese beiden Themen standen im Mittelpunkt der für dieses Jahr letzten Sitzung des Kreisbehindertenbeirats. Zur frühkindlichen Förderung war die Juristin und Sozialpädagogin Karen von Grote von der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EuTB) eingeladen worden. Ihre These: Je früher man Auffälligkeiten bei der kindlichen Entwicklung erkenne, desto eher könnten Beeinträchtigungen gemindert oder sogar vermieden werden. „Da gibt es noch eine große Beeinflussbarkeit“, warb von Grote. Frühförderung ist der Sozialpädagogin zufolge eine sogenannte Komplexleistung. Dabei seien verschiedene Leistungsträger und -erbringer einbezogen, darunter das Jugendamt und die Kassen, Mediziner und Therapeuten von Ergotherapie bis Logotherapie und andere mehr.

Die Juristin und Sozialpädagogin Karen von Grote referierte beim Kreisbehindertenbeirats zum Thema frühkindliche Förderung.
Früherkennung beruhe laut von Grote auf vier Grundsätzen, allen voran auf der Niedrigschwelligkeit und der interdisziplinären Zusammenarbeit. Drittens habe sie die Ganzheit des Kindes im Auge und viertens die Familienorientierung. „Kinder von null bis sechs Jahren bekommen eine Frühförderung“, sagte sie. Es gehe um die Fähigkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Am Anfang, so die Referentin, stehe die Diagnostik. „Die wird von Kinder- oder Hausärzten vorgenommen. Dann wird ein Förder- und Behandlungsplan mit den Eltern erstellt.“ Die Frühförderung ist dabei unabhängig vom Einkommen.
Vorsitzender legt Bericht vor
In seinem Bericht wies der Vorsitzende Michael Schumacher darauf hin, dass beim Neubau der Integrierten Gesamtschule in Buschhausen offensichtlich "sehr barrierefrei mitgedacht" worden sei. Das sei Beiratsmitglied Horst Bohling und ihm bei einem Besuch aufgefallen. Bei den von ihm aufgesuchten Friedhöfen hingegen sei „die Barrierefreiheit nicht so hundertprozentig vorhanden“, fuhr Schumacher fort. Auch der Herbstmarkt in der Stadt Osterholz-Scharmbeck sei „noch weit ab“ von barrierefreien Zugangsmöglichkeiten.
Im Blick habe er auch die Ladestationen für Elektroautos im Kreisgebiet. „Ich sehe hier keine, die behindertengerecht und für Rollstuhlfahrer befahrbar ist“, monierte der Vorsitzende. Allein der Stromanschluss sei in der Regel zu hoch oben angebracht. Angela Reichel, Beiratsmitglied aus Ritterhude, gab hingegen zu Protokoll: „Ritterhude ist gut aufgestellt. Die Beteiligten sind sehr offen.“ Viele Lokale seien barrierefrei. Auch sei man in der Hammegemeinde dankbar für Hinweise.
Ausblick auf 2024
Die stellvertretende Beiratsvorsitzende Karin Simon informierte aus dem Sportausschuss. Nach ihren Worten können Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse an einem kostenlosen Schwimmunterricht teilnehmen. „Da gibt es auch keine Einkommensprüfung." Michael Schumacher dankte Simon für die gute Zusammenarbeit an der Spitze des Kreisbehindertenbeirats. „Sie hält mir den Rücken frei“, lobte er. Auch die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung sei gut. Mit Blick auf das Jahr 2024 nehme er sich vor, mehr Präsenz zu zeigen.
Im kommenden Jahr wollen sich die Mitglieder unter anderem den Aufgaben und Problemen der Inklusion widmen, insbesondere auch zum Tag der Inklusion am 5. Mai. Auf barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen im Landkreis wolle man ebenfalls ein Auge haben, hieß es. Die kommenden Sitzungen im Jahr 2024 sind Schumacher zufolge immer donnerstags, und zwar am 1. Februar, 18. April, 20. Juni, 12. September und 21. November. Die Zusammenkünfte des Beirats sind öffentlich.