In der früheren Landwirtschaftsschule an der Bremer Straße in Osterholz-Scharmbeck wird ein frisches Konzept umgesetzt: Ein Mix aus Kindergarten und Wohnhaus entsteht. Handwerker sanieren das 70 Jahre alte Klinkergebäude und erweitern es um einen Anbau. Die Stadt Osterholz-Scharmbeck steht als spätere Pächterin der unteren Räume schon bereit. Für die Etage darüber gibt es ebenfalls einen Plan.
Kita und Wohnen
Derzeit laufen die umfangreichen Sanierungsarbeiten im und an der ehemaligen Landwirtschaftsschule. Das Gebäude, in dem zuletzt das Jugendamt des Landkreises mit einer Außenstelle vertreten war, wird zunächst in den Rohbau-Zustand versetzt. Die alten Zwischenwände werden entfernt, eine auf den Zweck zugeschnittene Raumaufteilung kommt ins Spiel.
Wie die Eigentümerin der Immobilie, Alena Rotthege, auf Nachfrage der Redaktion erläutert, soll im Erdgeschoss neuer Raum für die Kinderbetreuung entstehen. Dazu wird der hintere Teil des Gebäudes um einen Anbau erweitert. Angedacht ist, dort künftig drei Regelgruppen und zwei Krippengruppen unterzubringen. Die Bodenplatte für den neuen Anbau ist bereits gegossen worden. Der spätere Zugang zum Kindergarten soll ebenfalls „verkehrsberuhigt“ von der Rückseite aus erfolgen. Ein Garten mit Obstbäumen bietet Platz zum Entdecken und zum Spielen.

Die ehemalige Landwirtschaftsschule in Osterholz-Scharmbeck wird künftig eine Mischung aus Kita und Wohnen bieten.
Für das Obergeschoss sind Wohnungen geplant. Vorgesehen ist, die obere Etage in acht Einheiten aufzuteilen. Der Zugang zu diesen Wohnungen wird von der Straßenseite aus möglich sein.
Anspruchsvolle Sanierung
Zwar sei es niemals möglich, einen Altbau komplett zu einem Neubau zu machen, betont Alena Rotthege, aber die Arbeiten seien gründlich und umfangreich. So werden die Fenster ausgetauscht und das Dach erneuert. Neben neuen Böden werde auch eine neue Heizungsanlage eingebaut, betont sie. Das alles benötige Zeit, macht sie klar. Wie schnell es vorangehe, hänge unter anderem von den Witterungsbedingungen ab. Für die Bauzeit sei in etwa ein Jahr eingeplant. Der Fokus liege auf dem künftigen Kita-Bereich. Das Fertigstellen der Kindergarten-Räume genieße Priorität, so die Bauherrin.

Das Baumaterial für das neue Dach liegt bereits zum Einbau bereit.
Während im Gebäude alles erneuert wird, bleibt außen vieles beim Alten. Die Bauherren möchten die Klinkerfassade erhalten. Ein Abriss oder ein Neubau seien für sie nie infrage gekommen, betont Rotthege. „Wir haben das aber auch nie gegenkalkuliert“, räumt sie ein. Denn zwischen dem betagten Klinkerhaus und der Familiengeschichte bestehe eine enge Verflechtung. So habe das Grundstück, auf dem 1952/53 die ehemalige Landwirtschaftsschule errichtet wurde, einst der Familie gehört. Das Gebäude-Ensemble, zu dem ein sogenanntes Direktorenhaus nebenan gehört, sei damals mit Mitteln aus dem German Marshall Fund of the United States errichtet worden, weiß Rotthege. Aus den Anfangsjahren seien auch Familienfotos erhalten.
Nach der Einweihung des Neubaus in den 1950er-Jahren war dort etwa 20 Jahre die Landwirtschaftsschule beheimatet. Anschließend hatten dort vorübergehend ebenfalls die Kreisbücherei, die ländliche Erwachsenenbildung und der Verein „Bildungswerk Osterholz“ ihren Sitz. Nachdem das Bildungswerk den Mietvertrag auflöste, nutzte das Jugendamt des Landkreises Osterholz das Haus. 2009 waren erste Bereiche wie Jugendgerichtshilfe und Adoptionsvermittlung aus Platzgründen an die Bremer Straße umgezogen. Seinerzeit investierte der Landkreis mehr als eine Viertelmillion Euro in die Modernisierung der roten Backsteinimmobilie. Im November 2021 zog das Jugendamt als Außenstelle des Kreishauses dort aus. Das Haus wurde vom Landkreis Osterholz verkauft.
Zum 1. Februar, 2022 gingen Gebäude und Grundstück vom Landkreis an Alena und Bernd Rotthege über, die den benachbarten Hammehof samt Biogasanlage bewirtschaften. Die Osterholzer Kreisbehörde hatte, wie berichtet, keinen Nutzungsbedarf mehr für die Immobilie festgestellt. Über den neuen Eigentümer war nach dem Verkauf öffentlich nichts bekannt. Nun ist klar, dass für das Backsteinhaus eine neue Verwendung vorgesehen ist.