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Stehnke kauft Geschäftshaus Ärzte ziehen in die Commerzbank

Ein Tochterunternehmen der Baufirma Stehnke hat das ehemalige Commerzbank-Gebäude gekauft. Das mehrstöckige Haus am Marktplatz soll in den kommenden Monaten zu einem Ärztestützpunkt werden.
06.10.2022, 05:30 Uhr
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Ärzte ziehen in die Commerzbank
Von Christian Valek

Osterholz-Scharmbeck. Die ehemalige Filiale der Commerzbank am Marktplatz hat eine neue Besitzerin. Die Firma Stehnke hat das in weiten Teilen leer stehende Gebäude gekauft und möchte daraus ein Fachärzte-Haus machen. Wohl Ende 2023, in etwas mehr als einem Jahr, könnte die erste Praxis einziehen. Zuvor steht einiger Abstimmungsbedarf an: Das Haus muss umfangreich saniert werden. Und auch der Durchgang unter den Arkaden soll geschlossen werden.

Die Bremer Saxum Immobilien KG, ein Tochterunternehmen von Stehnke, hat das mehrstöckige Gebäude am Marktplatz 10 erworben. Da, wo die Commerzbank einst ihre Filiale hatte, sollen künftig Mediziner Patienten behandeln. Vorgesehen ist, dass im Erdgeschoss eine Augenklinik eröffnet. Im ersten Obergeschoss sollen ein Diabetologe und in der zweiten Etage ein Onkologe samt ihrer Praxisteams arbeiten. 

Aufwendige Sanierung

Das mehrstöckige Haus muss zuvor aufwendig saniert werden, wie Bauunternehmer Johann Gottfried Stehnke den Mitgliedern von Sanierungsbeirat und Planungsausschuss erläuterte. Der Investitionsbedarf sei nicht zu unterschätzen, mahnte der Geschäftsmann. Unter anderem fordert die Bauaufsicht ein zweites Treppenhaus.

Damit gab es für den neuen Besitzer nach dem Kauf gleich mehrere Aha-Momente, wie Stehnke anlässlich einer Präsentation erläuterte. Die Brandschutz-Sachverständigen der Kreisbehörde hätten unter anderem zur Auflage gemacht, für den Betrieb des neuen Ärztehauses einen zweiten Rettungsweg einzurichten. Begründung: Im Brandfall sei die Menschenrettung per Drehleiter aus den oberen Geschossen für schwer kranke Patienten „nicht realisierbar“. Die Lebensrettung sei nur mit Zeitverzug möglich, erläuterte eine Architektin des Ritterhuder Planungsbüros HWB zur Vorgabe. Es dauere nach Alarmierung des Fahrzeugs einfach zu lang, bis es vorgefahren und die Leiter ausgefahren sei.

Zusätzlicher Rettungsweg nötig

Der zusätzliche Rettungsweg soll in Form eines weiteren Treppenhauses im Gebäude geschaffen werden. Aufgrund der baulichen Situation sei dieser nur auf der Gebäude-Nordseite, also zum Marktplatz hin, möglich. Auf der Südseite des Hauses, die zum Innenhof liegt, war in 1990er-Jahren ein Erweiterungsbau über dem Keller- und Erdgeschoss gebaut worden. Um das Haus barrierefrei zu machen, soll das vorhandene Treppenhaus einen Aufzug erhalten. Das Erdgeschoss soll um etwa 20 Quadratmeter erweitert werden.  

Ein weiterer Knackpunkt der Planung ist, dass der vorhandene Arkaden-Gang geschlossen wird. Zurzeit gibt es für diesen Bereich einen rechtskräftigen Bebauungsplan aus dem Jahr 1983 und damit besteht ein sogenanntes öffentliches Gehrecht für den Weg unterhalb des Dachüberstandes. Die „Laufachse“ habe sich aber anders als gewünscht entwickelt, stellen nicht die Vertreter der Stadtverwaltung nach 40 Jahren fest. Und auch Bauunternehmer Johann Gottfried Stehnke ist davon überzeugt, dass der Gang unter den Arkaden entbehrlich sei. Zudem könne die Wegebeziehung vor dem Haus im Zuge der Stadtsanierung neu ausgerichtet werden, sind viele Ratsmitglieder überzeugt.

Grüne enthalten sich

Anja Heuser (Grüne) will dieser Argumentation nur mit „Bauchschmerzen“ folgen, wie sie anlässlich der Sitzung des Planungsausschusses erläuterte. Natürlich sei auch sie dafür, das Gebäude in der Innenstadt zu beleben. Aber auf der anderen Seite gebe man ein Stück öffentliche Fläche der Bürger für das Vorhaben preis. Somit könne sie der beantragten teilweisen Befreiung vom geltenden B-Plan nicht zustimmen. Zusammen mit ihrer Fraktionskollegin Ute Gartmann enthielt sich Heuser später bei der Abstimmung ihrer Stimme.

Die CDU-Mitglieder im Planungsausschuss, Brunhilde Rühl und Dominik Schulte, befürworten die vorgelegten Pläne. Ebenso sieht es die FDP-Bürgerfraktion-Gruppe. Und auch die SPD ist vom Erfolg des Ärztehaus-Projekts in der Innenstadt überzeugt. „Ich finde, wir sollten das anpacken“, sagte Sozialdemokratin Anne Deutsch. Herbert Behrens von der Linksfraktion glaubt nicht an die oft geäußerte Prognose, dass das Ärztehaus mehr Frequenz ins Stadtzentrum bringt. „Ob der Klinikbau zur Belebung der Innenstadt beiträgt, lasse ich mal im Raum stehen“, sagte Behrens. Er war bei der späteren Abstimmung nicht im Ratssaal.

Nun entscheiden die Mitglieder des nicht-öffentlichen Verwaltungsausschusses am Donnerstag, 13. Oktober, wie mit der von Stehnke beantragten Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplans Nr. 73 "Marktplatz" im Bereich des Gebäudes "Marktplatz 10“ umzugehen ist.

Zur Sache

Saxum KG kauft Geschäftshaus

Die Saxum Immobilien KG hat das Gebäude „Marktplatz 10“ gekauft. Zurzeit gibt es in dem Haus Leerstände in großen Teilen des Erdgeschosses sowie im ersten und zweiten Obergeschoss. Im Staffelschoss gibt es zwei Wohnungen, die vermietet sind. Das ehemalige Geschäftshaus soll voraussichtlich von Januar 2023 bis etwa Januar 2024 saniert werden. Die Beteiligten erhoffen sich davon eine Belebung der Innenstadt. Die Commerzbank-Geschäftsstelle im Gebäude wurde am Freitag, 14. Oktober 2021, aufgelöst. Die Filiale am Marktplatz 10 war Ende Mai 2019 von einer Automatensprengung in Mitleidenschaft gezogen und später saniert worden. Nach der Sanierung und folgender, coronabedingter Schließung öffnete die Bank im November 2020 neu. Im Oktober 2021 schloss die Bank-Filiale endgültig. Im Obergeschoss des mehrstöckigen Hauses war von 1996 bis 2015 unter anderem auch die Volkshochschule Osterholz-Scharmbeck, Hambergen, Schwanewede (VHS) untergebracht. Das VHS-Team zog im März 2015 ins Bildungshaus am Campus.

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