Pennigbüttel. Die Zeit, über Rafael Monsees zu reden, nimmt sich Malte Jaskosch gern. Schließlich ist der 33-Jährige der Vorzeigespieler des von ihm trainierten SV Komet Pennigbüttel. „Ein absolutes Vorbild auf und neben dem Platz“, sagt der Coach und tauft „Rafi“, wie Monsees genannt wird, kurzerhand „Mister Komet“. Es ist die treffende Beschreibung für den Führungsspieler, der genau das ist, was Jaskosch mit diesem Titel ausdrücken will: ein Komet durch und durch, ein Lila-Weißer mit jeder Faser.
Seit 1995 spielt Monsees, der in Osterholz-Scharmbeck aufwuchs, Fußball, von Anfang an beim SV Komet Pennigbüttel. Und es spricht viel dafür, dass er seine Schuhe irgendwann auch als Lila-Weißer an den Nagel hängen wird. Im Herbst seiner Laufbahn ist er allemal, am Ende dagegen keinesfalls. Das Alter sei nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, ein paar Wehwehchen habe er schon, gibt er zu, und so spritzig wie vor sechs, sieben Jahren sei er auch nicht mehr. Aber: „Ich fühle mich noch topfit, gehe regelmäßig ins Fitnessstudio und fühle mich auch konditionell gut“, sagt Monsees. Klingt so, als würde er seinen „Kometen“ noch eine ganze Zeit lang erhalten bleiben. Dass es ihn noch einmal woanders hinziehen könnte, ist dagegen kaum vorstellbar.
Chancen, bei einem anderen Klub unterzukommen, hatte Monsees. „Es gab immer wieder mal Angebote. Es waren lose Gespräche, mehr nicht. Ich hatte nie das Gefühl, etwas anderes machen zu müssen oder zu brauchen“, erzählt er. Jaskosch weiß: „Rafi hätte deutlich höher spielen können.“ Schließlich ist es kaum möglich, Monsees‘ Leistungen nicht zu registrieren, wenn man sich mit dem Osterholzer Fußball beschäftigt. Seit 15 Jahren besticht er im Herrenbereich mit einer außergewöhnlichen Konstanz. „Schlechte Spiele“, sagt Jaskosch, der seinen Schützling mit Beginn seiner ersten Amtszeit in Pennigbüttel im Jahr 2014 intensiv kennen- und schätzengelernt hat, „gibt es von Rafi eigentlich gar nicht. Ich glaube, ich habe ihn noch nie mangels Leistung ausgewechselt.“ Das letzte Mal holte er ihn Ende August beim 4:1-Sieg in Ritterhude vorzeitig vom Platz. Da hatte Monsees, neben Torhüter Alexander Krenz der einzige Pennigbütteler, der in 16 Saisonspielen auf dem Platz stand, drei Tore erzielt und sollte sich seinen verdienten Applaus abholen.
Auch der Spieler selbst kann sich „nur an zwei, drei Spiele erinnern, in denen ich ein Totalausfall war“. In 15 Jahren sind das verschwindend wenige – das unterstreicht, dass der zweikampf- und laufstarke Monsees, der sich auf den Außenbahnen am wohlsten fühlt, aber auch in zentralen Rollen in der Verteidigung und im Mittelfeld zu überzeugen weiß, ein gewisses Leistungslevel stets erreicht. „Das kommt vielleicht auch dadurch, dass ich die Tugenden blind hinkriege: Zweikampfverhalten, richtig zum Ball stehen. So passieren selten grobe Fehler“, erklärt Monsees. Sein Spiel auf konstantem Niveau hat ihm Respekt verschafft und dazu beigetragen, dass er in Pennigbüttel stets gesetzt ist. Der kaufmännische Angestellte einer Elektrofirma zahlt das Vertrauen seit jeher zurück. Nicht umsonst war er jahrelang Kapitän, nicht umsonst hat er bereits viele Spuren bei den Lila-Weißen hinterlassen.
Monsees ist Teil des 89er-Jahrgangs, der bei den „Kometen“ als goldener Jahrgang bezeichnet wird. Aus ihm stammt unter anderem Jan Kleen, der nach vielen Jahren auf dem Platz mittlerweile an der Seite von Malte Jaskosch zum Co-Trainer aufgestiegen ist. Auch Martin Kirchhoff, Marco Statz und Jonas Blank gehören ihm an – mit diesem Trio spielte Monsees seit frühester Jugend zusammen, ehe alle gemeinsam in den Herrenbereich aufstiegen.

Die erste Meisterschaft im Herrenbereich war eine ganz besondere für Rafael Monsees (ganz vorne links). Das Erinnerungsfoto zeigt ihn mit vielen ehemaligen, aber auch aktuellen Weggefährten wie Andreas Lühr und Jan Kleen.
Komet war da gerade in die Kreisliga abgestiegen. Der Umbruch, den der Klub einleitete, half der jungen Garde. Sie fand schnell ihren Platz, auch Monsees, der in der Dreierkette den rechten Part spielte. Gut war der Umbruch allemal, um die Bindung zum Verein zu stärken. „Da waren sechs, sieben richtige Pennigbütteler, die mir gezeigt haben, was es bedeutet, für Komet zu spielen“, erklärt Monsees. Auch Coach Jens Sander, den der 33-Jährige als „perfekten Trainer in den ersten Herrenjahren“ bezeichnet, habe das vorgelebt. Die ohnehin große Identifikation mit seinem Stammverein wuchs – und sollte, befeuert durch viele besondere Momente, weiter wachsen. Einer davon war der Aufstieg in die Bezirksliga im Jahr 2011, Monsees‘ erster Titel im Herrenbereich. „Wir haben in den Jahren zuvor schon gemerkt, dass da richtig etwas entsteht, und das war dann unsere Belohnung. Ich erinnere mich noch genau daran, wie Andreas Krohn und ich uns nach dem Aufstieg in die Arme gefallen sind“, erzählt Monsees. Auch Krohn hatte trotz Stationen beim VSK Osterholz-Scharmbeck und beim SV Blau-Weiß Bornreihe immer auch ein lila-weißes Herz. Überhaupt hätten viele seiner Wegbegleiter eine ganz enge Beziehung zum SV Komet Pennigbüttel, betont Monsees. „Ich habe durch den Verein unglaublich viele tolle Menschen kennengelernt“, bekräftigt die Identifikationsfigur, deren größter Erfolg seinen Anfang nahm, als Malte Jaskosch im Jahr 2014 das Traineramt bei den Lila-Weißen übernahm.
Monsees und Komet schreiben gemeinsam Geschichte
Wieder war es ein Neustart in der Kreisliga. Doch dieses Mal dauerte es nicht mehrere Jahre, bis sich Pennigbüttel im Bezirk zurückmeldete. Angeführt von Kapitän Monsees, feierten die „Kometen“ den direkten Wiederaufstieg und schrieben im Folgejahr Vereinsgeschichte: Sie schafften als Bezirksliga-Meister den direkten Durchmarsch in die Landesliga. Das 2:2 gegen Bremervörde, Nico Kulaneks Ausgleich wenige Minuten vor Schluss, der Jubel mit den 200 Fans und besonders den alteingesessenen Komet-Anhängern – all das hat sich festgebrannt. „Das war unglaublich emotional“, blickt Monsees zurück und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich weiß noch: Am Tag danach war Feiertag. Das war eine wilde Nacht.“ An den Anfang dieser Partynacht erinnert ein Foto, auf dem er sich aus einem großen Bierglas einen Meister-Schluck gönnt. Zum ersten Mal spielte Pennigbüttel in der Landesliga. Und Monsees war der Anführer der Elf, die erreicht hatte, was noch keine andere Formation des Klubs geschafft hatte. „Das ist etwas sehr, sehr Besonderes – für den Verein, aber auch für mich“, macht er deutlich. Er nahm die Meisterplakette entgegen und wurde damit quasi zum ersten „Kometen“ in der Landesliga überhaupt. Verewigt in den Geschichtsbüchern seines Vereins. „Viel mehr geht nicht“, weiß er. Dass das Abenteuer in der Landesliga nur ein Jahr dauerte? Geschenkt. Weil es mit seinem SV Komet Pennigbüttel war, war es für Monsees trotz des Abstiegs eine unvergessliche Spielzeit.
Seitdem halten sich der 33-Jährige und sein Team in der Bezirksliga. „Das ist keine Selbstverständlichkeit für einen Verein wie Pennigbüttel“, sagt Jaskosch, der die Lila-Weißen 2017 verließ und zwei Jahre später wieder zurückkehrte. Monsees blieb und ist noch immer da – und weiterhin ein wichtiger Baustein. „Rafis Einstellung ist herausragend. Er opfert sich auf. Ich weiß gar nicht, wie oft er angeschlagen gespielt hat, wo andere gesagt hätten: Trainer, das geht nicht. Er trägt die Tugenden, die wir verkörpern und für die wir stehen wollen, perfekt nach außen“, lobt Jaskosch den Führungsspieler, der die Kapitänsbinde nicht braucht, um sich Gehör zu verschaffen. „Er ist eine absolute Legende in Pennigbüttel“, weiß Jaskosch. Dieser Legende lauschen alle Akteure.
Gemeinschaft, Zusammenhalt, Einsatzwillen und Kampf seien die Schlüssel dafür, dass sich Komet immer wieder behauptet, sagt Monsees. „Wenn wir diese Gemeinschaft nicht hätten auf und neben dem Platz, wären wir vielleicht schon abgestiegen“, mutmaßt er. Das aber sei eben das Besondere am SV Komet Pennigbüttel: dass man zusammenstehe, auch wenn es schwierig sei. Und leicht war es wahrlich nicht immer.
Besonders die Jahre im Abstiegskampf waren anstrengend und kräftezehrend. Auch aktuell müssen die „Kometen“ um den Ligaverbleib bangen. Im Sommer, das gibt Monsees offen zu, habe er sich auch angesichts eines weiteren Umbruchs mit der Frage auseinandergesetzt, ob und wie er weitermachen wolle. „Aber als ich die Jungs im Pokalspiel gegen Worpswede gesehen habe, war sofort wieder das Kribbeln da“, sagt er. Den SV Komet Pennigbüttel verlassen – so einfach geht das eben nicht. Besonders nicht für Rafael Monsees.
„Der Verein hat mir sehr viel gegeben. Ich hatte und habe tolle Trainer und überragende Mitspieler. Dazu das Umfeld, die Alteingesessenen, die immer da sind, das Vereinsheim, das Sportgelände. Das hat alles einen besonderen Platz in meinem Herzen“, verdeutlicht er, wie sehr er an seinem Verein hängt. Womöglich bleibt er diesem auch über die Laufbahn als Spieler hinaus treu: Er sehe sich in Zukunft als Trainer, sagt der 33-Jährige. „Ich habe jetzt schon viele eigene Ideen im Kopf“, betont er. Das befeuert natürlich die Fantasie der Fußball-Romantiker: ein Duo der beiden Ur-Kometen Jan Kleen und Rafael Monsees an der Seitenlinie in Pennigbüttel. „Das hätte was“, sagt auch Monsees und lacht. Erst einmal wird „Mister Komet“ aber weiterhin auf dem Platz alles für seine Lila-Weißen geben.