Da werden Kindheitserinnerungen wach: Das Gebimmel der Kinderkarussells, Disco-Musik aus der „Beat Box“, das Fahrgeschäft für die Jugendlichen und jung gebliebenen Erwachsenen, die lauten Kinderstimmen, die „noch ein Eis!“ oder „Will auch Pommes!“ fordern und dazu die sich über den Marktplatz verteilenden Erwachsenen, die gemütlich mit ihren Freunden schnacken, die ebenfalls wie zufällig über den Maimarkt in Osterholz-Scharmbeck schlendern. In diesem Jahr dauert der Markt dank Himmelfahrtstag sogar einen Tag länger und endet am Sonntag, 12. Mai.
Schon seit vielen Jahren gehört Marianne Heine zu den Schaustellern, die Feste wie Maimarkt, Stadtfest, Erntefeste und Herbstmarkt mit dem ausstatten, was Kinder und Erwachsene besonders mögen: Liebesäpfel, gebrannte Mandeln, Zuckerwatte und andere süße Leckereien. „Was man auf dem Bremer Freimarkt oder hier zu den Märken isst, macht nicht dick!“, versichert eine Maimarkt-Besucherin. Sie hat gerade eine große Tüte gebrannte Mandeln, zwei Liebesäpfel und ein Eimerchen Zuckerwatte erstanden. „Ich sage immer, dass das für meine Enkel ist. Aber ehrlich gesagt, nasche ich das alles allein“, verrät sie und taucht lachend in der Menschenmenge unter.
Schausteller in fünfter Generation
„Ich kenne viele Besucher hier, aus der Zeit, da sie selbst noch kleine Kinder waren“, erzählt Marianne Heine. Sie gehört einer langen Tradition von Schaustellern an. „Fünf Generationen mindesten“, sagt sie. Dieses Leben und ihre Arbeit machen der Osterholz-Scharmbeckerin noch immer viel Vergnügen. Dann wird sie ernst: „Der Maimarkt darf einfach nicht wegfallen“, sagt Heine. Das wäre für die Schausteller ebenso schade wie für die Kreisstädter und deren Gäste. „Schauen Sie sich doch bloß mal all‘ die fröhlichen Gesichter an!“
Für das leibliche Wohl ist auf diesem Maimarkt bestens gesorgt. Wurstbuden, gebratene Champignons, Poffertjes – kleine, münzgroße Pfannküchlein – und goldgelbe, duftende Pommes frites gehören neben den dicken Käse-Bretzeln, Fischbrötchen und den Süßigkeiten zu den traditionellen Angeboten des Maimarktes. Mit Softdrinks, Limonaden, Bier oder den Cocktails der Bar „Black Door“ heruntergespült, entwickelt sich bald ein gewisses Maimarkt-Gefühl im Magen. Dann geht es zum Härtetest in die Beat Box, die die Standfestigkeit der Marktbesucher auf die Probe stellt.
Spaß für die Jüngsten
Die jungen und jüngsten Maimarkt-Besucher fühlen sich besser in Brockelmanns Kinderkarussell aufgehoben. Anke Brockelmann kommt wie Marianne Heine aus einer alten Schausteller-Familie. Ihrem Ehemann Frank ist es zu verdanken, dass es den Maimarkt, nachdem die Stadt ihn aufgeben wollte, weiter gibt. Auch Anke Brockelmann kennt viele der Marktbesucher vom Sehen und hat beobachtet, wie aus den Kindern und Jugendlichen von einst selbst Eltern wurden, die nun mit ihrem Nachwuchs den Maimarkt besuchen.
„In unserem Feuerwehrauto ist sicher schon so mancher Feuerwehrmann mitgefahren“, vermutet Anke Brockelmann schmunzelnd. Hinten sei genug Platz, dass auch ein Papa oder eine Oma mitfahren könne, um ein eifriges Enkelkind im Auge zu behalten. „Wenn die Kinder dann größer werden, wechseln sie oft zu dem anderen Fahrgeschäft, dessen Kabinen in die Lüfte gehen. Aber das ist ganz in Ordnung!“ Wer von den Kindern noch höher in die Luft möchte, geht auf das Trampolin und hüpft im Bungee-Gurt hoch und höher in die Luft.
Unterstützung vom Wetter
Am Donnerstag und Freitag zeigten sich die Schausteller mit dem Maimarkt-Besuch sehr zufrieden. „Das Wetter hat hervorragend mitgespielt, das konnten wir ja nicht beeinflussen“, sagt Anke Brockelmann.
Am Sonnabend wird das Markttreiben um den Karkesmarkt erweitert und auch die Oldtimer, die am Sonnabend und Sonntag zu bewundern sein werden, sollen möglichst viele weitere Besucher auf den Marktplatz in Scharmbeck ziehen.
„Mama, kommen wir morgen wieder her?“, fragt ein kleines Mädchen, das gerade mit seiner Mutter auf der Mauer am Spielplatz der Kirchenstraße sitzt und Schoko-Erdbeeren nascht. „Ich war noch gar nicht auf dem Trampolin!“