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Kursus in Osterholz-Scharmbeck Senioren befreien sich aus Opferrolle

Eine Reihe von Senioren haben das Angebot der Seniorenbegegnungsstätte angenommen und sich zeigen lassen, wie sie sich besser selbst behaupten können und nicht so leicht zum Opfer werden.
03.03.2023, 10:00 Uhr
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Von Christa Neckermann

Osterholz-Scharmbeck. In der Seniorenbegegnungsstätte an der Bördestraße in Osterholz-Scharmbeck wurden geschäftig Tische an die Wand gerückt und Stühle platzsparend verstaut. „Hier in der Mitte brauchen wir jetzt Platz“, hatte Karl-Heinz Langner, stellvertretender Landesvorsitzender des Weißen Rings Niedersachsen, die gut 30 Anwesenden angewiesen. Denn nun sollte der Theorie – zum Kursthema „Selbstbehauptung für Seniorinnen und Senioren“ – die Praxis folgen.

Karl-Heinz Langner und seine Übungspartnerin Anke von Berg geht es in dem dreimal 90 Minuten währenden Kursus allerdings nicht darum, den älteren Teilnehmern beizubringen, wie sie mit ein paar gezielten Schlägen ihr Gegenüber zu Boden bringen. Ziel der Übung sei vielmehr, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, eigene Grenzen und Möglichkeiten zu erfahren und Handlungssicherheit zu erlangen, erklärten die beiden Kursleiter. 

Wichtige Körpersprache

„Lauft mal ein paar Runden durch den Raum“, forderte Langner die Teilnehmer auf. Schon in den ersten Runden fielen Unterschiede auf: Während einige hoch aufgerichtet durch den Raum marschierten, schienen andere Teilnehmer sich geradezu kleinzumachen und dahin zu schlurfen. „Sendet keine Opfersignale aus!“, ermahnte Langner die Gruppe. Denn allein an der Körperhaltung sei die innere Haltung eines Menschen abzulesen, erklärte er Sinn und Zweck dieser Übung.

Opfer sendeten unterschiedliche körpersprachliche Signale aus. So seien sie beispielsweise an ihrem asynchronen Gang zu erkennen, schauten oft weg, lächelten in bedrohlichen Situationen, begingen sogenannte Anpassungsleistungen im Raum oder täten so, als ginge sie unangenehme Situationen nichts an.

Gefühl von Unsicherheit

Im Grunde würden ältere Menschen, laut Kriminalstatistiken, nicht so häufig Opfer von körperlichen Straftaten, merkte Langner an. Allerdings fänden solche Straftaten viel häufiger Erwähnung in den Medien. Was den Eindruck verfälsche. Anderseits hätten ältere Personen aber oft ein subjektives Gefühl der Unsicherheit. Ein - „ich fühle mich in dieser Situation nicht wohl“ - Gefühl.

Tatsächlich hatten die Teilnehmer in der einführenden Fragerunde sich ähnlich geäußert, als sie nach ihrer Motivation, den kostenlosen Kursus „Selbstbehauptung“ in der Seniorenbegegnungsstätte zu belegen, gefragt worden waren. „Ich möchte nicht mehr die Straßenseite wechseln, wenn ich in der Dämmerung einer Gruppe Menschen begegne“, war etwa einer der Gründe. Oder aber der Wunsch, allein auf einem einsamen Weg spazieren zu gehen. Und auch der Stockschirm, den eine Teilnehmerin stets mitführte, sollte eigentlich zu Hause bleiben können. 

Sicheres Auftreten üben

In einer ersten Übung ließ Langner seine Gruppe ganz bewusst ein paar Runden mit geradem Rücken und erhobenen Kopf durch den Raum gehen und das sich damit aufbauende Gefühl spüren. Schauspieler Harald Maack, der als Schirmherr der Veranstaltungsreihe und Unterstützer des Weißen Rings bei der ersten Veranstaltung dabei war, kennt die Wirkung der Körpersprache auf das eigene Verhalten aus seinem Berufsalltag. Und er weiß auch, dass ein solches positives Verhalten eingeübt sein will.

Neben einer selbstbewussten, aufgerichteten Körperhaltung sei es zudem wichtig, zu lernen, einem Gegenüber Grenzen zu setzen. Dafür hatten Anke von Berg und Karl-Heinz Langner eine Paarübung parat: Eine Person ging dazu auf den Übenden zu, dieser sollte dann den ganzen Arm mit erhobener Hand ausstrecken und mit lauter Stimme dem anderen ein „Stopp!“ entgegen schmettern. In der Übung zeigte sich, dass der so Gestoppte ganz unbewusst einen Schritt zurückprallte.

Weitere Kurseinheiten

An den beiden Mittwochen, 15. und 22. März, finden die nächsten beiden Übungsnachmittage von 15 bis 16.30 Uhr in der Seniorenbegegnungsstätte in der Bördestraße 29 statt. Dann geht es unter anderem um Körpereinsatz und Lösungsmöglichkeiten für zivilcouragiertes Verhalten.

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