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Bauprojekt in Scharmbeckstotel Politiker empfehlen umstrittenen Vorentwurf für die Wulfsküche

Das Großprojekt Wulfsküche in Scharmbeckstotel könnte bald eine weitere Hürde nehmen. SPD, CDU und Bürgerfraktion empfehlen, den Vorentwurf für das Baugebiet anzunehmen – trotz herber Kritik. Das ist der Stand.
12.12.2024, 05:00 Uhr
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Politiker empfehlen umstrittenen Vorentwurf für die Wulfsküche
Von Christian Valek

Das Wulfsküche-Projekt in Scharmbeckstotel könnte bald eine weitere Hürde nehmen. Politiker von SPD, CDU und der Bürgerfraktion-FDP-Gruppe sprechen sich im Fachausschuss für die ambitionierten Pläne des Investors aus. Demgegenüber weist das überarbeitete Konzept – nach zig Gesprächen – nur minimale Änderungen gegenüber früheren Plänen auf. Vor allem die SPD drückt jetzt aufs Tempo. Werner Schauer hält die Angaben über Wohneinheiten für nicht aussagekräftig, wie er betont.

Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat von Osterholz-Scharmbeck steht nämlich fest, dass Wohneinheiten „groß und klein“ sein könnten. Demnach habe die Anzahl der Einheiten kaum Bedeutung über die eigentliche Dimension eines Bauprojektes, führte Schauer weiter aus. Für seine Erläuterungen ernte der SPD-Mann erstaunte Blicke aus dem Publikum. Mehr als 70 Anwohner waren erschienen, um sich nach monatelangen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen auf den aktuellen Sachstand bringen zu lassen. Auch Bauunternehmer Ulrich Koenen hatte im Saal Platz genommen.

Planwirtschaft und Pläne

Sie hörten, wie Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) dazu aufrief, „Bewegung in den Wohnungsmarkt“ zu bringen – und dafür vereinzelte Lacher erntete. Die Bürgerfraktion stehe hinter dem Projekt, dass "nicht 08/15" sei. „Wir müssen so bauen, dass wir hier Familien hinbekommen“, sagte Pallasch. Und er betonte: „Wir sind keine Planwirtschaft.“ Daraufhin erwiderte Ute Gartmann (Grüne): „Wir haben keine Planwirtschaft, aber wir sitzen an Plänen.“ Brunhilde Rühl (CDU) indes gab zu, dass sich die Christdemokraten anfangs „hier und da schwergetan haben“ mit der Entscheidung, die Wulfsküche-Fläche zu bebauen. Die Diskussion dauere ja bereits viele Jahre. Nun aber sollte es weitergehen. „Wir haben eine große Wohnungsnot in der Stadt“, steht für Rühl fest.

Vorentwurf vom Juni

Der von Koenen Bau präsentierte Vorentwurf stammt vom 25. Juni 2024. Nun geht es nicht mehr um 143 plus Sonderfläche, sondern um knapp 130 Wohneinheiten plus eine Fläche für „Co-Living“. Kritiker monieren die "Dunkelziffer", die sich dahinter verbirgt. Zudem fällt auf, dass im neuen Entwurf die Gesamtmenge aller Wohneinheiten nicht genannt ist. Nur wer sich die Mühe macht, die auf den Gebäuden vermerkten Ziffern zusammenzurechnen, kommt auf knapp 130 Wohnungen. Das Regenrückhaltebecken ist von der Westseite des Areals auf die Ostseite gewechselt. Auch fällt die neue Skizze durch weichere Umrisslinien der eingezeichneten Objekte auf. Es gibt unter anderem mehr Einfamilien- statt Doppelhäuser im Vorentwurf.

Für die Stadtplaner steht – nach wie vor – fest, dass die Dimension des vorgestellten Vorhabens die Infrastruktur des Ortes überfordert. Frank Wiesner vom Bauamt der Stadt nennt „sehr, sehr intensive Abstimmungsgespräche“ mit dem Investor. Die Verwaltung plädierten weiterhin für maximal 100 Wohneinheiten. „Wir befürworten eine etwas verträglichere Bebauung“, sagte Wiesner im Ausschuss. Gleichwohl müsse man mit dem arbeiten, was die Politik der Verwaltung vorgebe.

Infrastruktur überlastet?

Auch Grüne und Linkspolitiker kritisieren die aus ihrer Sicht dichte Bebauung der Ackerfläche. Für Herbert Behrens ist kaum vorstellbar, wie künftige der gesamte Verkehr über die schmale Buchtstraße rollen soll. Dass die Bevölkerung Scharmbeckstotels durch die Besiedlung des Baugebiets schlagartig um etwa zehn Prozent wachse, sei nicht verkraftbar. „Ich sehe uns nicht in der Pflicht, einem Investor hinterher zu planen, der sein Geschäft machen möchte“, sagte Behrens. Für Anja Heuser (Grüne) steht ebenso fest, dass die Anzahl der Wohneinheiten die vorhandene Infrastruktur überlaste. „Es sind einfach zu viele Wohneinheiten.“ Das Straßenverkehrsgutachten sei „nicht schlüssig“, und die Versickerung des Oberflächenwassers fraglich. „Wir halten die Pläne für noch nicht ausgegoren.“

Werner Schauer regt an, alle offenen Punkte in der nächsten Runde zu klären. „Wir müssen den Weg frei machen für die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und die Träger öffentlicher Belange“, so Schauer. Dann könne man die Fragen klären, die aufgeworfen wurden und „überhaupt nicht banal" seien. „Ich bin froh, heute über den Vorentwurf zu entscheiden.“

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Neben Verwaltungsmitarbeitern und Politikern von Grünen und Linkspartei konnte Harry Schnakenberg (Seniorenbeirat) diese Freude nicht teilen. Schnakenberg fragte seine Vorredner, welche Familie sich überhaupt ein Eigenheim in der Wulfsküche leisten könne. Die Finanzierungszinsen lägen bei etwa vier Prozent, die Kosten von 400.000 bis 500.000 Euro seien für Normalverdiener immens. Überhaupt sei es ratsam, mehr Sozialwohnungen zu schaffen. Die acht Wohnungen, die Koenen für acht Euro je Quadratmeter über acht Jahre anbieten möchte, seien unzureichend. Auch das Thema „Starkregen“ müsse größere Beachtung genießen.

Info

Die Mitglieder des Verwaltungsausschusses beraten am Donnerstag, 16. Januar, in geschlossener Runde über die Annahme des Vorentwurfs. Bei einem Beschluss, das Konzept anzunehmen, könnte eine Öffentlichkeitsbeteiligung schon Ende Januar starten.
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