Landkreis Rotenburg. Ob Energiecreme oder Vogelkuchen, Mehlwürmer in Fett oder Nussstangen, Vier-Jahreszeiten-Menü oder Fünf-Kilo-Eimer Meisenknödel – die Auswahl an Vogelfutter in Supermärkten und Baumärkten ist groß. Offenbar macht es vielen Menschen Freude, Vögel zu füttern, heißt es vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Manfred Radtke vom Kreisverband Rotenburg erklärt, worauf es ankommt.
Soll man Vögel überhaupt füttern?
Die Vogelfütterung ist wichtig für das Naturerleben insbesondere in Städten und Siedlungen. Sinnvoll ist das winterliche Füttern vor allem, wenn es dazu dient, Kinder und auch Erwachsene am Vogelhäuschen mit der heimischen vielfältigen Vogelwelt vertraut zu machen. Mit etwas Glück stellen sich bis zu 15 Vogelarten an der Futterstelle ein.
Worauf ist zu achten?
Auf jeden Fall sollte die Futterstelle regelmäßig gesäubert werden, damit sie sich nicht zu einem Infektionsherd entwickelt. Denn in den klassischen Futterhäuschen,
in denen die Vögel beim Fressen sitzen, vermischt sich das Futter leicht mit dem Vogelkot.
Gibt es Alternativen?
In einem sogenannten Futtersilo ist das Futter vor Verunreinigung durch Kot geschützt. Außerdem ist darin die Gefahr geringer, dass es nass wird und schimmelt. Mit speziellem Vogelfutter für Körner fressende Gartenvögel können gezielt Haussperling, Dompfaff, Buchfink oder der Stieglitz an das Silo gelockt werden. Diese Arten mögen ölhaltige, energiereiche Sämereien wie dunkle Sonnenblumenkerne oder Mohn. Weichfutterfresser, wie Amsel, Rotkehlchen oder Heckenbraunelle kann man eine Zeit lang mit Obststücken, Rosinen oder getrockneten Wildbeeren erfreuen. Für Meisen schließlich sind die bekannten Meisenknödel oder Meisenringe sowie Drahtbehälter mit naturbelassenen Erdnüssen das richtige Angebot.
Was ist für Vögel tabu?
Vögel dürfen keinesfalls mit gesalzenen oder gewürzten Essensresten gefüttert werden. Sie können für Vögel tödlich sein. Beim Kauf von Vogelfutter sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, kein Körnerfutter mit Samen des für uns Menschen hoch allergenen Traubenkrauts Ambrosia zu kaufen. Die breitet sich derzeit aggressiv aus.
Welche Risiken gibt es?
Man sollte die Futterstelle so platzieren, dass Katzen keine Deckung finden, um sich anzuschleichen. Große Fensterflächen in der Nähe sollten gegen Anflug gesichert sein, damit sie nicht zur tödlichen Falle werden.
Wie groß ist der Nutzen der Fütterung?
Viele Vogelarten in Deutschland sind bedroht, zum Beispiel durch die Zerstörung ihrer Lebensräume. Dem Artenschutz und der Vogelvielfalt hilft unser zusätzliches Futterangebot leider nur wenig, nur wenige Vogelarten nehmen es an. Weit sinnvoller investiert ist hier jeder Cent, der etwa in Produkte der ökologischen Landwirtschaft fließt. In einer Kulturlandschaft mit Weidetieren, Obstbäumen, Kleingewässern, Hecken und bunten Ackerrandstreifen leben viel mehr Vogelarten – auch solche, die heute stark gefährdet sind.
Kann die Fütterung auch kontraproduktiv sein?
Grundsätzlich sind Vögel auf das jahreszeitlich wechselnde Futterangebot eingestellt. Ein Zuviel kann das ökologische Gleichgewicht sogar ins Wanken bringen. Kommen Standvogel-Populationen wie die der Kohlmeise damit vermehrt durch den Winter, finden Zugvögel wie der seltene Trauerschnäpper und der Gartenrotschwanz bei ihrer Rückkehr nur noch wenige freie Nistplätze vor.
Was kann man sonst tun?
Nachhaltiger können Vogelfreundinnen und Vogelfreunde ihren Schützlingen helfen, wenn sie über den Winter Gartenstauden stehen lassen, heimische Gehölze pflanzen und Kompost- oder Laubhaufen anlegen. So werden zum Beispiel Nischen für Insekten und ein Angebot an Wildbeeren geschaffen. „Das ist dann ganz
praktischer Vogelschutz bei sich zuhause", heißt es vom BUND.