Im April war Breddorf die einzige Gemeinde, die ihre Vereinbarung mit dem Landkreis Rotenburg über den Betrieb ihres Kindergartens gekündigt hat - mit Betonung auf "war". Sie ist es nämlich nicht mehr. In der jüngsten Ratssitzung wurde der Beschluss über die Kündigung zurückgenommen, nachdem der Landkreis der Gemeinde mit einer erheblich höheren Kreisumlage gedroht hatte.
Kinderbetreuung ist originäre Angelegenheit der Landkreise, aber fast alle geben diese Aufgabe gegen Erstattung der Kosten an eine untere Ebene weiter, teils an Samtgemeinden, meistens an Gemeinden. So wird es auch in der Samtgemeinde Tarmstedt gehandhabt: Dort sind die meisten Gemeinden Träger ihrer Kindertageseinrichtungen. Ausnahmen sind Wilstedt, wo der Kindergarten seit Jahrzehnten von der evangelischen Kirche betrieben wird, und Tarmstedt, das seine beiden Einrichtungen vor einigen Jahren an das Rote Kreuz abgegeben hat.
Die Gemeinde Breddorf fühlte sich aber in der jüngeren Vergangenheit vom Landkreis im Stich gelassen, etwa als wegen Personalmangels der Kindergarten "Waldzwerge" geschlossen werden musste. Auch Fördergelder für Erweiterungen kämen verspätet bei der Gemeinde an, hatte Bürgermeisterin Susanne Schmiedel (SPD) in der Ratssitzung im März bemängelt – "weil der Landkreis es nicht schafft, unter ein Formular einen Stempel zu drücken". Deshalb hatte der Rat damals beschlossen, die Trägerschaft an den Landkreis zurückzugeben.
Das, so Susanne Schmiedel jetzt in der Ratssitzung, sei im April geschehen. "Der Landrat war nicht begeistert; das war die erste Kündigung, die es im Landkreis Rotenburg je gab." Dann habe die Kreisverwaltung eine Gesetzeslücke gesucht und gefunden: Der Landkreis könne allein für die Gemeinde Breddorf die Kreisumlage, die normalerweise für alle Gemeinden einheitlich gilt, von 43 auf 56 Prozent heraufsetzen. Das könne sogar dazu führen, dass Breddorf, das bisher finanziell noch recht gut dastehe, schon für seine Pflichtaufgaben Kredite aufnehmen müsse, sagte die Bürgermeisterin, die nach einem erneuten Gespräch mit dem Landkreis, diesmal mit Unterstützung durch den Samtgemeindebürgermeister Oliver Moje, das ernüchternde Fazit zog: "Wir können uns die Kündigung nicht leisten."
Rainer Preuss (SPD) wollte vor einer Rücknahme wissen, ob der Landkreis jetzt kooperativer sei. Das hat auch Sabine Ringen (Wählergemeinschaft) im Gespräch mit dem Landkreis verlangt, sie vermisse aber eine ausdrückliche Zusage von mehr Unterstützung – etwas, was Susanne Schmiedel jedoch vernommen hat, wie sie sagte. Ein Teil der Schwierigkeiten mit dem Landkreis habe daran gelegen, dass Breddorf dort aus unbekannten Gründen im vorigen Oktober aus dem E-Mail-Verteiler gerutscht sei, berichtete Sabine Ringen. Das sei jetzt behoben.
Bis Ende Mai benötigt der Landkreis nach den Worten von Sabine Ringen eine Entscheidung, ob die Vertragskündigung Bestand haben solle. In diesem Fall würde er einen neuen Betreiber für den Kindergarten suchen und die Kosten komplett an die Gemeinde weiterreichen. "Dann würden wir das Doppelte zahlen und hätten nichts mehr zu sagen", befürchtet die Bürgermeisterin – und die Gemeinde könnte nicht einmal den neuen Träger bestimmen, ergänzte Rainer Preuss.
Auch der Samtgemeindebürgermeister Oliver Moje war zur Ratssitzung erschienen. Er sehe zwei Möglichkeiten, sagte er: Entweder die Samtgemeinde übernehme den Kindergartenbetrieb, dann aber möglichst in allen Mitgliedsgemeinden. Er bezweifle aber, ob Tarmstedt und Wilstedt mit ihren Kindergärten in freier Trägerschaft mitziehen würden. Oder Breddorf mache es genauso wie diese beiden Gemeinden und suche einen freien Träger für den Kindergarten. Zu glauben, dass es dadurch billiger würde, sei eine Illusion, es gebe aber Vorteile bei der Personalversorgung, besonders bei Vertretungen im Krankheitsfall.
Susanne Schmiedel dagegen glaubt, dass es mit Ausnahme von Wilstedt und Tarmstedt für alle anderen Gemeinden eine Entlastung wäre, die Trägerschaft an die Samtgemeinde abzugeben. Die ehrenamtlichen Verwaltungen und Bürgermeister könnten schlicht nicht mehr so viel Zeit investieren, wie für die Kindergartenverwaltung gebraucht werde. Deshalb hoffe sie, dass zusammen mit der Samtgemeinde eine Lösung gefunden werden könne. Vorerst jedenfalls wurde die Kündigung der Vereinbarung mit dem Landkreis einstimmig zurückgenommen.