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Freiflächenfotovoltaik Plan für Solarpark: In Breddorf gründet sich eine Bürgerinitiative

Die Planung für einen Solarpark in Breddorf schreitet voran. Einige Bürger haben jetzt gemeinsam ein Initiative gegründet, um den Prozess zu begleiten.
03.06.2025, 12:21 Uhr
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Von Johannes Kessels

Während in Wilstedt eine Bürgerbefragung nötig ist, könnte in Breddorf die Planung eines großen Solarparks recht reibungslos über die Bühne gehen. Einige Kritik im Ort gibt es zwar, und mit etwa 50 Zuhörern war die Diele des Heimathauses ungewöhnlich gut besucht, aber es dauerte nicht lange, bis der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einen Aufstellungsbeschluss fasste. Der Solarpark wird nicht nur Strom erzeugen, er hat auch, bevor er überhaupt gebaut ist, etwas anderes bewirkt: Im Dorf hat sich gerade eine Bürgerinitiative gegründet.

Vor etwa drei Wochen hatte der Projektierer ON-Energy aus Dortmund in Person von Jörn Schaube die Solarparkpläne bereits in einer Bürgerversammlung vorgestellt. Die Fläche liegt beidseitig der Friedhofstraße südlich vom Friedhof auf der einen und der Biogasanlage auf der anderen Straßenseite, aber ein gutes Stück von beiden entfernt. Auf 68 Hektar sollen in Abständen von 1,50 Metern Solarzellenmodule in Reihen angeordnet werden, deren Unterkante 80 Zentimeter über dem Boden liegt, was für Schafbeweidung noch genug ist. Die Oberkante der schräg angeordneten Solarzellenpaneele soll in 3,50 Metern Höhe liegen. Die 97,8 Megawattstunden (oder Millionen Kilowattstunden) Strom, die die Anlage im Jahr produziert, reichen für 21.700 Vier-Personen-Haushalte, also für fast 90.000 Menschen. ON-Energy hat bereits mit elf Grundeigentümern Pachtverträge auf 20 Jahre mit Verlängerungsmöglichkeit um zweimal fünf Jahre abgeschlossen.

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Alle Fragen, die in der Bürgerversammlung gestellt worden seien, seien an ON-Energy weitergeleitet worden, sagte Bürgermeisterin Susanne Schmiedel jetzt. Jetzt wisse man, dass die ins Auge gefassten Ausgleichsflächen ohne Einschränkung zur Verfügung stünden. Bekannt sei, dass es in der Nähe ein Hünengrab gebe, vermutet wurden zudem einige vorzeitliche Hügelgräber in Richtung Ummel. Im Denkmalatlas des Landes Niedersachsen seien keine verzeichnet, man warte aber noch auf eine Auskunft der Kreisarchäologie.

Korridore fürs Wild

Laut Jörn Schaube wird das Gelände mit einer fünf Meter breiten dreireihigen Gehölzreihe eingegrünt. Wenn gewünscht, könnten auch beide Straßenränder der Friedhofstraße bepflanzt werden. Das könnte aber auch einen Tunneleffekt geben, meinte Rainer Preuss (SPD). Für das Wild werden zwei Korridore mehr als geplant angelegt. "Die dürfen nicht vor Zäunen enden, dann würde das Wild leichte Beute für den Wolf", sagte Susanne Schmiedel. Der Mais, der jetzt auf dem größten Teil der Fläche angebaut werde, werde schon bald nicht mehr in dieser Menge benötigt, denn eine der Breddorfer Biogasanlagen soll Anfang 2027 abgeschaltet werden.

Die Gemeinde wird, sobald Strom produziert wird, eine Abgabe von 0,3 Cent pro Kilowattstunde erhalten. Das klingt nach wenig, macht aber bei dieser Größe 300.000 Euro im Jahr aus. Breddorf habe zwar gerade gute Gewerbesteuereinnahmen, sagte Susanne Schmiedel, aber das werde sich wohl ändern, wenn die eine Biogasanlage außer Betrieb gehe. Dann wäre der Solarpark eine langfristige Absicherung, auch wenn die Gewerbesteuer erst fällig werde, wenn er abbezahlt sei.

Hoffen auf Einnahmen

"Ich war ja nicht so begeistert, dass das Gebiet so groß werden soll", sagte Georg Gerken (Wählergemeinschaft). Aber andere Flächen kämen in Breddorf nicht infrage. Es sei zu befürchten, dass die Samtgemeindeumlage und die Kreisumlage, die die Gemeinde abführen muss, bald steige, da könne der Solarpark eine große Erleichterung darstellen. Auch Rainer Preuss tut sich mit der Größe schwer, wie er sagte. Trotzdem sei Solarstrom ein sinnvoller Beitrag zur Energiewende, zumal die staatliche Förderung für Biogasanlagen auslaufe. Bei einer Enthaltung beschloss der Rat schließlich einstimmig, den Bebauungsplan aufzustellen und einen städtebaulichen Vertrag abzuschließen.

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Inzwischen hat sich im Ort die Bürgerinitiative Breddorf gegründet, wie ihre zweite Vorsitzende Gabriele Fox, die zusammen mit dem ersten Vorsitzenden Mario Kück als Zuhörerin an der Ratssitzung teilnahm, in der Fragestunde berichtete. Angestoßen worden sei die Gründung durch die Solarparkpläne. Nach der Gründungsversammlung in der vorigen Woche habe man jetzt den Antrag beim Amtsgericht auf Registrierung als eingetragener Verein eingereicht.

Man habe alles, was ihnen eingefallen sei, einfach einmal aufgelistet, sagte Gabriele Fox, und auch schon Experten aus der Weltgesundheitsorganisation, aus dem Naturschutz, aber auch Juristen zugezogen. "Wir rennen nicht los mit der Machete und schlagen alles nieder", so Fox. Die Bürgerinitiative sei nicht gegen den Gemeinderat gerichtet, wie sie ausdrücklich betonte. "Wir wollen gemeinsam etwas bewegen."

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