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Leistungspflügen Die Suche nach der perfekten Furche

18 junge Frauen und Männer versuchen beim Leistungspflügen, eine möglichst perfekte Ackeroberfläche zu schaffen. Keine leichte Aufgabe.
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Die Suche nach der perfekten Furche
Von Peter von Döllen

Gnarrenburg. Bastian Müller umfasst den Steuerungshebel, der ein wenig wie die früheren Joysticks aussieht, mit denen Computerfans ihre Spiele steuerten. Um Spielen geht es heute aber nicht, auch wenn Müller beteuert, wie toll doch die landwirtschaftliche Arbeit ist. "Ein Feld zu pflügen, macht unheimlich viel Spaß", sagt der angehende Landwirt aus Alfstedt voller Enthusiasmus. Im Cockpit seines tonnenschweren Traktors steht ihm ein Schaltpult mit vielen Knöpfen und Schaltern zur Verfügung, mit denen die landwirtschaftlichen Trecker-Anbaugeräte gesteuert werden können. Ein kleiner Handgriff und der Pflug dreht sich mit einem Surren. Dann senkt er sich unter den prüfenden Blicken des Fahrers auf den Boden. Schon ruckt der Trecker an und die mannshohen Räder treiben ihn nach vorn. Stück für Stück hinterlässt er eine Furche im Acker.

Genauigkeit ist gefragt

Es ist die sogenannte Spaltfurche. Mit ihr beginnt die Aufgabe, die an diesem Morgen 18 Auszubildende - Mädchen und Jungen - in Karlshöfen meistern wollen. Sie sind im zweiten Jahrgang der Landwirtschaftsschule an den BBS Bremervörde, die jährlich mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Landvolk Kreisverband Bremervörde-Zeven ein Leistungspflügen organisiert. Auf den ersten Blick ist die Sache ziemlich einfach. Jedem Teilnehmer wird eine Fläche eines abgeernteten Maisfeldes zugewiesen. "Die soll am Ende möglichst schwarz sein", erklärt Oberprüfer Florian Kruse. Heißt: Die Oberfläche des Feldes muss bearbeitet werden. Statt der Maisstoppel ist eine gleichmäßig bearbeitete Fläche gefragt. Dafür haben die Teilnehmer zwei Stunden Zeit.

Die Spaltfurche bildet eine wichtige Grundlage für die Bewältigung. "Sie soll 23 Zentimeter tief sein", erläutert Florian Kruse. Eine Abweichung von zwei Zentimeter werde toleriert. Die Prüfer kontrollieren das ganz genau und halten alles auf einem Bewertungsbogen fest. Zwei Punkte Abzug drohen bei jeder Messung. Bis zu viermal können die Prüfer messen, was maximal acht Minuspunkte bedeuten könnte. Zudem werde begutachtet, ob die Furche gerade und gleichmäßig ist.

Messen für den Erfolg

Ist diese erste Herausforderung geschafft, geht es weiter. Gefordert ist laut Florian Kruse die Bildung eines Keils, die Pflugbahnen führen dabei schräg zu den Längsabmessungen der zu bearbeiteten Fläche. Daraus ergebe sich ein Dreieck, das anschließend ausgepflügt werden müsse. Das simuliere die Realität, wenn die Felder beispielsweise keine geometrischen Rechtecke bilden oder Hindernissen, wie Bäumen oder Masten ausgewichen werden muss. Leerfahrten sind nicht erlaubt.

"Einfach drauflospflügen ist deshalb nicht gut", hat Bastian Müller erkannt. Immer wieder muss angehalten und gemessen werden. Stimmt die eingestellte Breite des Pfluges und wie sieht es mit der Tiefe aus? Dazu müssen die nötigen Bahnen mittels Peilstäben festgelegt werden. "Man muss viel messen und genau sein", weiß der angehende Landwirt. Anfangs lief es nicht so gut, räumt er ein. Doch nun ist er zufrieden. Er will später den Landwirtschaftsbetrieb seiner Eltern übernehmen. 120 Kühe werden dort derzeit durch zwei Melkroboter gemolken. Dazu kommen Kälber und Bullen. Vor zehn Jahren wurde ein moderner Stall gebaut. Zu dem Hof gehören 45 Hektar für den Maisanbau und rund 50 Hektar Grünland, erzählt Müller. Seit drei Generationen ist er in Familienhand, Bastian Müller will die vierte werden.

Erfahrungen sammeln

Natürlich hat er schon viel Praxis erworben, seit vier Jahren pflügt er schon Felder. Der Leistungswettbewerb habe aber nicht viel mit der Realität zu tun, sagt er. "Einen Keil gibt es nur sehr selten", erzählt er. Der Wettbewerb sei aber gut, um Erfahrungen für sich selbst mitnehmen zu können.

Bernd Helms, Ausbilder bei der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer, kennt die Diskussion um den Wert des Wettbewerbs, dessen Ergebnisse übrigens nicht in die Noten der Auszubildenden einfließen. Er sieht ihn als gute Vorbereitung auf die Prüfung. "Die Auszubildenden erfahren, wie man ein Gerät ordnungsgemäß einstellt und einsetzt", führt er an. Dazu komme ein wenig Stress unter Wettbewerbsbedingungen, wie er auch bei Prüfungen entstehe. Wer einen Pflug beherrscht, könne auch mit anderen landwirtschaftlichen Geräten umgehen, meint der Ausbilder. Da sei es nicht schlecht, wenn man es entsprechend trainiert.

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