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Politik reagiert entsetzt Feuerwehrhaus Kirchtimke wird neu gerechnet

2,9 Millionen Euro soll das neue Feuerwehrhaus in Kirchtimke kosten, bisher ist die Samtgemeinde Tarmstedt von 1,3 Millionen Euro ausgegangen. Nun soll das Projekt neu durchgerechnet werden.
29.05.2024, 16:25 Uhr
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Von Johannes Heeg

Überrascht, geschockt, entsetzt - so oder so ähnlich haben Mitglieder des Tarmstedter Samtgemeinderates reagiert, als sie erfuhren, dass das neue Kirchtimker Feuerwehrhaus nicht wie zunächst geschätzt 1,3 Millionen Euro kosten soll, sondern 2,9 Millionen Euro. In der jüngsten Sitzung wollten die Politikerinnen und Politiker zunächst einmal wissen: Wie kann das sein?

Um die Sache zu erklären, war Martin Menzel in den Tarmstedter Ratssaal gekommen. Der für das Projekt zuständige Architekt machte zunächst eine für die Anwesenden überraschende Feststellung: "Es gibt keine Kostensteigerung." Denn die bisher bekannte Summe von 1,3 Millionen Euro sei eine Schätzung gewesen, aufgestellt vor zwei Jahren von der Verwaltung auf Grundlage des Raumprogramms, das sich die Feuerwehr gewünscht hatte.

Nutzfläche gewachsen

Seitdem sei aber viel passiert, so Menzel, unter anderem seien die Baukosten für Feuerwehrhäuser um 25 Prozent gestiegen. Laut Baukostenindex sei der Quadratmeter 2022 noch für 2700 Euro zu haben gewesen, heute seien dafür 3700 Euro fällig. Zudem sei die Nutzfläche um 100 Quadratmeter gewachsen, von ursprünglich 380 auf nunmehr 480 Quadratmeter. Was unter anderem daran liege, dass die Fahrzeughalle mit ihren zwei Fahrzeugboxen breiter werden soll. Außerdem sei ein etwa 30 Quadratmeter großer Raum ganz neu dazu gekommen: der sogenannte "Schwarzweiß-Raum". Der wird benötigt, damit verschmutzte Einsatzkleidung nicht mit der Privatkleidung direkt in Kontakt kommt.

Wo also könnte man sparen, das war die nächste große Frage. Eine Fahrzeugbox weglassen? Den Versammlungsraum verkleinern? Das wurde ebenso in den Raum gestellt wie der Vorschlag, statt der modernen Wärmepumpe, die 53.000 Euro kosten soll, eine konventionelle Gasheizung einzubauen. Und die mit 30.000 Euro veranschlagte Fotovoltaikanlage könne man auch später noch montieren, hieß es. Bernd Sievert hielt dagegen: "Wenn wir jetzt an der modernen Technik sparen, könnte uns das später auf die Füße fallen, indem wir viel Geld für die Energie ausgeben müssen." Infrage gestellt wurde auch die aufwendige Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die mit 60.000 Euro in der aktuellen Kostenaufstellung steht. Und ob tatsächlich 27 gepflasterte Autostellplätze angelegt werden müssen?

Markus Schwiering wollte wissen, ob das Feuerwehrhaus in der vorliegenden Planung überhaupt finanziert werden könne, er fragte: "Kriegen wir überhaupt einen genehmigungsfähigen Haushalt hin, zumal wir in Wilstedt ja auch noch ein neues Feuerwehrhaus bauen müssen?" Die Diskussion ging noch eine Weile weiter, bis Heiko Gerken, Chef der CDU-Fraktion, feststellte: "Dafür kann ich nicht die Hand heben." Wiebke Scheidl forderte gar, das Projekt "noch mal neu zu denken". Vielleicht könne man den Schwarzweiß-Raum weglassen und später in Wilstedt vorsehen, schlug sie vor.

Das sei nicht sinnvoll, entgegnete Gemeindebrandmeister Harald Cordes. Die eingeplante "Schwarz-Weiß-Trennung" sei für sämtliche Feuerwehren der Samtgemeinde gedacht, und überdies sei sie vorgeschrieben. Und die zweite Fahrzeugbox sei ebenso unverzichtbar, "wir brauchen den Platz", betonte der oberste Brandschützer der Samtgemeinde. Hartmut Otten erinnerte daran, dass der Brandschutz eine Pflichtaufgabe der Samtgemeinde sei: "Vor dieser Verantwortung können wir nicht wegrennen." Er regte an, den Schwarzweiß-Raum in Kirchtimke zu bauen, aber kostenmäßig nicht dem Projekt zuzuordnen.

Belastbare Zahlen notwendig

Um belastbare Zahlen zu bekommen, was das neue Haus denn am Ende tatsächlich kosten wird, schlug Stephan Kück-Lüers vor, verschiedene Varianten auszuschreiben, nämlich auch eine abgespeckte Version. "Das ist leider nicht zulässig", wusste dazu Architekt Menzel zu sagen. Er schlug stattdessen vor, "die Tiefenschärfe" der Kostenschätzung zu erhöhen, indem er ein detailliertes Leistungsverzeichnis mit vielen Varianten erarbeitet. Damit seien die geforderten realistischen Zahlen zu ermitteln. Denn eine Ausschreibung ohne triftige Gründe aufzuheben, "das geht nicht", so Menzel. Seinem Vorschlag schloss sich der Samtgemeinderat schließlich einstimmig an, lediglich Jochen Albinger enthielt sich.

Zuvor hatte Frank Tibke, zugleich auch Bürgermeister von Kirchtimke, auf die Dringlichkeit des Vorhabens hingewiesen. Die Ortswehr Kirchtimke erwarte ein neues Einsatzfahrzeug, das definitiv nicht in die jetzige Garage am Gemeinschaftshaus passe. Der Neubau dürfe nicht unnötig lange verzögert werden.

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